Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte - Sonstiges, Note: 1,3, Justus-Liebig-Universität Gießen (Fachjournalistik Geschichte), Veranstaltung: Serienmörder des 20. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Als der Serienmörder Jürgen Bartsch im Jahr 1967 zum ersten Mal vor Gericht stand, wurde der Prozess für die Öffentlichkeit schnell zum "Jahrhundert-prozess". Das Interesse für den jungen Mann, der auch der "Kirmesmörder" oder die "Ruhrpottbestie" genannt wurde, weil er vier kleine Jungen auf der Kirmes ansprach und sie in einen versteckten Bunker lockte, wo er sich an ihnen verging, sie tötete und zerstückelte, war enorm. Die Medien stilisierten Bartsch zum "Teufel in Menschengestalt" und für die Gesellschaft war klar, dass die Bestie, wenn man über sie schon nicht die in Deutschland gesetzeswidrige Todesstrafe verhängen durfte, für immer weggesperrt werden musste. Als der Fall im Jahr 1971 zum zweiten Mal aufgerollt wurde, weil Zweifel bestanden, dass beim ersten Mal alles getan worden war, um heraus zu finden, wo die Ursachen lägen für Bartschs Morde, befand sich die BRD in einem Wandel: Durch die 68er-Bewegung liberaler geworden, wurde die Öffentlichkeit sensibler für die gesellschaftlichen Missstände, die Fehler der konservativen Erziehungsmethoden der älteren Generationen und deren mögliche fatale Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Und so wandelte sich auch das Vorgehen der Justiz in der Wahrheitsfindung und auch die Präsentation Jürgen Bartschs in den Medien [...]. Kurioserweise spricht man von einem "Wandel gesellschaftlicher Wahrnehmung", doch gerade die Gesellschaft war es, die sich 1971 hinsichtlich der Auffassung Bartschs keineswegs verändert hatte: Man wollte immer noch das Monster in ihm sehen und nicht akzeptieren, dass die Ursachen seiner Morde in seiner Psyche zu finden waren und seine psychische Disposition auf sein gesellschaftliches Umfeld zurückzuführen war. Diese Arbeit soll nun in einem ersten Schritt die Unterschiede der beiden Prozesse beleuchten und wie die Wahrnehmung seiner Person sich veränderte. Untersucht werden soll dabei, inwiefern dies mit dem gesellschaftlichen Wandel zusammen hängt. In einem zweiten Schritt soll ein Blick auf die Printmedien - ob seriös wie die Zeit oder der Spiegel oder unseriös wie die Bild-Zeitung oder Illustrierte wie die Quick - geworfen werden, welche unterschiedlichen Bilder sie während der beiden verschiedenen Prozesse zeichneten und welche Meinungen sich in der Bevölkerung über ihn ausbildeten,[...].
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