»Ohne Davor, ohne Danach, das Jetzt kann morgen zu Ende sein, in fünfzig Jahren oder in fünf Minuten. Das macht es so kostbar ... und so schrecklich.« Im Sommer 1936 vibriert Madrid vor revolutionärer Glückserwartung; zugleich herrscht Angst vor dem, was der Putsch der rechten Militärs dem Land bringen wird. Die Straßen sind voller junger Menschen auf der Suche nach Waffen für den bevorstehenden Bürgerkrieg. Gemeinsam mit ihrem Mann Hipólito hat sich die argentinische Anarchistin Mika Etchebéhère dem bewaffneten Widerstand angeschlossen, um gegen Francos Truppen für eine gerechtere Welt zu kämpfen - so ungleich die Mittel auch sind. Ihre politische Überzeugtheit und ihre Liebe zu ihrem von Krankheit gezeichneten Mann haben Mika unversehens in den Krieg geführt. Als ein Schicksalsschlag ihren Lebenswillen zu erschüttern droht, sind es wieder die Ereignisse, die ihr die persönliche Trauer zu überwinden helfen, und Mika wird mit ihrer starken Ausstrahlung und ihrer Fähigkeit, Menschen zu begeistern, für die schlecht ausgerüsteten Milizen unentbehrlich. Sie ernennen sie zur Capitana, der einzigen Frau, die im Spanischen Bürgerkrieg eine Kolonne führt. Und während sie mit den unter ihrem Befehl stehenden jungen Männern und Frauen in den Schützengräben vor Madrid liegt und kämpft, wird ihnen von den moskauhörigen Kommunisten unterstellt, Feinde der Republik zu sein - ein weiteres Drama beginnt. Mit »Die Capitana« läßt Elsa Osorio, Autorin des Bestsellers »Mein Name ist Luz«, diese außergewöhnliche Frau noch einmal auferstehen. Ein hellwach erzählter, aufwühlender Roman über die Lebens- und Liebesgeschichte einer Frau in Zeiten von Krieg und Revolution.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Jürgen Berger ist sich uneins: Elsa Osorios Schilderung des bewegten und dramatischen Lebens der charismatischen, argentinischen Kommunistin und Stalinkritikerin Mika Echebéhère, die im Europa vor dem Zweiten Weltkrieg gegen den Faschismus agitierte, ist bodenständig dokumentarisch geschrieben, was man zwar "bewundern" könne, aber manchmal auch den Wunsch nach "mehr erzählerischer Freiheit" reifen lässt. Verwunderlich sei diese Methode auch, weil sich "Die Capitana" etwa von Osorios Roman "Mein Name ist Luz" stark unterscheide: Umkreiste die Autorin dort noch ein Leben, wirke es hier nun wie ein Puzzle aus vielen verschiedenen Erzählperspektiven, die einander oft beiläufig ablösen und den Leser damit immer wieder zur Überprüfung des Status des Gelesenen anhalten. Zwar findet der Rezensent das stellenweise "reizvoll", es lässt ihn aber auch nach einer insgesamt offenbar unbefriedigenden Lektüre resignierend darüber seufzen, dass die Autorin mit den Resultaten ihrer anscheinend sehr umfassenden Recherche "nicht freier umgegangen ist".
© Perlentaucher Medien GmbH
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