Interview: Das Leben in den Zeiten von Corona mit Kate MosseWie hat sich Ihr Alltag verändert in den letzten Wochen? Der bedeutendste Unterschied ist für mich, wie bei allen anderen Menschen, dass der persönliche Kontakt mit Freunden und Familie, das Reisen und die Pflege von Kontakten wegfallen. Aber ich habe das Glück, meinen engsten Familienkreis zu Hause oder in der Nähe zu haben. Mein Arbeitsleben hat sich kaum verändert. Schriftsteller sitzen allein, isoliert und leben die meiste Zeit in ihrem eigenen Kopf ....
Wo schreiben Sie aktuell - Schreibtisch, Sofa, Küchentisch, Balkon, Garten? Ich schreibe an einem Laptop an einem kleinen Tisch in meinem Arbeitszimmer. Von hier aus schaue ich auf eine Vogelfutterstelle (das Futter wird allmählich knapp!), auf Olivenbäume und die erstaunlichen Farben der Bäume, die gerade anfangen wieder Blätter zu bekommen. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass ich das Glück habe, meine Familie wieder zu
Hause zu haben. Deshalb muss ich nun aber auch die Tür schließen, um ruhig in meiner imaginären Welt bleiben zu können!
Wer leistet Ihnen zu Hause Gesellschaft?
Mein Mann, (er ist…mehr Interview: Das Leben in den Zeiten von Corona mit Kate Mosse
Wie hat sich Ihr Alltag verändert in den letzten Wochen?
Der bedeutendste Unterschied ist für mich, wie bei allen anderen Menschen, dass der persönliche Kontakt mit Freunden und Familie, das Reisen und die Pflege von Kontakten wegfallen. Aber ich habe das Glück, meinen engsten Familienkreis zu Hause oder in der Nähe zu haben. Mein Arbeitsleben hat sich kaum verändert. Schriftsteller sitzen allein, isoliert und leben die meiste Zeit in ihrem eigenen Kopf ....
Wo schreiben Sie aktuell - Schreibtisch, Sofa, Küchentisch, Balkon, Garten?
Ich schreibe an einem Laptop an einem kleinen Tisch in meinem Arbeitszimmer. Von hier aus schaue ich auf eine Vogelfutterstelle (das Futter wird allmählich knapp!), auf Olivenbäume und die erstaunlichen Farben der Bäume, die gerade anfangen wieder Blätter zu bekommen. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass ich das Glück habe, meine Familie wieder zu Hause zu haben. Deshalb muss ich nun aber auch die Tür schließen, um ruhig in meiner imaginären Welt bleiben zu können!
Wer leistet Ihnen zu Hause Gesellschaft?
Mein Mann, (er ist Dramaturg), meine Schwiegermutter - die eine erstaunliche Frau von 90 Jahren ist und die ich betreue - und jetzt sind auch unsere erwachsenen Kinder (30 und 27) bei uns zu Hause, was absolut wunderbar ist. Oh, und auch unser kleiner weißer West Highland Terrier, Hamish, der jetzt täglich mehr Spaziergänge macht als je zuvor ... Wir spielen viel Scrabble und erfinden Quizfragen zum Allgemeinwissen, so wie wir es an Weihnachten tun, wenn wir alle zusammen sind.
Welche Schutzmaßnahme fällt Ihnen überraschend leicht?
Abstand halten und trotzdem Bewegung haben. Wir leben in einer kleinen Stadt auf dem Land und haben das Glück, einen Garten zu haben, was das Leben deutlich leichter macht, da wir einmal am Tag draußen sitzen oder in der Sonne spazieren gehen können. Für Menschen in Wohnungen und Städten ist es viel schwieriger.
Und was fehlt Ihnen am meisten oder wofür brauchen Sie am meisten Disziplin?
Bis zum Ende des Arbeitstages kein Glas Wein trinken! In England nennen wir das 'Wine o‘clock', und es ist wichtig, damit nicht immer früher zu beginnen.
Was hilft, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt? Haben Sie einen Tipp?
Es ist in Ordnung, einfach von Tag zu Tag zu leben - man muss keinen neuen Roman anfangen, keine neue Sprache lernen oder im Yoga brillant werden. Bleiben Sie einfach so weit wie möglich bei Ihren gewohnten Routinen, versuchen Sie, unter diesen verrückten, noch nie dagewesenen Umständen so normal wie möglich zu leben, und schauen Sie so oft wie möglich bei Ihren Freunden, Nachbarn und Ihrer Familie vorbei (Telefon, Zoom, Skype, E-Mail).
Wovon haben Sie Vorräte angelegt?
Gin (für meine wunderbare, 90 Jahre alte Schwiegermutter, die bei uns lebt) und natürlich Tonic und Zitrone!
Wie viele Rollen Klopapier besitzen Sie aktuell?
Eigentlich sollten es natürlich Teebeutel sein, aber aus den Läden verschwanden zuerst die Nudeln und dann das Mehl zum Backen. Ich prophezeie, dass die wenigen Beutel Pasta, die wir haben, noch ungegessen sein werden, wenn das alles vorbei ist ...
Was ist die richtige Lektüre, um die nächsten Wochen zu überstehen?
Alles, was Ihnen Freude und Vergnügen bereitet, erlaubt es Ihnen, der Realität des Lebens für ein oder zwei Stunden zu entfliehen. Bücher verbinden uns, Bücher sind die Brücke, die uns zusammenführt, Bücher führen uns in die ganze Welt, in jede beliebige Epoche der Geschichte und ermöglichen uns, in den Schuhen anderer Menschen zu stehen.
Welches Kinderbuch empfehlen Sie, wenn der Vorlesestoff demnächst ausgeht?
Der geheime Garten von Frances Hodgson Burnett
Warum lohnt es sich, Ihr aktuelles Buch zu lesen?
Es ist eine Geschichte über gewöhnliche Menschen, die in einer feindlichen Welt ums Überleben kämpfen, gefangen in großen Momenten der Geschichte, über die sie keine Macht und keine Kontrolle haben, genau wie wir jetzt. Im Frankreich des 16. Jahrhunderts war es ein religiöser Konflikt, der Familien spaltete und zu Massenmigration und Verlust führte, für uns ist es eine Pandemie. Was historische Romane uns lehren, ist, dass die besten menschlichen Eigenschaften - Liebe, Mut, Loyalität, Stärke, Fürsorge für andere - das sind, was uns durch die dunkelsten Zeiten begleiten wird.
Welches Buch lesen Sie selbst gerade?
Ich tröste mich mit vertrauten Büchern, also lese ich derzeit alle Krimis der großen Agatha Christie neu. Miss Marple ist eine der ganz großen Figuren der Literatur, eine kluge, unabhängige, prinzipientreue und zeitlose Heldin.
Was möchten Sie dem Buchhandel zum Durchhalten mitgeben?
Dass Bücher Bestand haben. Wir wenden uns Geschichten zu, um unserem gegenwärtigen Leben einen Sinn zu geben, um unserem gegenwärtigen Leben zu entfliehen, um daran erinnert zu werden, wie Menschen in der Vergangenheit große Tragödien oder Momente der Geschichte überlebt haben, um zu feiern, um unterhalten zu werden. Die ganze Welt ist in den Seiten eines Buches enthalten. Ohne Buchhändler können wir Schriftsteller unsere Bücher nicht richtig zu den Lesern bringen. Wir werden wieder da sein, in Ihren Geschäften und uns bedanken, sobald das alles vorbei ist.
Interview: Bastei Lübbe, April 2020