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Feldmarschall Daun war Maria Theresias größter Feldherr. Er gewann 1757 die Schlacht von Kolin, gilt als erster Träger des Maria-Theresia-Ordens und war auch der erste Direktor der Militärakademie in Wiener Neustadt. Unter seiner Leitung wurden nicht nur Schlachten geschlagen, sondern auch die Ausbildung reformiert und das Infanteriereglement geschrieben.Die Zeit der Kaiserin Maria Theresia war aber nicht nur gekennzeichnet vom Abwehrkampf gegen den nördlichen Nachbarn und den geänderten Koalitionen im neu geordneten Europa. Die Zeit war auch geprägt durch eine Reihe von Reformen im Finanz-,…mehr

Produktbeschreibung
Feldmarschall Daun war Maria Theresias größter Feldherr. Er gewann 1757 die Schlacht von Kolin, gilt als erster Träger des Maria-Theresia-Ordens und war auch der erste Direktor der Militärakademie in Wiener Neustadt. Unter seiner Leitung wurden nicht nur Schlachten geschlagen, sondern auch die Ausbildung reformiert und das Infanteriereglement geschrieben.Die Zeit der Kaiserin Maria Theresia war aber nicht nur gekennzeichnet vom Abwehrkampf gegen den nördlichen Nachbarn und den geänderten Koalitionen im neu geordneten Europa. Die Zeit war auch geprägt durch eine Reihe von Reformen im Finanz-, Bildungs- und Justizbereich. Damals wurde das Papiergeld eingeführt, die Börse gegründet, die Unterrichtspflicht eingeführt, die Universität übersiedelt, der Föderalismus relativiert und die Verwaltung von der Gerichtsbarkeit getrennt. Ähnlich wie Dostojewksi in der Rede des Großinquisitors Jesus Christus neuerlich auf die Welt kommen lässt, erscheint mit diesem Buch Feldmarschall Daun wiederund erzeugt aus der historischen Distanz eine ganz eigene Vertrautheit. Im Gegensatz zu Jesus Christus schweigt Daun allerdings nicht, sondern nimmt aus den Erfahrungen seiner Zeit geistreich und ungehemmt zur österreichischen Gegenwartsgeschichte und ihren großinquisitorischen Tendenzen Stellung.
Autorenporträt
Georg Vetter wurde 1962 in Wien geboren. 1980 Matura, 1985 Promotion an der Universität Wien zum Dr. iur. Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien: Volkswirtschaft, 1992 Sponsion zum Magister rer.soc.oec.April 1986 bis August 1991 - unter Berücksichtigung eines Studienaufenthaltes der LBJ School of Public Affairs an der University of Texas - als Rechtsanwaltsanwärter tätig. Seit September 1991 als Rechtsanwalt mit Schwergewicht Wirtschaftsrecht tätig. Selbständiger Rechtsanwalt bei Vetter-Lessky-Vitali (VLV). Autor des Buches "Die neue Macht der Aktionäre" (Ibera). Drei Kinder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2012

Hang zum Paternalismus
In Österreich werden Provisorien schnell zum Standard

Wirtschaft ist wie ein Fahrrad: Es hält nur die Balance, wenn es fährt. Mit diesem Vergleich des Management-Pioniers Peter Drucker leitet Georg Vetter in seinem Buch ein Kapitel über das Scheitern des Sozialismus ein. Der Wiener Rechtsanwalt schildert die Schildbürgerposse über die ersten staatlicherseits auf die Straße gestellten Fahrräder in der österreichischen Hauptstadt - sogenannten "Viennabikes", die jedermann ohne jede Identifizierung und ohne jedes Hindernis gegen zwei Euro einfach nehmen konnte. Die Folge war ein plötzliches Verschwinden, das so manche ökonomische Binsenweisheit wie den Sinn der geldwirtschaftlichen Bewertung wieder aktuell erscheinen ließ.

Vetter lässt den unter der Kaiserin Maria Theresia erfolgreichen Feldherrn Leopold Daun auferstehen und aus einer geschichtlichen Distanz von mehr als einem Vierteljahrtausend Stellung nehmen zu den aktuellen Vorgängen in Österreich. Mit diesem Kunstgriff und Ironie kommentiert der Feldmarschall der Donaumonarchie alias Vetter die Neigung seiner Landsleute, ihre Freiheit zunehmend in die Hände eines vermeintlich wohlwollenden Staates zu legen. Das zeigt sich angesichts der vergleichsweise hohen Abgabenlast der Alpenrepublik deutlich: Der Autor kritisiert Heerscharen von Finanzministern, die sich bekennen, mit Steuern steuern zu wollen, als Sozialisten.

Nicht der Staat soll aber durch die Höhe von Pendlerpauschale und Kilometergeld anregen, ob es wünschenswert ist, einen Arbeitsplatz in der Nähe oder in der Weite zu suchen, zitiert Vetter den Steuerrechtsprofessor Paul Kirchhof. Der Einzelne soll in vollem Selbstbewusstsein entscheiden, was er zu tun gedenkt. Nicht das Nachvollziehen des gesetzgeberischen Wollens, sondern der freie Wille des Steuerzahlers soll entscheidend sein. Indes steuert der Fiskus die Ausweichreaktion der hohen Besteuerung von Arbeit in Österreich. Die natürliche Reaktion der Menschen ist es daher, dem Steuerdruck ausweichen zu wollen. Die einen machen dies durch Pfusch, die anderen durch aufwendige Konstruktionen.

Ein Spitzensteuersatz von 50 Prozent ist der große Wettbewerbsnachteil, wenn Manager nach Österreich gebracht werden sollen. Spätestens nach einem Blick in das Steuersystem machen die Kandidaten auf dem Absatz kehrt. Oder sie lassen sich von einem ausländischen Konzernunternehmen anstellen, das offiziell den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit darstellt, weiß Vetter aus seiner Praxis als Advokat.

Der Hang zum Paternalismus tritt auch im Subventionsdschungel zutage: Mit einem Verhältnis von 6,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) fördert die Republik Österreich fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt der EU. Der Staat stört damit aber den wirtschaftlichen Kreislauf. Der über dem EU-Durchschnitt liegende Teil der Subventionen beseitigt keineswegs Marktversagen, sondern verhindert bloß das Zustandekommen effizienter Marktlösungen: Bei seinem breiten Streifzug durch verschiedene Aspekte des Verhältnisses zum Staat zwischen Wien und Bregenz beleuchtet der Autor auch die bedenkliche Verfassung des Justizwesens.

Österreichs Staatsanwaltschaft ist im internationalen Vergleich personell kläglich gerüstet. Das führt dazu, dass in einer Reihe spektakulärer Wirtschaftsstrafsachen die Anklagebehörde völlig von Sachverständigen abhängig ist. Für die Rechtsstaatlichkeit erscheint diese Entwicklung zunehmend heikel. Als problematisch erweist sich demnach auch das heutige Aktienrecht, das sich im Wesentlichen aus dem Deutschland des Jahres 1937 ableitet.

Die Erfahrungen des deutschen Reformwerkes von 1965 sollten erst einmal abgewartet werden, wurde von den zuständigen Stellen argumentiert. Das geschieht nun bereits seit fast einem halben Jahrhundert. Wie oft in Österreich wird ein Provisorium zum Standard. Wer wissen will, wie das kleine Nachbarland tickt, sollte dieses sprachlich geglückte Buch lesen.

MICHAELA SEISER.

Georg Vetter: Die daungegradete Republik, Ibera Verlag, Wien 2011, 272 Seiten, 22 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sprachlich geglückt ist es auch. Lehrreich sowieso, meint Michaela Seiser, die dem Buch von Georg Vetter entnimmt, wie unser Alpennachbar so tickt. In Sachen Justizwesen, zum Beispiel (verkrustet), oder was den fatalen Hang zum Paternalismus betrifft (bremst die Wirtschaft aus). Die Perspektive, der sich der Autor ironischerweise bedient, findet Seiser von zusätzlichem Reiz, gerade bei so einem Buch. So kritisiert Vetter den Steuerwahn der Österreicher aus der Sicht eines Feldmarschalls der Donaumonarchie. Zu den Schildbürgerpossen im Land passt das ganz gut, scheint Seiser zu finden.

© Perlentaucher Medien GmbH