Dieses Buch behandelt die Rolle der Deutschen Bank im "Dritten Reich". Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit sich die Bank in das Regime einfügte und dem neuen Zeitgeist anpaßte. Harold James lotet die Handlungsspielräume der Deutschen Bank in einem wirtschaftlichen Umfeld aus, das zunehmend von Antisemitismus und Profitstreben geprägt war. Und er beleuchtet, welche oft schillernde Rolle einzelne Persönlichkeiten der Bank - etwa Emil Georg Stauß und Hermann J. Abs
- in diesem Zusammenhang spielten.
Harold James analysiert die Reaktionen der Deutschen Bank auf die große Bankenkrise 1931, die Weltwirtschaftskrise und die nationalsozialistische Herrschaft. Er zeigt, wie das zentrale Geschäft einer deutschen Großbank - die Industriefinanzierung und das Zeichnen von Aktien - an Bedeutung verlor und durch die unrentable Verwertung von Einlagen in Staatsanleihen ersetzt wurde. Aber das nationalsozialistische Regime eröffnete auch neue Betätigungsfelder, die häufig der bisherigen Geschäftspraxis entgegenstanden. Die Deutsche Bank beteiligte sich insbesondere an der sogenannten "Arisierung" jüdischer Geschäfte. Sie engagierte sich hier verstärkt bei der Abwicklung von Großunternehmen mit internationalen Kontakten. Harold James untersucht auch die Aktivitäten der Bank im Ausland. Er stellt auf der Grundlage völlig neuen Archivmaterials die harschen Umstände dar, mit denen deutsch-jüdische Banken und Unternehmen in der Tschechoslowakei, in Polen und in Österreich konfrontiert wurden. Kontroverse Themen wie etwa die Finanzierung von Konstruktionsfirmen in Auschwitz, die Inanspruchnahme von Zwangsarbeit oder die Goldtransaktionen der Bank während des Zweiten Weltkrieges bilden die Basis für eine allgemeine Beurteilung der Deutschen Bank im "Dritten Reich".
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
- in diesem Zusammenhang spielten.
Harold James analysiert die Reaktionen der Deutschen Bank auf die große Bankenkrise 1931, die Weltwirtschaftskrise und die nationalsozialistische Herrschaft. Er zeigt, wie das zentrale Geschäft einer deutschen Großbank - die Industriefinanzierung und das Zeichnen von Aktien - an Bedeutung verlor und durch die unrentable Verwertung von Einlagen in Staatsanleihen ersetzt wurde. Aber das nationalsozialistische Regime eröffnete auch neue Betätigungsfelder, die häufig der bisherigen Geschäftspraxis entgegenstanden. Die Deutsche Bank beteiligte sich insbesondere an der sogenannten "Arisierung" jüdischer Geschäfte. Sie engagierte sich hier verstärkt bei der Abwicklung von Großunternehmen mit internationalen Kontakten. Harold James untersucht auch die Aktivitäten der Bank im Ausland. Er stellt auf der Grundlage völlig neuen Archivmaterials die harschen Umstände dar, mit denen deutsch-jüdische Banken und Unternehmen in der Tschechoslowakei, in Polen und in Österreich konfrontiert wurden. Kontroverse Themen wie etwa die Finanzierung von Konstruktionsfirmen in Auschwitz, die Inanspruchnahme von Zwangsarbeit oder die Goldtransaktionen der Bank während des Zweiten Weltkrieges bilden die Basis für eine allgemeine Beurteilung der Deutschen Bank im "Dritten Reich".
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2004Zweimal die Deutsche Bank
Das Geldhaus in der Zeit des Nationalsozialismus und heute
Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. Verlag C. H. Beck, München 2003, 267 Seiten, 19,90 Euro.
Friedhelm Schwarz: Die Deutsche Bank. Riese auf tönernen Füßen. Campus Verlag, Frankfurt 2003, 222 Seiten, 24,90 Euro.
Die Deutsche Bank ist seit ihrer Gründung im Jahr 1870 hoch gestiegen und später tief gefallen, und zwar wirtschaftlich wie auch moralisch. Das zeigt die sehr lesenswerte Studie des amerikanischen Historikers Harold James (Princeton University) über die Rolle der Bank im Dritten Reich. Sie ist die überarbeitete und erweiterte Fassung des entsprechenden Kapitels aus dem Jubiläumsband "Die Deutsche Bank 1870-1995", das schon damals viel Aufmerksamkeit fand. Hinzugekommen sind neue Erkenntnisse über die Finanzierung von Auschwitz-Bauten, die Zwangsarbeit, die problematischen Verkäufe von Gold, das zum Teil "Opfergold" war, sowie über die "Arisierung" jüdischer Unternehmen, die James 2001 in einer eigenen - ebenfalls im Verlag C.H. Beck erschienenen - Abhandlung beschrieben hat.
Deutschlands größte Bank war von der nationalsozialistischen Politik keinesfalls nur passiv betroffen. Sie hat vielmehr auch eine sehr aktive Rolle gespielt. "Bankiers passen sich den Realitäten an - das ist ihr Auftrag", meint dazu der Verfasser. James' Analyse dieses Wechselspiels von politischer Barbarei und geschäftlichem Kalkül, von verblendetem Ehrgeiz und ambivalentem Verhalten führender Persönlichkeiten der Bank beeindruckt und bedrückt immer wieder aufs neue.
Das zeigt sich vor allem am Beispiel der "Arisierung" jüdischer Vermögen im Inland und im besetzten Ausland. Die Bank habe damit eine schwere moralische Schuld auf sich geladen, schreibt James. Zwar habe sie in Deutschland manchen jüdischen Unternehmern mit der Vermittlung von Eigentumsverkäufen helfen können. Auf der anderen Seite habe sie daran gut verdient und dem Staat die Verwirklichung seiner rassisch motivierten Politik erleichtert. Die Bank habe dazu beigetragen, die Prinzipien von Eigentum und Moral zu unterlaufen.
Zusammenfassend kommt James zu dem Urteil, die Bankiers - zu denen bekanntlich auch die Nachkriegslegende Hermann Abs gehört - hätten zum moralischen Niedergang Deutschlands beigetragen. Abs habe als gläubiger Katholik zwar nie mit der Nazi-Ideologie sympathisiert, im Gegenteil. Im Jahr 1943 drang die Partei sogar darauf, Abs zu entlassen. Abs habe im Interesse seiner Familie und der Bank beschlossen, kein Held zu sein, meint der Historiker, und das könne man ihm nicht verdenken. Auf der anderen Seite sei aber Abs' Vermischung rein privater geschäftlicher Interessen mit denen der Bank und des NS-Staates charakteristisch für den Verfall von Normen in einer Diktatur, heißt es. Dieses Urteil fällt etwas schärfer aus als in der Jubiläumsgeschichte. Ob sich Abs dabei auch in einem moralischen Zwiespalt befand, läßt James offen. Ein aufschlußreiches Buch.
Verglichen mit den differenzierten Studien renommierter Historiker zur Deutschen Bank, ist das Buch des Diplom-Sozial- und Verwaltungswirts, Journalisten und "Experten für Machtkonzentration" Friedhelm Schwarz über die heutige Deutsche Bank grobschlächtig in Stil und Inhalt. Zwar werden viele Vorgänge kritisch und zutreffend beleuchtet, doch die Schlußfolgerungen gehen meist an der Sache vorbei. So hat die sogenannte Gemeinschaftsverantwortung des Deutsche-Bank-Vorstands sicher ihre Nachteile gehabt. Das daraus folgende geschlossene Auftreten war jedoch immer auch ein Pluspunkt für die Bank. Ob die Wiedervereinigung politisch und wirtschaftlich wirklich anders verlaufen wäre, wenn der damalige Vorstandssprecher Alfred Herrhausen nicht einem Terroranschlag zum Opfer gefallen wäre, ist ohnehin bloße Spekulation und überschätzt darüber hinaus den Einfluß des Bankers. Auch die Beurteilung anderer Entscheidungsträger überzeugt nicht und ist oft reißerisch.
Das Fazit des Buches von Friedhelm Schwarz ist trivial: Die einst mächtige Deutsche Bank ist nicht mehr das, was sie einmal war, ihr Mythos ist entzaubert. Die Bank ist nicht aus einem Guß, sie ist eine dauernde Baustelle. Das war schon in der Jubiläumsgeschichte nachzulesen und ist nicht überraschend angesichts der dramatischen Umwälzungen im Geldgewerbe.
Daß auch in der Deutschen Bank durch mangelnde Weitsicht, Fehlentscheidungen, Eitelkeiten und falschen Ehrgeiz vieles schiefgelaufen ist und daß dabei viel Kapital vernichtet wurde, ist keine umwerfende Entdeckung. Das weiß jeder, spätestens seit der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider und der fehlgeschlagenen Fusion von Deutscher und Dresdner Bank. Warum die Bank auf der einen Seite ein "Riese auf tönernen Füßen" sein soll, auf der anderen Seite aber unter Josef Ackermann die Umstrukturierung besser bewältigt als die deutschen Konkurrenten, wird niemandem einleuchten. Ein Buch für Unternehmensvoyeure.
JÜRGEN JESKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Geldhaus in der Zeit des Nationalsozialismus und heute
Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. Verlag C. H. Beck, München 2003, 267 Seiten, 19,90 Euro.
Friedhelm Schwarz: Die Deutsche Bank. Riese auf tönernen Füßen. Campus Verlag, Frankfurt 2003, 222 Seiten, 24,90 Euro.
Die Deutsche Bank ist seit ihrer Gründung im Jahr 1870 hoch gestiegen und später tief gefallen, und zwar wirtschaftlich wie auch moralisch. Das zeigt die sehr lesenswerte Studie des amerikanischen Historikers Harold James (Princeton University) über die Rolle der Bank im Dritten Reich. Sie ist die überarbeitete und erweiterte Fassung des entsprechenden Kapitels aus dem Jubiläumsband "Die Deutsche Bank 1870-1995", das schon damals viel Aufmerksamkeit fand. Hinzugekommen sind neue Erkenntnisse über die Finanzierung von Auschwitz-Bauten, die Zwangsarbeit, die problematischen Verkäufe von Gold, das zum Teil "Opfergold" war, sowie über die "Arisierung" jüdischer Unternehmen, die James 2001 in einer eigenen - ebenfalls im Verlag C.H. Beck erschienenen - Abhandlung beschrieben hat.
Deutschlands größte Bank war von der nationalsozialistischen Politik keinesfalls nur passiv betroffen. Sie hat vielmehr auch eine sehr aktive Rolle gespielt. "Bankiers passen sich den Realitäten an - das ist ihr Auftrag", meint dazu der Verfasser. James' Analyse dieses Wechselspiels von politischer Barbarei und geschäftlichem Kalkül, von verblendetem Ehrgeiz und ambivalentem Verhalten führender Persönlichkeiten der Bank beeindruckt und bedrückt immer wieder aufs neue.
Das zeigt sich vor allem am Beispiel der "Arisierung" jüdischer Vermögen im Inland und im besetzten Ausland. Die Bank habe damit eine schwere moralische Schuld auf sich geladen, schreibt James. Zwar habe sie in Deutschland manchen jüdischen Unternehmern mit der Vermittlung von Eigentumsverkäufen helfen können. Auf der anderen Seite habe sie daran gut verdient und dem Staat die Verwirklichung seiner rassisch motivierten Politik erleichtert. Die Bank habe dazu beigetragen, die Prinzipien von Eigentum und Moral zu unterlaufen.
Zusammenfassend kommt James zu dem Urteil, die Bankiers - zu denen bekanntlich auch die Nachkriegslegende Hermann Abs gehört - hätten zum moralischen Niedergang Deutschlands beigetragen. Abs habe als gläubiger Katholik zwar nie mit der Nazi-Ideologie sympathisiert, im Gegenteil. Im Jahr 1943 drang die Partei sogar darauf, Abs zu entlassen. Abs habe im Interesse seiner Familie und der Bank beschlossen, kein Held zu sein, meint der Historiker, und das könne man ihm nicht verdenken. Auf der anderen Seite sei aber Abs' Vermischung rein privater geschäftlicher Interessen mit denen der Bank und des NS-Staates charakteristisch für den Verfall von Normen in einer Diktatur, heißt es. Dieses Urteil fällt etwas schärfer aus als in der Jubiläumsgeschichte. Ob sich Abs dabei auch in einem moralischen Zwiespalt befand, läßt James offen. Ein aufschlußreiches Buch.
Verglichen mit den differenzierten Studien renommierter Historiker zur Deutschen Bank, ist das Buch des Diplom-Sozial- und Verwaltungswirts, Journalisten und "Experten für Machtkonzentration" Friedhelm Schwarz über die heutige Deutsche Bank grobschlächtig in Stil und Inhalt. Zwar werden viele Vorgänge kritisch und zutreffend beleuchtet, doch die Schlußfolgerungen gehen meist an der Sache vorbei. So hat die sogenannte Gemeinschaftsverantwortung des Deutsche-Bank-Vorstands sicher ihre Nachteile gehabt. Das daraus folgende geschlossene Auftreten war jedoch immer auch ein Pluspunkt für die Bank. Ob die Wiedervereinigung politisch und wirtschaftlich wirklich anders verlaufen wäre, wenn der damalige Vorstandssprecher Alfred Herrhausen nicht einem Terroranschlag zum Opfer gefallen wäre, ist ohnehin bloße Spekulation und überschätzt darüber hinaus den Einfluß des Bankers. Auch die Beurteilung anderer Entscheidungsträger überzeugt nicht und ist oft reißerisch.
Das Fazit des Buches von Friedhelm Schwarz ist trivial: Die einst mächtige Deutsche Bank ist nicht mehr das, was sie einmal war, ihr Mythos ist entzaubert. Die Bank ist nicht aus einem Guß, sie ist eine dauernde Baustelle. Das war schon in der Jubiläumsgeschichte nachzulesen und ist nicht überraschend angesichts der dramatischen Umwälzungen im Geldgewerbe.
Daß auch in der Deutschen Bank durch mangelnde Weitsicht, Fehlentscheidungen, Eitelkeiten und falschen Ehrgeiz vieles schiefgelaufen ist und daß dabei viel Kapital vernichtet wurde, ist keine umwerfende Entdeckung. Das weiß jeder, spätestens seit der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider und der fehlgeschlagenen Fusion von Deutscher und Dresdner Bank. Warum die Bank auf der einen Seite ein "Riese auf tönernen Füßen" sein soll, auf der anderen Seite aber unter Josef Ackermann die Umstrukturierung besser bewältigt als die deutschen Konkurrenten, wird niemandem einleuchten. Ein Buch für Unternehmensvoyeure.
JÜRGEN JESKE
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Höchst zufrieden nimmt Rezensent Werner Abelshauser dieses neue Buch auf, mit dem der in Princeton lehrende Wirtschaftshistorikers Harold James seine vorangegangenen, bewährten Arbeiten zur Geschichte der Deutschen Bank um einige wichtige Aspekte ergänzt, etwa die internationalen Tätigkeiten der Bank im besetzten Europa. Doch auch in diesem Buch stehe im Mittelpunkt von James' Interesse, wie sich die Bank und ihr Vorstandssprecher Hermann Josef Abs gegenüber dem NS-Regime positionierten. Wie Abelshauser zusammenfasst, konnte sich die aus der Bankenkrise von 1931 gestärkt hervorgegangene Deutsche Bank eine gewisse Distanz gegenüber der Regierung erlauben. Doch auch wenn die Deutsche Bank - anders als die Dresdner - nicht zu den Wunschpartnern Hitlers gehört habe, sei sie doch ohne Zweifel eine "unentbehrliche Stütze seines brutalen Expansionskurses" gewesen, schließt Abelshauser aus Harold James' Darstellung.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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