In der Reihe “Poesie für Kinder” ist nach “John Maynard” mit “Die Brück’ am Tay” nun eine weitere Ballade von Theodor Fontane mit Illustrationen von Tobias Krejtschi erschienen.
Mit Theodor Fontane verbinde ich zwar in erster Linie die Ballade um “John Maynard”, die ich ein stückweit mehr liebe
als andere Werke von ihm, nichts desto trotz ist “Die Brück’ am Tay” ein ebenso tolles und…mehrIn der Reihe “Poesie für Kinder” ist nach “John Maynard” mit “Die Brück’ am Tay” nun eine weitere Ballade von Theodor Fontane mit Illustrationen von Tobias Krejtschi erschienen.
Mit Theodor Fontane verbinde ich zwar in erster Linie die Ballade um “John Maynard”, die ich ein stückweit mehr liebe als andere Werke von ihm, nichts desto trotz ist “Die Brück’ am Tay” ein ebenso tolles und beeindruckendes Werk.
Zudem ist es immer noch aktuell, obwohl es bereits 1880 erschienen ist. Der Kampf zwischen Natur und Technik ist jedoch immerwährend und gerade im Jahr 2020 ist dies wieder sehr in unser Bewusstsein gedrungen, angesichts einer weltweiten Pandemie, die unser aller Leben im Griff hat.
Dass der Mensch und seine Technik nur Spielfiguren für die Gewalten der Natur sind, auch wenn er sich oftmals als Bezwinger derer ansieht, veranschaulicht Fontane mit einer Anlehnung an das Werk William Shakespeares. Denn keine geringeren als die drei Hexen aus dessen Stück “Macbeth” treffen sich in “Die Brück’ am Tay” an einem Kessel, in dessen Gebräu sie das traurige Schicksal der Passagiere heraufbeschwören, die am 28. Dezember 1879 mit dem Schnellzug von Edinburgh nach Dundee in den nachtschwarzen Schlund der dunklen See und damit in den Tod gerissen wurden. Die drei Hexen symbolisieren die Naturgewalten Wasser, Luft und Feuer.
Angesichts der düsteren und schwermütigen Thematik hat Tobias Krejtschi gedeckte Farben für seine Illustrationen gewählt. Meines Erachtens passt diese Art von Farben am besten zu seinen Illustrationen, die oftmals sehr kantig und ein stückweit stilisiert daherkommen.
Je tiefer man in seine Bilder eintaucht, desto mehr Einzelheiten und Anspielungen wird man gewahr. Sehr gut gefällt mir beispielsweise das Deckblatt zu Beginn des Buches, auf dem man eine im Wasser herabsinkende Taschenuhr neben einem Fisch sieht – ein weiteres Stück Technik, welches von der Natur verschlungen wird – oder die Masken und Gewänder der Hexen mit ihren zahlreichen und etwas gruseligen Details, die auf ihr eigentliches Wesen – Wasser, Luft und Feuer – hinweisen.
Als besonders bedrückend innerhalb Fontanes Ballade empfand ich immer die Stelle als einer der Reisenden seiner Begleitung davon erzählt, wie beschwerlich das Überqueren der See früher im Schifferboot war, kurz bevor der Schnellzug von der hochgelobten und nun einbrechenden Brücke in der tiefdunklen See verschwindet.
Tobias Krejtschi hat diesen Twist innerhalb weniger Textzeilen kongenial mit seinen Illustrationen aufgegriffen. Sieht man auf der einen Doppelseite die beiden Reisenden noch gemeinsam mit ihrem Hund bei einem gemütlichen Plausch im komfortablen Zugabteil sitzen, ist die nächste Seite bis auf den Dampf der Lok und die erleuchteten Zugfenster fast schwarz.
'Und unser Stolz ist unsre Brück’;
ich lache, denk’ ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;…'
Im Anhang lässt sich die Ballade auf einer Doppelseite am Stück nachlesen.
Auf der Folgeseite finden sich kurze Lebensläufe von Theodor Fontane und Tobias Krejtschi.
“Poesie für Kinder” ist eine wundervolle Reihe, sei es um (Kindheits)Erinnerungen aufleben zu lassen, Klassiker seinen Kindern und Enkeln näher zu bringen, oder schöne Texte in Verbindung mit nicht minder schönen und immer passend zum Inhalt ausgewählten Illustrationen zu genießen, die den Klassikern noch mehr Tiefe verleihen, als sie sowieso von Haus aus mitbringen.