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"Wir haben viele Bücher über jüdische Schicksale in der Nazizeit, dies ist eines der besten. Ein ganz großer, in sich ruhender Roman. Unvergesslich." Berliner Morgenpost
Jurek ist elf, als er mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Kazik ins Warschauer Ghetto kommt. Es ist kein leichtes Leben, doch Jurek und Kazik sind noch arglos: Sie wissen, dass Krieg herrscht, und spielen ihn mit ihren Bleisoldaten nach. Was es in diesen Zeiten heißt, Jude zu sein, begreifen sie erst allmählich. Das Leben im Ghetto wird zunehmend schwerer, mit jedem Tag steigt die Gefahr, gefangengenommen und…mehr

Produktbeschreibung
"Wir haben viele Bücher über jüdische Schicksale in der Nazizeit, dies ist eines der besten. Ein ganz großer, in sich ruhender Roman. Unvergesslich." Berliner Morgenpost

Jurek ist elf, als er mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Kazik ins Warschauer Ghetto kommt. Es ist kein leichtes Leben, doch Jurek und Kazik sind noch arglos: Sie wissen, dass Krieg herrscht, und spielen ihn mit ihren Bleisoldaten nach. Was es in diesen Zeiten heißt, Jude zu sein, begreifen sie erst allmählich. Das Leben im Ghetto wird zunehmend schwerer, mit jedem Tag steigt die Gefahr, gefangengenommen und deportiert zu werden. Immer wieder müssen die Brüder flüchten und ihre Verstecke wechseln. Dem Schicksal können sie dennoch nicht entgehen und kommen in das Konzentrationslager Bergen-Belsen - das beide aber am Ende überleben.
Autorenporträt
Uri Orlev, geb. 1931 in Warschau, lebt seit 1945 in Israel. Er ist einer der renommierten Schriftsteller seines Landes und erhielt 1996 für sein Gesamtwerk den Hans-Christian-Andersen-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.1999

Hundert Gramm Brot
Uri Orlevs erschütternder Holocaust-Bericht

In den "Bleisoldaten", seinem ersten Roman, hat Uri Orlev schon früh über die Schreckenszeit berichtet, die er als Kind im Warschauer Ghetto und im Lager Bergen-Belsen durchlitten hat. Das Buch erschien 1956, zehn Jahre nachdem er und sein jüngerer Bruder in Haifa gelandet waren und in einem Kibbuz ein neues Leben begonnen hatten. Erst jetzt kommt dieses erschütternde Dokument in deutscher Übersetzung heraus. Inzwischen sind zahlreiche Berichte über den Holocaust aus der Sicht von Kindern erschienen. Louis Begleys Roman "Lügen im Zeitalter des Krieges" ist einer der eindrucksvollsten. Manchmal erinnern "Die Bleisoldaten" an dieses Buch.

Was bei Begley eine kunstvolle Form gefunden hat, schleudert Uri Orlev voller Entsetzen als Erinnerungsfetzen heraus. Gespräche der Kinder, auch Zank und Rivalität, aufgeschnappte Sätze der Erwachsenen spiegeln die täglich notwendigen Überlebenskünste; die Nähe von Bedrohung, Willkür und Tod ist stets gegenwärtig. Orlev verläßt aber auch oft die Perspektive des elfjährigen Jungen und zählt die Fakten auf, die Hungerrationen, die Zahl der für die Vernichtungslager Zusammengetriebenen auf dem Sammelplatz im Warschauer Ghetto, die katastrophalen Verhältnisse in Bergen-Belsen, wo Verhungernde und Tote ein gewohnter Anblick sind. Gefühle sind nur selten erlaubt. Sie verkümmern angesichts der Gefahr, die sich im Tonfall so lapidar wie nur möglich beschreiben läßt.

Als behütete Kinder einer wohlhabenden Familie wachsen die beiden Brüder auf. Der Vater, ein erfolgreicher Arzt, kämpft in der Armee und geht nach dem verlorenen Krieg nach Rußland. Für seine kleinen Söhne bleibt er ein legendärer Held, der alles kann. Doch vor dem Ghetto kann er sie nicht bewahren. Daß sie Juden sind, erfahren sie erst jetzt wie einen Schock. "Mach dir keine Sorgen, alles wird gut", versichert ihnen ihre Tante Stella immer wieder. Sie hat sich der beiden Jungen angenommen, nachdem die Mutter erschossen worden war. Nicht zuletzt der Kinder wegen wird sie die Geliebte von Herrn Götzel, der ausgezeichnete Beziehungen zur Gestapo hat. Mehrmals gelingt ihr die Rettung vor dem Transport in die Gaskammern. Und bis zuletzt sorgt sie dafür, daß die Jungen Unterricht bekommen - für hundert Gramm Brot lernen sie Englisch. Sie denkt unbeirrt an die Zukunft.

Als endlich der Krieg zu Ende ist, fahren die Kinder in einem Zug von Magdeburg in Richtung Belgien durch das zertrümmerte Land. "Deutschland kaputt!" schreien sie aus voller Kehle. Mit den Deutschen Mitleid zu haben ist verboten, Rache ist angesagt und weiteres Kaputtmachen das beliebteste Spiel. "Was haben sie alles durchgemacht!" sagt ihre Betreuerin in Israel. Sie versucht zu verstehen, daß die Jungen aus dem Ghetto ganz anders sind als Gleichaltrige, für immer vom durchlebten Schrecken gezeichnet und mit einer kaum glaublichen Überlebenskraft gerüstet.

Für sein Gesamtwerk erhielt Uri Orlev 1996 den Hans-Christian-Andersen-Preis. "Die Bleisoldaten" verraten schon die Handschrift des weltberühmten Schriftstellers. Aber ihr Stoff bricht unter der Last des Erinnerns immer wieder auseinander.

MARIA FRISÉ

Uri Orlev: "Die Bleisoldaten". Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Beltz & Gelberg, Weinheim 1999. 335 S., geb., 32,- DM. Ab 12 J.

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"Uri Orlev ist ein Meisterwerk gelungen. ... Orlevs Buch ist weniger eines über den Holocaust als eines über die Menschen in all ihrer Größe und Kleinkariertheit. Das macht seine Weisheit aus." Badische Zeitung "Uri Orlev ist das Kunststück gelungen, die Psychologie des Schreckens anhand der Geschichte seiner Kindheit zu erklären." Hannoversche Allgemeine Zeitung "Wir haben viele Bücher über jüdische Schicksale in der Nazizeit, dies ist eines der besten. Ein ganz großer, in sich ruhender Roman, der seine Brisanz gerade aus seiner Kühle bezieht. Unvergesslich." Ellen Pomikalko, Berliner Morgenpost "Dieser Roman zeugt auf wunderbare Weise von der Unzerstörbarkeit der menschlichen Seele; seine Überzeugungskraft rührt von der Behutsamkeit des Erzählens her, von einem leisen Humor und von der Meisterschaft, mit der Orlev Menschen charakterisiert." London Daily Telegraf "Man zögert, ein weiteres Buch über den Holocaust aufzuschlagen, aber 'Die Bleisoldaten' ist anders. Das Buch hält genau die richtige Balance zwischen Abstand und Nähe. Und dass es aus der Sicht eines Kindes geschrieben ist, macht das, was beschrieben wird, erträglicher." Jewish Chronicle