Unsere Schulen vermitteln totes Faktenwissen, das mit der Lebensrealität nichts zu tun hat. Warum gilt jemand als gebildet, der "Faust I" gelesen hat, aber nicht weiß, wie man ins Internet kommt?Die Schüler werden immer dümmer, weil sie immer mehr lernen sollen, aber immer weniger verstehen. Werner Fuld fordert eine radikale Änderung unseres veralteten Bildungsbegriffs samt seiner Standards. Denn sonst findet die Zukunft ohne uns statt.Wenn bei uns über Bildung gesprochen wird, heißt das nach PISA vor allem: Unsere Kinder müssen wieder mehr lernen. Aber das miserable Ergebnis bei diesem internationalen Test hat eben nicht gezeigt, dass sie zu wenig lernen, sondern das Falsche. Leider ist das kaum jemandem aufgefallen. Alles wird so gelehrt wie immer, nur von allem ein bisschen mehr. Nationale Bildungsstandards werden beschlossen, damit nicht nur der bayrische, sondern auch der niedersächsische Abiturient Goethes Faust gelesen hat. Dann sind beide immerhin gleich dumm. Unsere Schüler lernen nicht zu wenig, sondern zu viel. Und weil sie immer mehr lernen müssen, werden sie täglich dümmer. Blind für die Welt, aber abgefüllt mit abstraktem Faktenwissen - wollen wir wirklich so sein? Und vor allem: können wir uns das leisten? Werner Fuld wendet sich gegen den überholten Bildungskanon und fordert eine Neudefinition des Bildungsbegriffs, der nicht mehr der Vergangenheit, sondern vielmehr unserer Zukunft verpflichtet sein sollte.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Rezensent Daniel Jütte scheint ein bisschen genervt von Werner Fulds drastischen Vorschlägen zur Lösung die Bildungsmisere, die er auf die einfache Formel "Google statt Goethe!" zusammenfasst. Die sind seiner Meinung nach schlichtweg undifferenziert. Doch weil Fuld auch die Schreiber des Feuilletons für das "weltfremde Festhalten an einem überkommenen Bildungsbegriff" verantwortlich macht, beschränkt sich Jütte weitgehend auf leicht spöttisches Schulterzucken: "An einer Schule nach Fulds Geschmack hätte wohl selbst das Ausdrucken von Kochrezepten aus dem Internet mehr Berechtigung als beispielsweise der Geschichtsunterricht."
© Perlentaucher Medien GmbH
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