In Prousts Werk lesen alle: Bedienstete und ihre Herrschaft, Kinder und Eltern, Künstler, Ärzte, Gesellschaftsmenschen. Aber auch Proust selbst war ein großer Leser, stand im Ruf, alles gelesen und nichts davon vergessen zu haben. In seiner »Suche auf der verlorenen Zeit« werden Schriftsteller und Literatur auf vielfältige Weise Teil dieses großen Romans, wird die Literatur gewissermaßen zu einem Hauptprotagonisten. Proust definiert seine Figuren über ihre Lektüren und ihren literarischen Geschmack: »Um seine Figuren zu charakterisieren, drückt Proust ihnen ein Buch in die Hand«, schreibt Anka Muhlstein. Anka Muhlstein zeigt in ihrem kleinen Proust-Buch die zentrale Bedeutung von Literatur für Leben und Werk von Marcel Proust auf und entschlüsselt auf unterhaltsame Art Anspielungen, Motive, Zitate, Handlungs- und Charakterzüge. Entstanden ist so eine fundierte Einführung in Prousts großen Roman und zugleich ein amüsantes Vademecum für jeden, der Bücher liebt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ohne hervorragende literarische Kenntnisse ist Marcel Prousts verweisstarke und anspielungsreich komplexe "Recherche" nicht zu haben, konstatiert Tobias Schwartz, der sich auch deshalb beim Erkunden der literarischen Massive, auf denen Prousts Literatur ruht, sehr gerne von Anka Muhlstein an die Hand nehmen lässt. Wobei die Autorin, wie der Rezensent dankbar verzeichnet, gar nicht erst den Anspruch erhebt, einen umfassend detaillierten Wegweiser - der am Ende ja noch umfangreicher gewesen wäre als Prousts Mammutwerk - verfasst zu haben, sondern schwerpunktmäßig jene Bücher fokussiert, die Prousts Kindheit begleitet haben. Auch dankt es der Rezensent der Spurensucherin, Prousts Werk nicht entzaubert zu haben. Vielmehr handelt es sich bei der Lektüre dieser Motiv- und Referenzgeschichte um ein "heiteres, gewinnbringendes Erlebnis", nach dem sich der Kritiker mit umso größerer Lust in Prousts literarischen Dschungel begibt, um dort eigene Beobachtungen anzustellen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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