Die bekanntesten Topmanager Deutschlands sprechen über Machtgelüste, Belastungen und die Gefühlslage bei Kündigungen. Und sie alle geben unerwartete und erhellende Einblicke in ihr Leben und Arbeiten. Mal gelten sie als visionäre Wirtschaftslenker, mal als »Nieten in Nadelstreifen«. Jenseits von Heuschreckenhetze und stromlinienförmiger PR-Propaganda weiß aber eigentlich niemand, wie die leitenden Angestellten der Deutschland AG wirklich ticken: Wie differenziert sehen sie ihren Berufsstand? Wie gehen sie mit dem permanenten Hochdruck um? Mit welchen Eselsbrücken stellt man sich zwölfstellige Zahlen vor? Solchen Fragen gehen Barbara Nolte und Jan Heidtmann in den Gesprächen nach, die sie mit deutschen Topmanagern geführt haben. Entstanden ist eine Sammlung offener Zeugnisse, die einen Einblick in das unbekannte Leben auf der Vorstandsetage geben.
»Deutsche Manager befinden sich, was ihr Ansehen betrifft, nicht gerade auf einem Allzeithoch. Barbara Nolte und Jan Heidtmann haben sich die irgendwie bekannte und doch so fremdartige Spezies einmal angeschaut - von Angesicht zu Angesicht. Sie stellten Fragen. Sie hörten zu. Sie schrieben auf. Das Büchlein ist ein Genuss!« TeleTalk
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2009Hohläugig
Keine Managerbeschimpfung, sondern Feldforschung in der deutschen Chefetage ist das Anliegen des Interview-Bandes "Die da oben". Er versammelt Gespräche mit zwölf führenden beziehungsweise ehemals führenden Managern, von Frank Appel über Hartmut Mehdorn bis Margret Suckale. Freimütig kommen die Dramen zur Sprache, die mit der permanenten Zentralstellung des Chefs verbunden sind. Am tiefsten blicken lässt Kai-Uwe Ricke, der frühere Chef der Telekom. "Der erste Mann", so Ricke, "ist immer derjenige, auf den alle fixiert sind. Diese Last sieht man den meisten Menschen in herausgehobenen Positionen auch körperlich an. Sie müssen mal darauf achten, wie die sich über die Zeit verändern, nicht nur bei der Telekom. Die einen werden dicker. Die anderen werden dünner. Man sieht es ihnen auch an den Augen an, im Wesentlichen an den Augen." Die Interviewer: "Sie werden hohläugig. So wie Sie zum Schluss." Ricke: "Ich habe kürzlich Fotos von damals gesehen. Unglaublich, wie ich in der Zeit gealtert bin!" Vielen gelinge der Absprung nicht, meint Ricke, dessen Vater ebenfalls Telekom-Chef gewesen war. "Mir fällt auf die Schnelle nur mein Vater ein, der von sich aus den Absprung geschafft hat. Mit 58 Jahren - da wusste keiner, wie das gehen soll, dass der mal in Rente geht - kam er nach Hause und sagte: Ich höre da morgen auf! Und seitdem segelt der auf seinem Boot durchs Mittelmeer. Er hat sich total verändert und ist wieder er selbst." Unbedingt lesenswert auch das abgründige Gespräch mit dem ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer, dem an melancholischer Abgeklärtheit keiner etwas vormacht. ("Die da oben". Innenansichten aus deutschen Chefetagen. Von Barbara Nolte und Jan Heidtmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 202 S., br., 12,- [Euro].) gey
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Keine Managerbeschimpfung, sondern Feldforschung in der deutschen Chefetage ist das Anliegen des Interview-Bandes "Die da oben". Er versammelt Gespräche mit zwölf führenden beziehungsweise ehemals führenden Managern, von Frank Appel über Hartmut Mehdorn bis Margret Suckale. Freimütig kommen die Dramen zur Sprache, die mit der permanenten Zentralstellung des Chefs verbunden sind. Am tiefsten blicken lässt Kai-Uwe Ricke, der frühere Chef der Telekom. "Der erste Mann", so Ricke, "ist immer derjenige, auf den alle fixiert sind. Diese Last sieht man den meisten Menschen in herausgehobenen Positionen auch körperlich an. Sie müssen mal darauf achten, wie die sich über die Zeit verändern, nicht nur bei der Telekom. Die einen werden dicker. Die anderen werden dünner. Man sieht es ihnen auch an den Augen an, im Wesentlichen an den Augen." Die Interviewer: "Sie werden hohläugig. So wie Sie zum Schluss." Ricke: "Ich habe kürzlich Fotos von damals gesehen. Unglaublich, wie ich in der Zeit gealtert bin!" Vielen gelinge der Absprung nicht, meint Ricke, dessen Vater ebenfalls Telekom-Chef gewesen war. "Mir fällt auf die Schnelle nur mein Vater ein, der von sich aus den Absprung geschafft hat. Mit 58 Jahren - da wusste keiner, wie das gehen soll, dass der mal in Rente geht - kam er nach Hause und sagte: Ich höre da morgen auf! Und seitdem segelt der auf seinem Boot durchs Mittelmeer. Er hat sich total verändert und ist wieder er selbst." Unbedingt lesenswert auch das abgründige Gespräch mit dem ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer, dem an melancholischer Abgeklärtheit keiner etwas vormacht. ("Die da oben". Innenansichten aus deutschen Chefetagen. Von Barbara Nolte und Jan Heidtmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 202 S., br., 12,- [Euro].) gey
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2009In der Chefetage
Von SZ-Autoren: Jan Heidtmann und Barbara Nolte über Manager
Die da oben – wir hier unten, das ist die Perspektive vieler auf die Kaste der Manager. Das Leben auf den Vorstandsetagen erscheint dabei als sorgfältig abgeschirmte Sphäre: Limousinen mit getönten Scheiben, 5-Sterne-Hotels, Senator-Lounges. Und dringt einmal etwas nach außen, klingt es meist bedrohlich: Tausende Arbeitsplätze werden gestrichen, gleichzeitig aber die eigenen Gehälter erhöht, Milliarden werden verspekuliert und anschließend bittet man den Staat um Hilfe.In 12 ausführlichen Gesprächen mit deutschen Spitzenmanagern geben die Journalisten Barbara Nolte und Jan Heidtmann, stellvertretender Chefredakteur des SZ-Magazins, nun einen Einblick hinter die dichte Kulisse der Vorstandsetage.
Da gesteht Telekom-Chef René Obermann ein: „Wenn ich nachts wach werde, geht gleich ein Film los.” Da kommentiert Alexander Dibelius, Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, die Kritik an seinem Gewerbe: „Gier ist etwas ziemlich Menschliches”. Und Hartmut Mehdorn, zehn Jahre streitbarer Chef der Bahn, räumt im ersten Gespräch nach seinem Rücktritt ein, manchmal über das Ziel geschossen zu sein: Aber „wenn sie etwas verändern wollen, müssen Sie eine Krise heraufbeschwören.” In einer bislang einmaligen Offenheit beschreiben die Gespräche die Beweggründe und Mechanismen, die das Leben auf den Vorstandsetagen bestimmen. SZ
BARBARA NOLTE, JAN HEIDTMANN: Die da oben – Innenansichten aus deutschen Chefetagen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 202 S., 12 Euro.
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Von SZ-Autoren: Jan Heidtmann und Barbara Nolte über Manager
Die da oben – wir hier unten, das ist die Perspektive vieler auf die Kaste der Manager. Das Leben auf den Vorstandsetagen erscheint dabei als sorgfältig abgeschirmte Sphäre: Limousinen mit getönten Scheiben, 5-Sterne-Hotels, Senator-Lounges. Und dringt einmal etwas nach außen, klingt es meist bedrohlich: Tausende Arbeitsplätze werden gestrichen, gleichzeitig aber die eigenen Gehälter erhöht, Milliarden werden verspekuliert und anschließend bittet man den Staat um Hilfe.In 12 ausführlichen Gesprächen mit deutschen Spitzenmanagern geben die Journalisten Barbara Nolte und Jan Heidtmann, stellvertretender Chefredakteur des SZ-Magazins, nun einen Einblick hinter die dichte Kulisse der Vorstandsetage.
Da gesteht Telekom-Chef René Obermann ein: „Wenn ich nachts wach werde, geht gleich ein Film los.” Da kommentiert Alexander Dibelius, Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, die Kritik an seinem Gewerbe: „Gier ist etwas ziemlich Menschliches”. Und Hartmut Mehdorn, zehn Jahre streitbarer Chef der Bahn, räumt im ersten Gespräch nach seinem Rücktritt ein, manchmal über das Ziel geschossen zu sein: Aber „wenn sie etwas verändern wollen, müssen Sie eine Krise heraufbeschwören.” In einer bislang einmaligen Offenheit beschreiben die Gespräche die Beweggründe und Mechanismen, die das Leben auf den Vorstandsetagen bestimmen. SZ
BARBARA NOLTE, JAN HEIDTMANN: Die da oben – Innenansichten aus deutschen Chefetagen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 202 S., 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ulrike Herrmann hat diese 12 Interviews mit deutschen Managern nicht ohne Interesse gelesen. Einige Aussagen fand sie durchaus "erhellend", etwa wenn Heinrich von Pierer beschreibt, wie man schwierige Kunden für sich gewinnt. Alles in allem jedoch bieten die Gespräche kaum mehr als Anekdoten, meint sie. Heikle Fragen - etwa nach den Leistungen nicht immer angemessenen Gehältern - würden gar nicht erst gestellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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