Dieses Buch untersucht den wichtigsten Beitrag des amerikanischen Psychiaters Murray Bowen zu seinem Beruf, die Bowen Family Systems Theory, als literaturkritisches Instrument, um das Thema des Zerfalls der Familie in Tennessee Williams' frühen und mittleren Stücken, die zwischen 1945 und 1962 geschrieben wurden, zu hinterfragen. Sowohl Williams als auch Bowen schrieben in einem spezifischen intellektuellen und kulturellen Kontext im Hinblick auf die Einstellung zur amerikanischen Familie und ihrer sozialen Funktion nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bowen-Theorie begreift die Familie als ein zusammenhängendes emotionales System, in dem eine Veränderung in der Funktionsweise eines Teils des Systems direkt mit Veränderungen im gesamten System zusammenhängt. Eine Parallele dazu findet sich in den Stücken von Williams: Die Familienmitglieder funktionieren nicht separat, sondern im Kontext des Systems, das ihre Gefühle, Gedanken und ihr Verhalten prägt. Bowen trägt nicht nur dazu bei, ein zentrales Thema von Williams' Werk zu erhellen, sondern die Psychodynamik der Therapie spiegelt sich auch in Williams' dramatischen Schilderungen der Notlage der Familie in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wider. In den vier Kapiteln des Buches werden acht von Williams' Hauptwerken anhand von Bowens acht ineinandergreifenden Konzepten gegenübergestellt.