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  • Buch

Produktdetails
  • Verlag: Primus
  • ISBN-13: 9783863123239
  • Artikelnr.: 34513001
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2012

Das Allerwerteste

Google und Amazon sollen das gedruckte Buch bedrohen? Lächerlich. Das ist bloß die jüngste Episode in einer langen Passionsgeschichte, wie einem dieser herrliche, berühmte und erstaunlicherweise erst jetzt erstmals auf Deutsch publizierte Aufschrei des Londoner Druckers William Blades in Erinnerung ruft. Dass das Büchlein aus dem Jahre 1880 stammt, merkt man ihm allenfalls positiv an: Der inhärente Bildungsenthusiasmus kommt ohne jede Aufdringlichkeit daher. Blades listet mitleidend und anhand zahlreicher Anekdoten sämtliche Sünden auf, die gegen unsere gedruckten Partner begangen werden, wobei sich sehr angelsächsisch Entrüstung und Humor die Waage halten.

Um Bibliozide also geht es. Feuer, Wasser und Hitze spielen eine gewisse Rolle, doch die Hauptgefahr geht klar von Zweibeinern aus. Mit Grausen berichtet Blades von ignoranten Gelehrten und Mönchen, die ihre Bibliotheken aufgegeben haben, von unwürdigen Nachfahren von Buchenthusiasten, die Typoskripte als Toilettenpapier benutzen, von Kindern, die mit fettigen Händen blättern. Auch fanatische Sammler, die Kupferstich-Titelblätter herausreißen, Besitzer, die niemandem Zugang gewähren, oder Buchbinder, deren Glaubensbekenntnis aus "einem einzigen abscheulichen Wort" bestehe: "beschneiden", gehen nicht ungeprügelt aus.

Und dann gibt es einen ganz besonderen Gegner: "das Weibervolk". Unkalkulierbaren Schaden richte die Dauerputzbehandlung an. Und ist es denn nicht so (wie der Rezensent belegen könnte), dass auch top ausgebildete Frauen, die im Zweifel mehr gelesen haben als ihre männlichen Pendants, Bücher als Wohnzimmerballast empfinden und am liebsten für je fünfzig Cent entsorgen ließen? Wahrscheinlich tun sie das, weil sie alles im Kopf haben, Männer aber allenfalls wissen, wo sie nachschlagen müssten. Bei Blades! (William Blades: "Die Bücherfeinde". Über Feuer und Wasser, Gas und Hitze, Staub und Vernachlässigung, Ignoranz und Engstirnigkeit. Aus dem Englischen von Hektor Haarkötter. Primus Verlag, Darmstadt 2012. 136 S., geb., 14,90 [Euro].) oju

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