Der 1935 erschienene Roman „Die Blendung“ ist der einzige Roman des späteren Literaturnobelpreisträgers (1981) Elias Canetti (1905-1994). Es blieb auch das erzählerische Hauptwerk des zu diesem Zeitpunkt 30jährigen Autors. Zunächst blieb der Roman ziemlich unbeachtet, obwohl Kritiker ihn nicht zu
Unrecht neben die Prosa Kafka, Musil oder Joyce stellten und „Die Blendung“ als „Jahrhundertroman“…mehrDer 1935 erschienene Roman „Die Blendung“ ist der einzige Roman des späteren Literaturnobelpreisträgers (1981) Elias Canetti (1905-1994). Es blieb auch das erzählerische Hauptwerk des zu diesem Zeitpunkt 30jährigen Autors. Zunächst blieb der Roman ziemlich unbeachtet, obwohl Kritiker ihn nicht zu Unrecht neben die Prosa Kafka, Musil oder Joyce stellten und „Die Blendung“ als „Jahrhundertroman“ bezeichneten.
Protagonist des Romans ist der weltfremde Professor Peter Kien, ein Sinologe, ein hagerer Privatgelehrter der chinesischen Kulturwissenschaften, der die „bedeutendste Privatbibliothek dieser großen Stadt“ besitzt. Hier lebt er inmitten der unzähligen „spröden und schweren Werke“ wie in einem Schneckengehäuse, allein durch ein Oberlicht dringt Tageslicht herein. Seine Bücher bedeuten ihm alles, die Außenwelt mit ihren Mitmenschen ist ihm eine Last. Nur zu der wesentlich älteren Haushälterin Therese sucht er Kontakt, die sich pedantisch um den Haushalt und die Pflege seiner Bibliothek kümmern soll.
Die zwar einfältige, aber gierige Therese erfüllt ihre Pflichten den Büchern gegenüber zu Kiens Zufriedenheit. Listig weiß sie Interesse an den Büchern vorzutäuschen, womit sie Kien zur Ehe verleitet, der sie auch wirklich heiratet. Doch von Anfang an will Therese Kien aus den vier Wänden verdrängen. Es entbrennt zwischen dem ungleichen Paar ein schonungsloser Kampf um die Wohnung, in dem Kien schließlich unterliegt. Doch der Außenwelt ist er noch weniger gewachsen. Als Therese einige seiner Bücher in einem Pfandleihhaus veräußern will, zündet Kien schließlich seine 25.000 Bände umfassende Bibliothek an und verbrennt mit seinen geliebten Büchern („Als ihn die Flammen endlich erreichen, lacht er so laut, wie er in seinem ganzen Leben nie gelacht hat“).
Das vorliegende Audiobuch präsentiert das zwölfteilige Hörspiel „Die Blendung“ (Spieldauer über 10 Std.) - eine Gemeinschaftsproduktion des Bayerischen Rundfunks und des Österreichischen Rundfunks (unter der Regie von Klaus Buhlert). Insgesamt 27 Sprecher/innen (darunter Manfred Zapatka als Erzähler und Samuel Finzi als Peter Kien) machen diese komplexe und vielstimmige Geschichte hörbar, in der sich jede Figur seinen eigenen Lebensraum schafft. Das Hörbuch verdeutlicht den Kontrast zwischen der kühlen Erzählweise Canettis und dem chaotischen Leben Kiens eindrucksvoll. Da die literarische Vorlage durch genaue Beschreibungen bestimmt wird, in die die Dialoge oft wie Collagen eingebunden sind, wird auch die akustische Umsetzung des Erzählwerkes mit Musik und Stimmen untermalt. Lobenswert ist auch das 60seitige Booklet mit zahlreichen Informationen zum literarischen Werk und zur Hörspielproduktion.