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Dem Thema Militär ist in der modernen Geschichtsschreibung fast immer ein hoher Rang beigemessen worden. Für die Zeit nach 1945 liegen die Verhältnisse allerdings anders; es gibt kaum Darstellungen wie über die Wehrmacht oder die Reichswehr. Das Militär der Bundesrepublik scheint anerkannt und "normal" zu sein. Dabei hat es sich keineswegs ohne massive innere Spannungen oder ohne Probleme für Politik und Gesellschaft entwickelt. In dieser Darstellung, die erstmals die Geschichte der Bundeswehr von ihren Anfängen bis in die Gegenwart erzählt, kann Detlef Bald zeigen, daß das halbe Jahrhundert Militärgeschichte Deutschlands keinesfalls in allen seinen Phasen unseren Vorstellungen von einer demokratischen Armee entspricht.
Ein kritischer Einblick in die Geschichte der Bundeswehr.
Ein kritischer Einblick in die Geschichte der Bundeswehr.
Detlef Bald, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und lebt als Historiker in München.
Produktdetails
- Beck'sche Reihe 1622
- Verlag: Beck
- Seitenzahl: 231
- Erscheinungstermin: 14. Februar 2005
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 124mm x 17mm
- Gewicht: 224g
- ISBN-13: 9783406527920
- ISBN-10: 3406527922
- Artikelnr.: 13292097
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als "lesenswerte Studie" würdigt Rezensent Rolf Helfert diese Untersuchung der politischen Struktur und Mentalität der Bundeswehr in ihrer 50-jährigen Geschichte, die Detlef Bald vorgelegt hat. Helfert rekapituliert die Geschichte der Bundeswehr, die bis heute einen langen Weg der Selbstfindung zurückgelegen musste, wobei er den Aspekt des ständigen Changierens zwischen Reform und Tradition unterstreicht. So habe etwa Wolf Graf von Baudissin die Idee vom "Bürger in Uniform" verfochten, während Generäle wie Heusinger und Speidel den Gedanken von der Armee als Staat im Staat umzusetzen suchten. "Unklar" bleibt zu Helferts Bedauern die abschließende Beurteilung der Bundeswehr, ihre Einordnung in die deutsche Militärgeschichte. Für eine Antwort auf die Frage, ob die Bundeswehr trotz "restaurativer" Tendenzen in der Normalität parlamentarisch verfasster Staaten angekommen ist, hätte es nach Ansicht Helfers eines Vergleichs mit den Armeen anderer europäischer Länder bedurft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Im Duktus des Aufklärers und in perspektivischer Weite gibt der Münchner Historiker Detlef Bald dem Leser kritische Einblicke in die Geschichte der Bundeswehr.
Im ersten Kapitel „Begründung des Staates durch Macht" (1949 - 1969) erhellt der Autor die Machtpolitik von …
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Im Duktus des Aufklärers und in perspektivischer Weite gibt der Münchner Historiker Detlef Bald dem Leser kritische Einblicke in die Geschichte der Bundeswehr.
Im ersten Kapitel „Begründung des Staates durch Macht" (1949 - 1969) erhellt der Autor die Machtpolitik von Minister Franz Josef Strauß beim Aufbau der „neuen Wehrmacht". Strauß verlangte eine Schärfung des sicherheitspolitischen Denkens, um dem durch Atomwaffen „erzwungenen Wandel des Kriegsgedankens" Rechnung zu tragen. Mitte der 60er Jahre wurde zur „demokratischen" Traditionsoffensive geblasen. Kriegshelden der Wehrmacht und auch ehemalige NS-Kriegsverbrecher wie Dietl und Kübler wurden nun zu traditionswürdigen Kasernenpatronen erkoren, da sie „nach Haltung und Leistung beispielhaft" gewirkt hatten. Statt von Kriegsverbrechen sprach man von „Schuld und Verhängnis".
Im zweiten Kapitel „Reform und Stabilisierung" (1969 - 1982) wird die Entspannungspolitik dieser Ära geschildert. Der Autor über die brüchige Sinnstiftung der Bundeswehr: „Das Feindbild der Bedrohung durch die Sowjetunion aufzugeben rührte an den Kern der Legitimität. Bedrohung aus dem Osten als Motivation zum Dienst in der ‚neuen Wehrmacht´ hatte Tradition, die ideologisch den Kampf für die Freiheit des Abendlandes mit dem Drang des Ritterordens nach Osten verklärte und mit der Tilgung der Schmach von Stalingrad vermengte."
Zwei Wochen vor dem Ende der Regierung Schmidt unterzeichnete Minister Apel den bis heute gültigen Traditionserlass. Diese beiden Sätze lösten wütende Proteste aus: „In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen." Auch Wörner, der neue Chef auf der Hardthöhe, erblickte darin eine Beschmutzung des „Ehrenschilds der Wehrmacht" und kündigte sogleich bei Amtsantritt an, er werde diese Richtlinien umgehend außer Kraft setzen. In den friedensbewegten Zeiten der Nachrüstung traten auch einige couragierte Offiziere an die Öffentlichkeit.
Das dritte Kapitel „Konservative Konsolidierung" (1982 - 2000) zeigt, wie durch die angebliche „geistig-moralische Wende" auch das gebeutelte Selbstwertgefühl des Militärs durch eine Revision der Traditions- und Geschichtspolitik Linderung erfahren sollte: „Die Schranken zur Wehrmacht wurden geöffnet. An den Gräbern gab man Zeichen für den Kämpfermythos einer glorreichen Wehrmacht." Als am 3. Oktober 1990 die NVA restlos aufgelöst wurde, vertraten einige Offiziere der Bundeswehr die Auffassung, ein Offizier der NVA habe „nie den gleichen Beruf ausgeübt" wie Offiziere anderer Nationen; denn „geistig trennten uns Weltanschauungen und Welten". (Anm. Und so hatte Minister Eppelmann am 2. Oktober 1990 auf Geheiß der Hardthöhe sämtliche 299 Traditionsnamen der NVA getilgt; mit diesem Federstrich wurde auch die Traditionswürdigkeit von Wilhelm Leuschner und Rudolf Breitscheidt ausgelöscht worden.) Als „neue Wehrmacht" hat die Bundeswehr die Bande zur alten Wehrmacht nie gänzlich gekappt, doch für die NVA, die nie einen rassistisch motivierten Raub- und Vernichtungskrieg führte, gilt: „Unstrittig ist jedoch, dass die aufgelöste NVA keine Tradition für die Bundeswehr stiften kann."
Im letzten Kapitel werden „Militärpolitische Perspektiven" entfaltet: „Das neue Zeitalter der Bundeswehr begann noch im alten Jahrhundert. Am 24. März 1999 waren groß angelegte Luftangriffe der NATO gegen Serbien der Auftakt zum letzten Krieg des 20. Jahrhunderts in Europa." Der neue Leitbegriff lautet „Transformation". Und eine Geschichtspolitik, die gewollt die schuldhaften Verstrickungen der Wehrmacht verdrängt und ihre soldatischen Leistungen verklärt, trägt Früchte. Nur im genuinen militärischen Milieu kann es von Coesfeld bis nach Kempten zu drakonischen Schindereien kommen.
Das unbedingt lesenswerte Buch endet mit der Klage: „Die Herausforderung ist eine neue Kultur des Friedens und der Sicherheit."
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