• Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

Dem Thema Militär ist in der modernen Geschichtsschreibung fast immer ein hoher Rang beigemessen worden. Für die Zeit nach 1945 liegen die Verhältnisse allerdings anders; es gibt kaum Darstellungen wie über die Wehrmacht oder die Reichswehr. Das Militär der Bundesrepublik scheint anerkannt und "normal" zu sein. Dabei hat es sich keineswegs ohne massive innere Spannungen oder ohne Probleme für Politik und Gesellschaft entwickelt. In dieser Darstellung, die erstmals die Geschichte der Bundeswehr von ihren Anfängen bis in die Gegenwart erzählt, kann Detlef Bald zeigen, daß das halbe Jahrhundert…mehr

Produktbeschreibung
Dem Thema Militär ist in der modernen Geschichtsschreibung fast immer ein hoher Rang beigemessen worden. Für die Zeit nach 1945 liegen die Verhältnisse allerdings anders; es gibt kaum Darstellungen wie über die Wehrmacht oder die Reichswehr. Das Militär der Bundesrepublik scheint anerkannt und "normal" zu sein. Dabei hat es sich keineswegs ohne massive innere Spannungen oder ohne Probleme für Politik und Gesellschaft entwickelt. In dieser Darstellung, die erstmals die Geschichte der Bundeswehr von ihren Anfängen bis in die Gegenwart erzählt, kann Detlef Bald zeigen, daß das halbe Jahrhundert Militärgeschichte Deutschlands keinesfalls in allen seinen Phasen unseren Vorstellungen von einer demokratischen Armee entspricht.

Ein kritischer Einblick in die Geschichte der Bundeswehr.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Detlef Bald, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und lebt als Historiker in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2005

Die Guten und Bösen

BUNDESWEHR. Wer eine "kritische Geschichte" der Bundeswehr schreibt, kann sich des allgemeinen Beifalls sicher sein. Ob das alles so stimmt, ist dann im Detail nicht mehr so wichtig, und wer darauf hinweist, daß die militärische Kommandostruktur der Nato nicht 1954 zur Kontrolle über Deutschland aufgebaut wurde, sondern schon 1951 als Reaktion auf den Koreakrieg, der wirkt dann leicht beckmesserisch. Das richtige Bewußtsein siegt schnell über die wissenschaftliche Sorgfalt. Bald gliedert die - eher "seine" - Geschichte der Bundeswehr in vier große Abschnitte, deren ersten er "Begründung des Staates durch Macht" nennt, an den sich dann eine Periode der "Reform und Stabilisierung" anschließt; das Umbruchjahr ist, nicht überraschend, das des Regierungswechsels 1969, als die durch Willy Brandt und Walter Scheel geführte SPD/FDP-Regierung die Große Koalition ablöste. Es geht Bald ja nicht um den Epochenwechsel in der Nuklearstrategie von der massiven Vergeltung zur "flexible response" oder um die Entwicklung der Nato zu einem Instrument gemeinsamer Abrüstungspolitik. Durchgängig bietet das Buch eine Geschichte der Inneren Führung, dargestellt als die ewige Auseinandersetzung zwischen Reformern (Wolf Graf Baudissin, Helmut Schmidt, Thomas Ellwein: gut!) und Traditionalisten (Adolf Heusinger, Franz Josef Strauß, Manfred Wörner: nicht gut!). In geschliffener Argumentation und mit viel Hintergrundkenntnis weiß Bald diese Auseinandersetzung spannend zu schildern. Wer dagegen etwas über den Hauptauftrag der Bundeswehr, also die Sicherung von Frieden in Freiheit, über ihre Leistungen, Strukturen, Ausrüstung oder Ausbildung erwartet, der sucht in diesem Bändchen vergebens. Solcherlei Überlegungen tut der Autor als "verkürztes Effizienzdenken" ab; Offiziere und auch Politiker, die auf so etwas beim Aufbau der Bundeswehr Wert gelegt haben, sind eben "Traditionalisten". Man wäre geneigt, Balds Argumente in der kritischen Diskussion über die Rolle der Inneren Führung in der Geschichte der Bundeswehr durchaus noch ernster zu nehmen, wenn sie nicht immer wieder mit irrigen Tatsachenbehauptungen untermauert würden: Nein, es war Soldaten der Bundeswehr nicht verboten, die Ausstellung "Vernichtungskrieg" in Uniform zu besuchen. Und wieder nein: Der 3. Oktober 1990 war auch nicht der "Tag der gemeinsamen Wahl zum Deutschen Bundestag". (Detlef Bald: Die Bundeswehr. Eine kritische Geschichte 1955-2005. C.H. Beck Verlag, München 2005. 232 Seiten, 12,90 [Euro].)

WINFRIED HEINEMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als "lesenswerte Studie" würdigt Rezensent Rolf Helfert diese Untersuchung der politischen Struktur und Mentalität der Bundeswehr in ihrer 50-jährigen Geschichte, die Detlef Bald vorgelegt hat. Helfert rekapituliert die Geschichte der Bundeswehr, die bis heute einen langen Weg der Selbstfindung zurückgelegen musste, wobei er den Aspekt des ständigen Changierens zwischen Reform und Tradition unterstreicht.  So habe etwa Wolf Graf von Baudissin die Idee vom "Bürger in Uniform" verfochten, während Generäle wie Heusinger und Speidel den Gedanken von der Armee als Staat im Staat umzusetzen suchten. "Unklar" bleibt zu Helferts Bedauern die abschließende Beurteilung der Bundeswehr, ihre Einordnung in die deutsche Militärgeschichte. Für eine Antwort auf die Frage, ob die Bundeswehr trotz "restaurativer" Tendenzen in der Normalität parlamentarisch verfasster Staaten angekommen ist, hätte es nach Ansicht Helfers eines Vergleichs mit den Armeen anderer europäischer Länder bedurft.

© Perlentaucher Medien GmbH