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Deutschland, im 18. Jahrhundert: Der feuerköpfige junge Student Friedrich von Hardenberg, von Verwandten und Freunden Fritz gerufen - später unter dem Namen Novalis einer der großen Dichter der Deutschen Romantik -, möchte die Erlaubnis seines Vaters erlangen, seine wahre "Philosophie" zu heiraten, ein blutjunges Mädchen namens Sophie von Kühn: ",Nun ist ihr Wunsch erfüllt, Fräulein Sophie', sagte er und betrachtete sie, wie sie am selben Fenster im Saal stand. Ihr rosiger Kindermund öffnete sich gerade, und ohne es selbst zu merken, streckte sie die Zungenspitze ein wenig heraus, weil sie so…mehr

Produktbeschreibung
Deutschland, im 18. Jahrhundert: Der feuerköpfige junge Student Friedrich von Hardenberg, von Verwandten und Freunden Fritz gerufen - später unter dem Namen Novalis einer der großen Dichter der Deutschen Romantik -, möchte die Erlaubnis seines Vaters erlangen, seine wahre "Philosophie" zu heiraten, ein blutjunges Mädchen namens Sophie von Kühn: ",Nun ist ihr Wunsch erfüllt, Fräulein Sophie', sagte er und betrachtete sie, wie sie am selben Fenster im Saal stand. Ihr rosiger Kindermund öffnete sich gerade, und ohne es selbst zu merken, streckte sie die Zungenspitze ein wenig heraus, weil sie so gern die Schneekristalle außen am Fenster probiert hätte." Dieses Vorhaben Friedrichs schockiert die ganze Familie Hardenberg genauso wie die Freunde. Man stelle sich vor, dieser brillante junge Mann mit großer Zukunft angetraut einem zwölf Jahre alten einfältigen kindlichen Fratz! Doch Friedrich bleibt hartnäckig ...
Autorenporträt
Penelope Fitzgerald (1916 - 2000) studierte in Oxford und war während des Zweiten Weltkrieges Mitarbeiterin bei der BBC. Sie war Dozentin an der Italia Conti Academy und an der Queen's Gate School in London, außerdem arbeitete sie einige Jahre in einer Buchhandlung in Southwold, Suffolk. Sie gehört laut Times zu den wichtigsten englischen Autoren nach 1945. 1979 wurde sie mit dem renommierten Booker Prize und 1998 als erste nichtamerikanische Autorin mit dem amerikanischen National Book Critics Circle Award for Fiction ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.02.2008

Als Novalis noch Fritz war
Penelope Fitzgerald: „Die blaue Blume”
„Ungewissheit und Erwartung durchschauerte die Gäste wie die ersten Anzeichen eines Fiebers; nicht einmal die standfesten blieben davon verschont.” Das ist der Ton, der in diesem Roman angeschlagen wird und lange in uns nachhallt. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus – und kann gar nicht genug davon bekommen. Dieses Buch erschließt uns die ebenso abgeschiedene wie aufregende, frömmelnde wie ekstatische Welt von Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, der in diesem kleinen Wunderwerk einer romanhaften Biographie einfach Fritz heißt – noch ehe er sich selbst Novalis nannte.
Die englische Schriftstellerin Penelope Fitzgerald – ein Name, wie einem Roman entsprungen – wurde 1916 geboren und starb im Jahr 2000. Ihr Vater war der Punch-Herausgeber Edward Knox, sie selbst arbeitete während des Zweiten Weltkriegs für die BBC und begann ihre literarische Karriere erst im Alter von 58 Jahren mit einer Biographie des präraffaelitischen Malers Edward Burne-Jones.
In ihrem im Original 1995 erschienenen Buch „Die blaue Blume” wendet sie sich der deutschen Romantik zu, zeigt dem Leser das Land um Weißenfels, die thüringischen Bergwerke, die Gegensätzlichkeit von besitzendem Adel und Volk, gestützt und zusammengehalten durch die offenbar sehr belastbaren Krücken der Herrnhuter Brüdergemeinde. In diese Musik mischen sich neue Töne, die aus Frankreich herüberwehen, soweit die Zeitungen davon Kenntnis geben.
Das alte Deutschland tritt in diesem Roman noch einmal auf, – ohne alle Romantisiererei. Mit leichter Hand blättert die Autorin eine Szene nach der andern vor uns auf wie die Klappbilder auf einem Leporello. Die Familie der Hardenberg, genaue, miniaturscharfe Porträts der Eltern, Geschwister und Freunde. Was man mit allmählich ermüdender Beharrlichkeit einem bestimmten Bild der „deutschen Romantik” zugeschlagen hat, wird hier in herzergreifender Frische und Nüchternheit erzählt. Bezaubernde Entzauberung.
Wie es der englischen Autorin – und in ihrem Gefolge der einfühlsamen Übersetzerin Christa Krüger – gelingt, dieses Panorama, im Schatten von Weimar, sichtbar werden zu lassen, ist staunenswert. Fritzens Leidenschaft für die Industrie und die Naturkunde der Salinen erinnert an Achim von Arnims Begeisterung für die schnurrenden Webstühle von Elberfeld. „Früher hatte Fritz bei seinen Ritten über Land die altehrwürdigen Berge bewundert. Jetzt betrachtete er die Gebirgsausläufer und Kohleflöze mit dem Auge des Erzsuchers.”
Im Zentrum des Romans aber steht die unglückliche und unbegreifliche Liebe dieses Fritz zu der kindlichen Sophie von Kühn – ein munteres und kränkelndes Wesen, das von Fritz ebenso rückhaltlos verklärt wie ganz offensichtlich verkannt wird, wie auf der anderen Seite dieses seltsame Kind außerstande ist, die ihr zugedachte Liebe wirklich zu beantworten. Die Schilderung der Verlobungsfeier ist der Höhepunkt des Romans. Sophie, schon von Krankheit gezeichnet, setzt alles daran, ihre Hinfälligkeit auf fast makabre Weise zu leugnen. Die durchaus widerspenstigen Charaktere und gegensätzlichen Leidenschaften der neuen Verwandten vereinigen sich zum ebenso feierlichen wie burlesken Bild der vergeblichen Beschwichtigung eines unaufhaltsamen Niedergangs.HANNS ZISCHLER
Penelope Fitzgerald Foto: Picture-Alliance / Photoshot
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