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Der Band untersucht die deutsch-polnischen Beziehungen seit 1949. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Ländern gilt in Politik und Wissenschaft als Modell für die Beziehungen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn. Die Beiträge ordnen die Substanz dieser Gemeinschaft integrationstheoretisch ein und analysieren sie empirisch. Dies geschieht in Form einer Darstellung der schwierigen Neugestaltung der bilateralen Beziehungen vor 1989 sowie der Entwicklungen nach der deutschen Wiedervereinigung. Zwei renommierte Publizisten geben einen Ausblick auf die künftige Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses. …mehr

Produktbeschreibung
Der Band untersucht die deutsch-polnischen Beziehungen seit 1949.
Das Verhältnis zwischen diesen beiden Ländern gilt in Politik und Wissenschaft als Modell für die Beziehungen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn.
Die Beiträge ordnen die Substanz dieser Gemeinschaft integrationstheoretisch ein und analysieren sie empirisch. Dies geschieht in Form einer Darstellung der schwierigen Neugestaltung der bilateralen Beziehungen vor 1989 sowie der Entwicklungen nach der deutschen Wiedervereinigung.
Zwei renommierte Publizisten geben einen Ausblick auf die künftige Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses.

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Autorenporträt
Basil Kerski ist Journalist und Politikwissenschaftler sowie Chefredakteur des Deutsch-Polnischen Magazins DIALOG in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2001

Manches gehört in die Rumpelkammer
Auf dem Prüfstand: Die deutsch-polnischen Beziehungen in den Jahren 1949 bis 2000

Wolf-Dieter Eberwein/Basil Kerski (Herausgeber): Die deutsch-polnischen Beziehungen 1949-2000. Eine Wert- und Interessengemeinschaft? Verlag Leske + Budrich, Opladen 2001. 219 Seiten, 44,- Mark.

Im Februar 1990 hatte der polnische Außenminister Skubiszewski hoffnungsvoll von der bedeutsamen Wende und der neuen Qualität in den deutsch-polnischen Beziehungen gesprochen und einer deutsch-polnischen Interessengemeinschaft, die es nunmehr zu realisieren gelte. Der atemberaubende Prozeß der europäischen Transformation mit all seinen Begleiterscheinungen (Zerfall des Sowjetimperiums), vor allem aber die grundlegenden Verträge zwischen Deutschland und Polen (völkerrechtliche Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze vom 11. November 1990 und Freundschaftsvertrag vom 17. Juni 1991) veranlaßten ein wenig später den polnischen Botschafter J. Reiter zu der Feststellung, beide Staaten gehörten einer europäischen Wertegemeinschaft an, so daß endlich ein neues Kapitel in den bilateralen Beziehungen aufgeschlagen werden könne.

Nach den leidvollen Erfahrungen in der jüngsten Geschichte Deutschlands und Polens war dies in der Tat eine ebenso bewegende wie zukunftsorientierte Perspektive. Die Aufnahme Polens in den Europarat (1991), der Beitritt zur Partnerschaft für den Frieden (1994) und der Antrag auf Einbeziehung in die EU (1994) sowie die Aufnahme Polens in die Nato (1999) schienen daher auch die sinnvollsten Konsequenzen einer solchen Politik zu sein. Jetzt liegt eine Bilanz der deutsch-polnischen Beziehungen zu Beginn des neuen Jahrhunderts vor. W.-D. Eberwein, Leiter der Arbeitsgruppe Internationale Politik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, und B. Karski, Chefredakteur des angesehenen zweisprachigen Magazins "Dialog", haben sieben ausgewiesene Fachleute zur Mitarbeit gewinnen können.

Die Herausgeber betrachten ihren Sammelband als einen Versuch, das Fundament der Interessengemeinschaft zu analysieren, bei dem allerdings die wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit ausgeblendet bleibt. Ausgehend von diskussionswürdigen integrationstheoretischen Überlegungen (Konzept der sozialen Integration mit annähernd gleichen Werten), die Eberwein überzeugend formuliert hat, erörtert zunächst D. Bingen den "langen Weg der Normalisierung" bis 1990. Er vermag den Prozeß der bilateralen Beziehungen in seinen einzelnen Phasen richtig zu deuten und die Fakten (Konflikt und Kooperation) gebührend zu bewerten. Manches davon gilt auch für den jedoch recht knappen Beitrag von L. Mehlhorn, der die "zwangsverordnete Freundschaft" der "sozialistischen Brüder" Polen und DDR in diesem Zeitraum skizziert hat.

B. Karskis Artikel über die Rolle der nichtstaatlichen Akteure vor 1990 bildet gewissermaßen eine der empirischen Grundlagen für die Integrationsdisposition beider Staaten. Die in diesem Zusammenhang herausgearbeitete "Entspannung von unten", die in hohem Maße zur Vernetzung beider Gesellschaften beigetragen hat, das heißt auch zur "vergesellschafteten Außenpolitik", gekennzeichnet durch eine Parallelität der Interessen an Demokratisierung und Sicherheit, wird - im Gegensatz zu den sonst so imponierenden Betrachtungen des britischen Journalisten und Wissenschaftlers T. G. Ash ("Im Namen Europas") - historisch zutreffender gewürdigt. Dabei listet der Verfasser wichtige Institutionen und Aktionen auf, die den Aufbau eines Kooperationsnetzes in der Zeit des Ost-West-Konfliktes begünstigt haben. Zu bedauern bleibt dabei lediglich, daß Karski nicht ausreichend recherchiert und zahlreiche Initiativen, Einrichtungen und Programme außer acht gelassen hat.

Nachlassende Euphorie

Wer zum Beispiel den von W. Plum schon 1984 veröffentlichten Band "Ungewöhnliche Normalisierung" zur Hand nimmt, wird feststellen können, daß es viel mehr Begegnungen, Partnerschaften und Gesprächsforen (unter anderen Deutsch-Polnisches Forum, Schulbuchkonferenzen, deutsch-polnische Gesellschaften) gegeben hat, als in der Bestandsaufnahme des Autors erwähnt werden.

M. Mildenberger stellt in seinem Beitrag die Frage, ob denn die vielgepriesene "Interessengemeinschaft" angesichts der nachlassenden Euphorie und der Schwierigkeiten bei dem EU-Erweiterungsprozeß überhaupt funktioniere. Seine im ganzen wohlbegründeten Antworten fallen nicht allzu optimistisch aus, denn ungeachtet einer positiven Gesamteinschätzung (zum Beispiel was die Aussöhnung anbetrifft) spricht er von einer "Fiktion" der Interessengemeinschaft - vor allem auch deshalb, weil es in den neunziger Jahren an gemeinsamen Initiativen gefehlt habe.

Vieles davon wird auch durch die nachfolgende Untersuchung von M. Ecker-Ehrhardt (Umfrageergebnisse) belegt, in der als Fazit gefordert wird, durch weitere Verflechtung beider Gesellschaften erkennbare "Lücken" langfristig zu schließen. Hinzuzufügen wäre, daß hierzu vor allem die Kultur der Partnerschaften noch entschiedener verbessert werden müßte, die in der ganzen Bilanz etwas zu kurz gekommen ist. So ist zum Beispiel versäumt worden, die Bedeutung der inzwischen auf 365 angewachsenen Städtepartnerschaften und anderer, zum Beispiel durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit initiierter Partnerschaften im Bereich von Bildung und Kommunalpolitik oder zum Beispiel die studentischen Austauschprogramme des DAAD aufzuzeigen, desgleichen die von zahllosen gemeinsamen Projekten und der verdienstvollen Arbeit des deutsch-polnischen Jugendwerkes.

Mit den unterschiedlichen Bildern voneinander auf beiden Seiten setzt sich A. Niewiadomska-Frieling auseinander. Daß bei einem Vergleich hierbei das Polenbild der Deutschen keineswegs so positiv abschneidet wie das Deutschlandbild der Polen, dürfte eine seit langem bekannte Tatsache sein, was unter anderem auch mit der noch weitverbreiteten Unkenntnis über Land und Leute Polens in der deutschen Gesellschaft zusammenhängt. Es ist W. Bartoszewski zuzustimmen, der mit der Bemerkung zitiert wird, daß die "falschen Bilder" endlich in die "Rumpelkammer der Geschichte" gehörten.

Die Vorstellungen voneinander seien zu revidieren und die mannigfachen Klischees durch gegenseitiges Kennenlernen zu ersetzen. Das erfordert allerdings die Stetigkeit der Kontakte und die Erweiterung gelebter Partnerschaften im Geiste gegenseitiger Achtung und eines wirklichen vertrauensvollen "europäischen Miteinander". Bei alldem müßten die Politiker, wie von den zwei Kommentatoren der vorliegenden Untersuchungen, Ch. von Marschall und K. Woycicki, ebenfalls hervorgehoben, nicht nur eine noch aktivere Rolle spielen, sondern auch bestrebt sein, die Ergebnisse dieser und anderer Studien ernsthafter zur Kenntnis zu nehmen und eventuell notwendige Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Es bleibt also noch viel zu tun, um den großen Herausforderungen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Interesse Europas gerecht zu werden. Worum es dabei geht und was künftig zu verbessern wäre, wird in diesem Band in vieler Hinsicht gut veranschaulicht.

HANS-ADOLF JACOBSEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nach Hans-Adolf Jacobsen wird in diesem Band "in vieler Hinsicht gut veranschaulicht", was an den deutsch-polnischen Beziehungen noch verbessert werden kann. Der Rezensent geht auf die Beiträge in diesem Buch, die von "ausgewiesenen Fachleuten" geschrieben seien, im Einzelnen ein, referiert ihren Inhalt und kommt meist zu knappen Bewertungen. So lobt er etwa die "überzeugenden" Formulierungen Wolf-Dieter Eberweins über integrationstheoretische Konzepte oder aber die "richtige" Deutung D. Bingens des "Prozesses der bilateralen Beziehungen". Etwas schade findet es der Rezensent insgesamt, dass viele Institutionen, die für die deutsch-polnischen Beziehungen wesentliches geleistet haben, in diesem Band kaum oder gar nicht erwähnt werden. Als Beispiele nennt er u.a. studentische Austauschprogramme, Städtepartnerschaften oder das deutsch-polnische Jugendwerk. Diese Kritik kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rezensent das Buch insgesamt offenbar mit großem Interesse und Gewinn gelesen hat.

© Perlentaucher Medien GmbH