Nach dem Tode ihres Vaters und ihrer beiden Brüder ist die fünfzehnjährige Ermengard ( 1143–1192), die Nächste in der Erbfolge der reichen Stadt Narbonne. Berge und Ebenen liegen so verteilt, dass sowohl alle wichtigen Handels- als auch Heerstraßen durch die Gegend verlaufen, ein strategisch
wichtiger Punkt. Schon lange hat der Graf von Toulouse es auf Narbonne abgesehen und residiert bereits seit…mehrNach dem Tode ihres Vaters und ihrer beiden Brüder ist die fünfzehnjährige Ermengard ( 1143–1192), die Nächste in der Erbfolge der reichen Stadt Narbonne. Berge und Ebenen liegen so verteilt, dass sowohl alle wichtigen Handels- als auch Heerstraßen durch die Gegend verlaufen, ein strategisch wichtiger Punkt. Schon lange hat der Graf von Toulouse es auf Narbonne abgesehen und residiert bereits seit einigen Jahren in der Stadt. Da seine Truppen innerhalb der Mauern für Sicherheit sorgen, hat er diese quasi besetzt. Mittels eines vom Erzbischof von Narbonne, Arnaud de Levenson, ausgeklügelten Ehevertrags versucht Graf Alfons Jordan Narbonne auf legalem Weg, unblutig an sich zu reißen. Er hat die Rechnung aber nicht mit der jungen Braut gemacht, die sich weigert das Erbe ihres Vaters zu verraten. Mit Hilfe von Anaut de Montalban, Severin (seinem Schildknappen) und Felipe de Menerba gelingt ihr eine Flucht aus dem Palast noch am Tage ihrer Hochzeit und die Jugendlichen machen sich auf den gefahrvollen Weg zu Ermengards Cousins Ramon Berenguer IV., Graf von Barcelona, von dem sie sich Hilfe versprechen. Diese Reise verändert ihrer aller Leben, denn nicht nur lauern Wegelagerer auf ihrem Weg und Verfolger des Grafen versuchen sie zu finden, auch die Liebe schürzt den Zwist zwischen den Reisenden und führen zu Rivalitäten unter den Begleitern Ermengards.
Dieses Buch erzählt wie sich eine halbwüchsige Rebellin, auf unerhörte Weise mit jungen Kerlen im Geleit über die Berge schlägt und eine Handvoll beherzter junger Leute die hochfliegenden Pläne der Großen durchkreuzt. Was als leidenschaftliche Auflehnung einer Jugendlichen und Flucht vor der ungewollten Ehe beginnt, wird zu einem Ringen und einem tödlichen Kampf zwischen ihr und einem gedungenen Mörder. Dabei erhält die Geschichte teilweise durchaus märchenhafte Züge, die an Aschenputtel oder Schneewittchen erinnern.
Dieser Roman basiert auf der wahren Geschichte der historischen verbürgten Ermengard de Narbonne ( 1143–1192). Urkunden und historische Fakten bilden dabei das historisch korrekte Grundgerüst des Romans, die Lücken jedoch werden auf eine Weise geschlossen, die spannend, unterhaltsam und dennoch plausibel ist und die Fakten zu einem großen Ganzen verbindet. Anders als bei vielen weiblichen Autoren leider üblich, ist dieser Roman ein solider, spannender Abenteuerroman, in dem die Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt und die historische Rahmenhandlung den Ton angibt. Es geht um die historischen und politischen Entwicklungen in diesem Konflikt, wer warum wie handelt, was besonders im ersten Teil des Buches den Einstieg in die Geschichte etwas anstrengend gestaltet. Die Figuren sind nicht schwarz oder weiß, jede hat ihre Ecken und Kanten, obwohl ich mit La Bela und einigen ihrer Reaktionen meine Probleme hatte.
Dieser Geschichte ist neben dem klassischen Abenteuerroman auch Entwicklungsroman. Zu Beginn sind die Protagonisten noch Teenager, voller Ideale. Sie wollen die Welt verändern, etwas bewegen und lehnen sich gegen das geltende System auf. Alles ist für sie zunächst Abenteuer. Aber schon bald müssen sie viel dazulernen. Ermengarda, die Rebellin, wird zwar mit der Zeit selbstbewusster aber auch fatalistischer. Während sie am Anfang gegen das System kämpft und sich auflehnt, was verändern will akzeptiert sie am Ende die Dinge, die sie nicht ändern kann und macht das Beste draus. Sie lernt harte Entscheidungen zu treffen, weil sie einsieht, dass man gegen das System nicht gewinnen kann, man kann es nur für sich arbeiten lassen und versuchen, sich selber eine kleine Nische zu finden.
Fazit: Gelungener historischer Abenteuerroman, der Fakten gelungen mit Fiktion verbindet und sich hütet in Liebeskitsch zu versickern, wie es bei diesem Genre so häufig üblich ist.