Jeden Morgen kommt die Blumenfrau zur Ecke an der Kreuzung. Sie sitzt ruhig auf dem Boden, ihre Blumen vor sich ausgebreitet, während Menschen an ihr vorbeigehen ohne sie zu beachten. Wanja hingegen freut sich, wenn er sie sieht. Es ist vielleicht nur ein Winken, ein Lächeln oder ein Blumenstrauß, den er der Frau abkauft. Doch für Wanja und die Blumenfrau sind diese Begegnungen etwas Besonderes - leise, aber mit enormer Wirkung. In Städten sind sie ein alltäglicher Anblick: Menschen, die betteln, etwas verkaufen wollen, und von denen wir nicht wissen, ob sie nachts ein Bett zum Schlafen haben. Als Erwachsene gehen wir meist einfach an ihnen vorbei. Doch Wanja begegnet der Blumenfrau auf Augenhöhe. Ein Plädoyer für Toleranz, einen zugewandten Blick und die Chance auf echte Begegnungen.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Großartig findet Rezensentin Johanna Schoener, dass Anne-Christin Plate ins Zentrum ihres ersten Bilderbuchs eine Figur stellt, die ansonsten von den meisten Passanten links liegen gelassen wird: eine Frau, die in der Stadt vor einem Bauzaun sitzt und Blumen flicht - die titelgebende Blumenfrau. Geschickt montiert sind die Bilder der Frau, Plate versteht es außerdem, mit Farben und Texturen Akzente zu setzen, freut sich Schoener. Es taucht dann noch ein Junge namens Wanja auf, der mit der Blumenfrau sprachlos Kontakt aufnimmt. Super, wie das Buch hier an den städtischen Alltag deutscher Kinder anschließt, anstatt aufs Land oder in den Urwald zu flüchten, meint Schoener. Die einzige Kritik, die die ansonsten restlos begeisterte Rezensentin anzumelden hat, betrifft eine Leseanleitung am Ende des Buches - dass hier die pädagogische Absicht ausformuliert wird, ist ihrer Meinung nach ein Ärgernis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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