Die zweisprachige Ausgabe der Gedichte Nervals darf ohne Weiteres eine Pioniertat genannt werden.Mit Sorgfalt ist hier übersetzt worden. Den Zyklus "Die Chimären" hat Krüger gleich zweimal übertragen. Einmal in einer ungereimten Form, das andere Mal in einer Nachdichtung in Reimen.'Peer de SmitGérard de Nerval zählte man im 19. Jahrhundert zu den 'kleineren Romantikern'. Seine Modernität wurde erst im 20. Jahrhundert entdeckt und gewürdigt. Die Symbolisten und Surrealisten sahen in ihm ihren Vorläufer. Heute gilt er - mit seinen Chimären - neben Baudelaire als Mitbegründer der modernen Lyrik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008Mutter Deutschland
In Paris fand Heinrich Heine einen Freund in Gérard de Nerval, der ihm mit Übersetzungen seiner Lyrik den Weg zum französischen Publikum ebnete. Nerval dankte so für das, was er an Anregungen aus der deutschen Literatur empfangen hatte, von Goethe, dessen "Faust" er schon mit achtzehn Jahren zu übersetzen begann, von E. T. A. Hoffmann und Jean Paul, dessen "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei" in seinen Sonetten "Christus am Ölberg" widerhallt. In seinem Reisebericht "Loreley" (1852) übertrumpft er Madame de Staëls Respektserklärung für die deutsche Kultur noch einmal und nennt das alte Deutschland "unser aller Mutter". Er wird zur Gelenkstelle zwischen der deutschen und der französischen Literatur, aber auch zwischen der französischen Romantik und dem Symbolismus. Manfred Krüger bietet mit der erweiterten Fassung eines erstmals 1981 erschienenen Bandes eine vielseitige Einführung in das Werk und die Biographie. Seine Auswahl von Gedichten hat den Vorzug, dass sie zur französischen Fassung und zur deutschen Nachdichtung teilweise auch eine relativ wortgetreue Übersetzung bietet. So bleibt der Schritt von der Prosa- zur dichterischen Version überprüfbar, bleiben Preis und Gewinn der poetischen Neuschöpfung erkennbar. Kommentar und Nachwort erleichtern den Zugang zur gelegentlich doch sehr "hermetischen" Dichtung Nervals. (Gérard de Nerval: "Die Chimären" und andere Gedichte. Französisch/Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Manfred Krüger. Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus, Stuttgart 2008. 179 S., geb., 15,90 [Euro].) WHi.
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In Paris fand Heinrich Heine einen Freund in Gérard de Nerval, der ihm mit Übersetzungen seiner Lyrik den Weg zum französischen Publikum ebnete. Nerval dankte so für das, was er an Anregungen aus der deutschen Literatur empfangen hatte, von Goethe, dessen "Faust" er schon mit achtzehn Jahren zu übersetzen begann, von E. T. A. Hoffmann und Jean Paul, dessen "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei" in seinen Sonetten "Christus am Ölberg" widerhallt. In seinem Reisebericht "Loreley" (1852) übertrumpft er Madame de Staëls Respektserklärung für die deutsche Kultur noch einmal und nennt das alte Deutschland "unser aller Mutter". Er wird zur Gelenkstelle zwischen der deutschen und der französischen Literatur, aber auch zwischen der französischen Romantik und dem Symbolismus. Manfred Krüger bietet mit der erweiterten Fassung eines erstmals 1981 erschienenen Bandes eine vielseitige Einführung in das Werk und die Biographie. Seine Auswahl von Gedichten hat den Vorzug, dass sie zur französischen Fassung und zur deutschen Nachdichtung teilweise auch eine relativ wortgetreue Übersetzung bietet. So bleibt der Schritt von der Prosa- zur dichterischen Version überprüfbar, bleiben Preis und Gewinn der poetischen Neuschöpfung erkennbar. Kommentar und Nachwort erleichtern den Zugang zur gelegentlich doch sehr "hermetischen" Dichtung Nervals. (Gérard de Nerval: "Die Chimären" und andere Gedichte. Französisch/Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Manfred Krüger. Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus, Stuttgart 2008. 179 S., geb., 15,90 [Euro].) WHi.
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