Ein ebenso glänzender wie scharfsinniger Beitrag zur jahrtausendealten Debatte über Wesen und Form, Essenz und Oberfläche, Argument und Rhetorik
Warum lieben wir bestimmte Autos - und oft nicht die nützlichsten? Warum berührt uns ein bestimmtes Kunstwerk, während andere uns kalt lassen? In welchen Worten muss ein guter Ratschlag formuliert sein, damit er beim Gegenüber Wirkung zeigt? In seinem neuen Buch untersucht der Philosoph Robert Pfaller Funktion, Bedingung und Wirkungsweise der Form, um ihrem Geheimnis auf die Spur zur kommen - ihrer Macht.
Schon Quintilian wusste: »Ein Redner muss nicht nur mit scharfen Waffen kämpfen, sondern auch mit blitzenden.« Robert Pfaller geht einen Schritt weiter: Er erklärt, warum überhaupt nur blitzende Waffen scharf sein können.
Der Bestseller-Autor von »Erwachsenensprache« und »Wofür es sich zu leben lohnt« räumt auf mit unserer Vorstellung, wir würden uns von Oberflächen nicht täuschen lassen und direkt in die Tiefe der Dinge blicken. Stattdessen postuliert Robert Pfaller ein sehr viel komplexeres Beziehungsgefüge: die Dialektik von Form und Inhalt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Warum lieben wir bestimmte Autos - und oft nicht die nützlichsten? Warum berührt uns ein bestimmtes Kunstwerk, während andere uns kalt lassen? In welchen Worten muss ein guter Ratschlag formuliert sein, damit er beim Gegenüber Wirkung zeigt? In seinem neuen Buch untersucht der Philosoph Robert Pfaller Funktion, Bedingung und Wirkungsweise der Form, um ihrem Geheimnis auf die Spur zur kommen - ihrer Macht.
Schon Quintilian wusste: »Ein Redner muss nicht nur mit scharfen Waffen kämpfen, sondern auch mit blitzenden.« Robert Pfaller geht einen Schritt weiter: Er erklärt, warum überhaupt nur blitzende Waffen scharf sein können.
Der Bestseller-Autor von »Erwachsenensprache« und »Wofür es sich zu leben lohnt« räumt auf mit unserer Vorstellung, wir würden uns von Oberflächen nicht täuschen lassen und direkt in die Tiefe der Dinge blicken. Stattdessen postuliert Robert Pfaller ein sehr viel komplexeres Beziehungsgefüge: die Dialektik von Form und Inhalt.
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Robert Pfaller hat ein äußerst unterhaltsames und interessantes Buch über die Macht der Form geschrieben. [...] ein kurzweiliger Spaziergang durch die Ideengeschichte Ulrike Bardt Philosophischer Literaturanzeiger 20201215
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Helmut Mauró ist angetan von Robert Pfallers leidenschaftlicher Verteidigung der Form an sich. Diese umfasst bei Mauró nicht nur die künstlerische Form, sondern auch Umgangsformen und sprachliche Eleganz, und alle Versionen sieht der Wiener Professor gegenwärtig vernachlässigt. Was zunächst "reaktionär larmoyant" klinge (so seien Pfallers Postulate von Charme, Höflichkeit und Eleganz außerhalb von Wien doch vermutlich verstaubt), findet der Rezensent dann doch wichtig und interessant. So müsse beispielsweise noch einmal darüber geredet werden, wie das gegenderte Sprechen, das auch Pfaller in Frage stellt, eine ganze Literaturgeschichte als misogyn verurteile. Auch wenn der Autor letztlich nicht so weit gehe, von einem "Menschenrecht auf Eleganz" zu sprechen, so gehe es doch grundsätzlich um eine "grundlegende Ästhetik des Miteinanders, ja der menschlichen Existenz", findet auch der Rezensent. Ein äußerst anregendes, "in alle Richtungen offenes" Buch, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2020Mattes Maskenlob
Wir leben "in der finsteren Postmoderne", meint Robert Pfaller, Professor für Philosophie an der Kunstuniversität Linz. Denn den "Individuen sind ganz offensichtlich ihr Spiel und ihre Masken abhandengekommen". Im nächsten Satz zitiert er Richard Sennett, und schon ist klar, wie es weitergeht. Die Postmoderne hat das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Ritualen, Masken und anderen Distanzierungstechniken verloren, alles zielt auf eine als unmittelbar verstandene Wahrheit. Und das ist schlecht, weil es die Voraussetzung der Gesellschaftlichkeit unterminiert.
In seinem Buch möchte Pfaller die "Macht der Form" rehabilitieren. Den Titel hat er Quintilians Lehrbuch der Rhetorik entnommen, wonach die Waffen des Redners nicht nur schlagkräftig, sondern blitzend sein sollen. Diese Qualität, Form oder Ästhetik, vermisst Pfaller im Zusammenleben wie in der Kunst der Gegenwart. Die Diagnose ist nicht neu, es käme darauf an, sie auf ergiebige Beispiele anzuwenden. Stattdessen belehrt uns der Autor allen Ernstes etwa darüber, dass es "kein Sehen ohne Standpunkt" gibt. "Jedes Sehen kommt aus einer bestimmten Perspektive. Man kann nicht einfach nur objektiv sein." Nicht weniger biedermännisch: "Auch etwas so Leichtlebiges und Ephemeres wie die Mode bildet eine symbolische Ordnung." Dass fast alles aus dem Zeughaus der Firma Barthes, Lacan, Zizek & Co. bezogen wird, verstärkt den matten, ganz unblitzenden Eindruck. Und auch die wenigen empirischen Momente stammen aus zweiter Hand. Die aktuelle Kunst leidet unter einem platten "Konsensmoralismus" und einem Mangel an dem, was Kunst am Kunstwerk ist? Gut möglich. Aber das sollte der Autor an autoritativen Beispielen auf eigene Rechnung aussprechen. Stattdessen delegiert er das Urteil an verschiedene ungünstige Rezensionen der documenta 14. Doch wozu braucht es Waffen, blitzend oder brüniert, wenn man sich nicht ins Gefecht begeben will?
STEPHAN SPEICHER
Robert Pfaller:
"Die blitzenden Waffen".
Über die Macht der Form.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir leben "in der finsteren Postmoderne", meint Robert Pfaller, Professor für Philosophie an der Kunstuniversität Linz. Denn den "Individuen sind ganz offensichtlich ihr Spiel und ihre Masken abhandengekommen". Im nächsten Satz zitiert er Richard Sennett, und schon ist klar, wie es weitergeht. Die Postmoderne hat das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Ritualen, Masken und anderen Distanzierungstechniken verloren, alles zielt auf eine als unmittelbar verstandene Wahrheit. Und das ist schlecht, weil es die Voraussetzung der Gesellschaftlichkeit unterminiert.
In seinem Buch möchte Pfaller die "Macht der Form" rehabilitieren. Den Titel hat er Quintilians Lehrbuch der Rhetorik entnommen, wonach die Waffen des Redners nicht nur schlagkräftig, sondern blitzend sein sollen. Diese Qualität, Form oder Ästhetik, vermisst Pfaller im Zusammenleben wie in der Kunst der Gegenwart. Die Diagnose ist nicht neu, es käme darauf an, sie auf ergiebige Beispiele anzuwenden. Stattdessen belehrt uns der Autor allen Ernstes etwa darüber, dass es "kein Sehen ohne Standpunkt" gibt. "Jedes Sehen kommt aus einer bestimmten Perspektive. Man kann nicht einfach nur objektiv sein." Nicht weniger biedermännisch: "Auch etwas so Leichtlebiges und Ephemeres wie die Mode bildet eine symbolische Ordnung." Dass fast alles aus dem Zeughaus der Firma Barthes, Lacan, Zizek & Co. bezogen wird, verstärkt den matten, ganz unblitzenden Eindruck. Und auch die wenigen empirischen Momente stammen aus zweiter Hand. Die aktuelle Kunst leidet unter einem platten "Konsensmoralismus" und einem Mangel an dem, was Kunst am Kunstwerk ist? Gut möglich. Aber das sollte der Autor an autoritativen Beispielen auf eigene Rechnung aussprechen. Stattdessen delegiert er das Urteil an verschiedene ungünstige Rezensionen der documenta 14. Doch wozu braucht es Waffen, blitzend oder brüniert, wenn man sich nicht ins Gefecht begeben will?
STEPHAN SPEICHER
Robert Pfaller:
"Die blitzenden Waffen".
Über die Macht der Form.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main