Die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen sowie die Unterstellung Berlins unter den Vier-Mächte-Status belastete nicht nur die Bürger in Ost und West, sondern hatte Auswirkungen auf die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung im Nachkriegs-Deutschland. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und damit auch Bier war unmittelbar nach Kriegsende bis in die 1960er Jahre in der SBZ und späteren DDR sehr kritisch. Die Eingliederung der DDR in das RGW-Wirtschaftssystem sowie die von der Besatzungsmacht erzwungene Übernahme des sowjetischen Planungs- und Leitungssystems unter Führung der SED hatten für die Entwicklung der Wirtschaft oft weitreichende negative Folgen. Davon war auch die Getränkeindustrie betroffen: Fehlender Hopfenanbau, Kapazitätsengpässe im Gär- und Lagerkeller sowie in der Malzindustrie, ein fehlender Maschinen- und Anlagenbau, minderwertige Energieträger und fehlende Ersatzteile stellten die Braumeister tagtäglich vor neue Herausforderungen. Nur mit kreativen technologische Lösungen, wie etwa die Entwicklung der Rohfruchtverarbeitung, die Organisation eines eigenen Hopfenanbaus sowie die Entwicklung von Verfahren und Anlagen zur Verkürzung der Gär- und Reifungszeiten, war es möglich, den stetig steigenden Bierbedarf zu decken. Die vorliegende Schrift behandelt in eigenständigen Aufsätzen die Anstrengungen, die in den Bereichen der Brau- und Malzindustrie, Wissenschaft, Lehre sowie den kooperativen Industriezweigen in der DDR erbracht wurden. Für diese Beiträge konnten viele ehemalige Braumeister, Techniker, Wissenschaftler und Hochschullehrer sowohl aus dem eigenen Industriezweig als auch einzelne Kooperationspartner aus dem Maschinen- und Anlagenbau als Autoren gewonnen werden.