Sprachen verändern sich. Sie verändern sich nach bestimmten Mustern. Diese Muster zu erkennen, zu verstehen, zu beschreiben und zu erklären ist eine der größten Herausforderungen der Sprachforschung. Grundsätzlich verläuft natürlichsprachliche Kommunikation von Sprachverwendern über einen Produktions- und einen Komprehensionskanal. Die Bedingungen, denen die beiden Direktionalitäten unterliegen, sind unterschiedlich und nicht selten widersprüchlich und asymmetrisch. Im Rahmen dieser Untersuchung wird der Einfluss von sprecher- und hörerseitiger Sprachverwendung auf Sprachwandel modelltheoretisch mittels Spieltheorie formalisiert. Eine Konsequenz ist, dass allein die direktionalitätsbezogenen, systemimmanenten Bedingungen, denen grammatische Systeme unterliegen, bereits Sprachwandel und mithin typologische Variation erzeugen, ohne Bezug auf weitere außersprachliche Faktoren zu nehmen. Folglich kann vor dem Hintergrund dieses dialektschen Ansatzes ein kausaler Zusammenhang motiviert werden, aus dem sich die Bidirektionalität der Grammatik natürlicher Sprache nachweisen lässt. Anhand eines Progressiv-Imperfektiv-Zyklus wird auf der Grundlage ausgewählter grammatischer Systeme von Einzelsprachen, ihrer Dialekte und früheren Sprachstufen herausgearbeitet, ob und inwieweit an der Herausbildung der verschiedenen einzelsprachlichen Grammatiken der Welt die Sprecher- und Hörertätigkeit als ein bidirektionaler Mechanismus implementiert werden kann, der als Motor für Sprachveränderung bzw. Sprachwandel bereits in der Grammatik des Sprachsystems angelegt ist.