Nur dann ist zivilgesellschaftliches Handeln wirklich transformativ: Wenn es im Niedergang des Alten bereits das Neue mitdenkt und mitverhandelt. Es ist deshalb weniger das blanke Dagegenreden als das tatsächliche tun, dem die Kraft zum Wandel innewohnt. Und dieses Tun zeigt sich oft in den zartesten Pflänzchen des zivilgesellschaftlichen Miteinanders, lange bevor es in mächtige allumwälzende Bewegungen mündet: in Freiwilligenarbeit und gemeinnützigen Initiativen, in der tagtäglichen Vereins- und Gedenkarbeit. In den vielen Menschen, die ehrenamtlich und in ihrer raren Freizeit Nachbarschaftshilfe leisten, Geflüchteten Deutschunterricht geben, Denkmalpflege betreiben, Flurreinigungen organisieren, Bildungsarbeit machen, kurz: ihren Nächsten anrühren und damit Distanz überwinden. Dieser ermutigende Essay der Migrationsforscherin Judith Kohlenberger erschien als Festschrift im Rahmen der Tage der Transformation 2022 von Globart.