Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die "Bildungs abstinenz" der Arbeiter. Die Untersuchung hat das Ziel, die Griinde zu ermitteln, warum Arbeiter von ihrem Recht auf Bil dung einen so geringen Gebrauch machen. Diese Frage stand am Anfang der von Prof. Dr. Ralf Dahrendorf, Ph. D. , ange regten bildungssoziologischen Untersuchungen des Tiibinger Soziologischen Seminars. Die "Bildungsabstinenz der Arbeiter" ist die einzige schichtspezifische Arbeit, die in diesem Rahmen erstellt wurde. Sie versucht, die Hindemisse sichtbar werden zu lassen, die dem Bildungsaufstieg begabter Arbeiterkinder im Wege stehen. Die Arbeit solI aber auch eine Antwort darauf geben, warum diese Schranken sich als so hartniickige Aufstiegs hemmnisse erweisen. Die zentrale Frage, ob es sich bei der "Bildungsabstinenz" der Arbeiter um eine gewollte oder unge wollte Abstinenz handelt, soll- urn einem weitverbreiteten MiB verstiindnis entgegenzuwirken - gleich hier beantwortet werden: Die Bildungsabstinenz der Arbeiter ist nicht selbstgewollt, son dem beruht auf einem unfreiwilligen Verzicht. Die Untersuchung ging von verschiedenen Hypothesen aus, die an Hand des empirischen Materials modifiziert und er weitert wurden. Die Analyse basiert auf Interviews von In dustriearbeitem. Einzelheiten zur Methode der empirischen Untersuchung werden im Anhang erliiutert. Dort findet sich auch der den Interviews zugrunde gelegte Leitfaden. Reform vorschliige zur Veranderung der gegenwiirtigen Bildungssitua tion der Arbeiter werden in einem eigenen Kapitel zur Diskus sion gestellt. Miinchen, im Friihjahr 1966 Susanne Grimm INHALT I. Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Die objektive Bildungssituation . . . . . . . . . . . 9 2. Das Problem und die verschiedenen ErkHirungsversuche 11 3. Der Ansatz der vorliegenden Untersuchung. . . . . .
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