Guantanamo und Abu Ghraib sind nur zwei Namen, die für unfassbare Vorwürfe an die derzeitige US -Regierung wegen Menschenrechtsverletzungen stehen. Aber die brutalen Verhörmethoden der CIA lassen sich nachweislich bis zu Erkenntnissen aus Menschenversuchen des Dritten Reichs zurückverfolgen. Bis in die 60er Jahre hinein und auf deutschem Boden perfektionierte der amerikanische Geheimdienst die grausame Verhörpraxis der Nazis und schrieb sie in einem Folter-Handbuch fest, das heute wieder verstärkt Anwendung findet - ein Skandal von ungeahntem Ausmaß. In seinem aufwendig recherchierten, schockierenden Report entlarvt der bekannte Fernsehjournalist und Buchautor Egmont R. Koch die Doppelmoral, mit der die USA gegen den weltweiten Terrorismus Krieg führen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008Gefahr des Abgleitens
Die Bilder und Berichte aus Guantánamo und Abu Ghraib haben gezeigt, dass der Kampf gegen den Terrorismus an seinen Rändern in Menschenquälerei ausarten kann. Wenn solche Folterpraktiken publik werden, büßt dieser Kampf einen Teil seiner moralischen und politischen Legitimation ein. Der Schluss liegt nahe, dass es so etwas wie eine Gefahr des Abgleitens in Rache und Gewaltpraktiken gibt, wenn man es mit Gefangenen feindlicher Gruppierungen zu tun hat. Dass derlei Verfehlungen relativ rasch publik werden, kann man als einen der vielen Vorzüge der Demokratie gegenüber anderen Herrschaftsformen bezeichnen. Egmont R. Koch hat immer wieder auf krasse Missstände hingewiesen und darauf, wie ihre Verursacher sie vertuschen oder verharmlosen. Dieses Buch gehört nicht zu seinen besten. Das liegt am Aufbau und daran, dass er einen Teil der hier veröffentlichten Informationen schon einmal publiziert hat. Koch kann sich nicht recht entscheiden, ob er den Schwerpunkt auf die Folterpraktiken der CIA nach dem 11. September 2001 legen soll und auf den empörenden Eiertanz amerikanischer Politiker, die bestimmte Folterpraktiken genehmigten und gleichzeitig deren Anwendung leugneten. Oder ob er lieber die Geschichte der wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Folterforschung beschreiben soll, die in den letzten Jahrzehnten von der CIA gefördert und bezahlt wurde. Die Gleichsetzung von KZ-Folterexperimenten und solchen Forschungen schießt trotz einiger personeller Kontinuitätslinien im Übrigen weit übers Ziel hinaus. (Egmont R. Koch: Die CIA-Lüge. Folter im Namen der Demokratie. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 224 S., 19,95 [Euro].)
WILFRIED VON BREDOW
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Bilder und Berichte aus Guantánamo und Abu Ghraib haben gezeigt, dass der Kampf gegen den Terrorismus an seinen Rändern in Menschenquälerei ausarten kann. Wenn solche Folterpraktiken publik werden, büßt dieser Kampf einen Teil seiner moralischen und politischen Legitimation ein. Der Schluss liegt nahe, dass es so etwas wie eine Gefahr des Abgleitens in Rache und Gewaltpraktiken gibt, wenn man es mit Gefangenen feindlicher Gruppierungen zu tun hat. Dass derlei Verfehlungen relativ rasch publik werden, kann man als einen der vielen Vorzüge der Demokratie gegenüber anderen Herrschaftsformen bezeichnen. Egmont R. Koch hat immer wieder auf krasse Missstände hingewiesen und darauf, wie ihre Verursacher sie vertuschen oder verharmlosen. Dieses Buch gehört nicht zu seinen besten. Das liegt am Aufbau und daran, dass er einen Teil der hier veröffentlichten Informationen schon einmal publiziert hat. Koch kann sich nicht recht entscheiden, ob er den Schwerpunkt auf die Folterpraktiken der CIA nach dem 11. September 2001 legen soll und auf den empörenden Eiertanz amerikanischer Politiker, die bestimmte Folterpraktiken genehmigten und gleichzeitig deren Anwendung leugneten. Oder ob er lieber die Geschichte der wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Folterforschung beschreiben soll, die in den letzten Jahrzehnten von der CIA gefördert und bezahlt wurde. Die Gleichsetzung von KZ-Folterexperimenten und solchen Forschungen schießt trotz einiger personeller Kontinuitätslinien im Übrigen weit übers Ziel hinaus. (Egmont R. Koch: Die CIA-Lüge. Folter im Namen der Demokratie. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 224 S., 19,95 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nikolaus German kann es nicht fassen. Egmont R. Kochs Enthüllungsbuch über die Folterpraktiken der Bush-Regierung jagt dem Rezensenten Schauer über den Rücken. Die realistischen Schilderungen von Folteropfern der CIA findet er hart an der Grenze des Erträglichen, wenngleich nötig, so räumt er ein, um das Unrecht des Bush-Regimes öffentlich zu machen. Zweifel an der Authentizität der Befunde hinterlässt der Band indessen kaum. Die Quellenarbeit des Autors erscheint German akribisch genug, um dem Verdikt zu trauen, es handele sich bei Abu Ghraib keinesfalls um einen Einzelfall, sondern bloß um die Spitze des Eisbergs. Hilfreich findet German, dass Koch nach den historischen Wurzeln der Folterpraxis gräbt und dem Leser Verbindungslinien zum Nationalsozialismus aufzeigt. So erscheinen die von Bush und seinen Schergen geduldeten beziehungsweise initiierten Schrecken beinahe folgerichtig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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