Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 2,0, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Kathedrale von Saint-Lazare in Autun ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Glaubensüberzeugungen der Menschen des Mittelalters. Sie wurde etwa ab 1120 n. Chr. errichtet und bereits nach 1130 geweiht. Die Bauarbeiten wurden vermutlich um das Jahr 1146 weitestgehend abgeschlossen, wie aus Augenzeugenberichten hervorgeht, die die Übersetzung der Reliquien des hl. Lazarus in die Kirche beschreiben, welchem die Kathedrale auch geweiht ist. Während der Zeit um das zwölfte Jahrhundert ist der Bau einer großen, prachtvollen Kathedrale trotz einer bereits vorhandenen Kirche in der Umgebung nicht unüblich. Tatsächlich entsteht eine Art Wettstreit um den prunkvollsten Bau, in dessen Kontext auch die Kathedrale von Saint-Lazare betrachtet werden muss. Diese sollte nicht, wie zunächst angenommen, für Menschen mit Lepra errichtet werden, sondern als eine der Totenliturgie Rechnung tragende Wallfahrtsstätte für Büßer dienen. Gerade in diesem Zusammenhang ist die Betrachtung des Westportals der Kathedrale in Autun, welches der Gegenstand der nachfolgenden Untersuchung darstellt, von besonderer Bedeutung. Das Tympanon des Portals zeigt in Verbindung mit dem Türsturz die Darstellung des Weltgerichts am Jüngsten Tag. Ebenso fällt in die Zeit des frühen 12. Jahrhunderts eine religiöse Strömung, die sich vermehrt mit dem Jenseits, der Furcht vor dem Tod und damit verbunden mit dem Gericht durch den Allmächtigen auseinandersetzt. Besonders der plötzliche Tod und die damit verbundene Sorge, nicht vorbereitet in das Jenseits treten zu können, beschäftigt die Menschen des Mittelalters. Nachfolgend soll demnach untersucht werden, in welcher Art und Weise das Weltgericht am Westportal von Saint-Lazare dargestellt wird und inwieweit diese künstlerische Interpretation sich in das Glaubensbild der Menschen des Mittelalters integrieren lässt. Schlussendlich soll die Frage beantwortet werden, ob das Westportal sich als eine Einladung für Sünder und Bußtuende interpretieren lassen kann. Begonnen wird diese wissenschaftliche Untersuchung mit einer Beschreibung des Westportals.
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