Im Gegensatz zu anderen biblischen Frauen war Judit bis heute durch den Wandel der Epochen hindurch immer im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Mehr noch als im theologischen Bereich, wo sie für einige Jahrhunderte an Bedeutung verlor, übte und übt sie ihren Reiz im kulturellen Bereich aus. Dieses Buch spürt der Frage nach, worin die Faszination Judits besteht, dass sie im Laufe der Jahrhunderte immer neu in den Blick genommen wurde. Im ersten Teil wird dazu die Aufmerksamkeit auf die biblische Gestalt gerichtet, die in einer tiefen 'De-Mut' handelt, indem sie sich einerseits in großer Demut ihrem Gott unterstellt und andererseits daraus den Mut schöpft rettend an ihrem Volk zu handeln. Im zweiten Teil wird näher auf die Sichtweise der Kirchenväter eingegangen, die ihre Keuschheit und Gottesfurcht betonen; bevor sie in der Renaissance als Vamp gesehen wird und in der Wertschätzung der Exegese sinkt. Im letzten Teil schließlich wird ausgehend von Martin Luther als Begründer des Schuldramas auf die Judit-Tradition in der deutschen Bühnendramatik eingegangen, die bis heute anhält und von einer religiösen über eine psychologische bis hin zu einer politischen Interpretation reicht.