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In diesem Band werden Artikel vorgestellt, die Haffner von 1950 bis 1961 im britischen OBSERVER veröffentlicht hat. Er schreibt über Fragen, die bis heute von Bedeutung sind: Wiederbewaffnung oder Neutralität; den kalten Krieg und seine eiskalten Folgen; das Verhältnis der Deutschen zu Israel; Neo-Nazis und politische Gleichgültigkeit; den 17. Juni und die Krisen der DDR bis zum Mauerbau. DazuPorträts u.a über Adenauer, Ulbricht, Ernst Reuter, Bertolt Brecht und Otto Hahn.

Produktbeschreibung
In diesem Band werden Artikel vorgestellt, die Haffner von 1950 bis 1961 im britischen OBSERVER veröffentlicht hat. Er schreibt über Fragen, die bis heute von Bedeutung sind: Wiederbewaffnung oder Neutralität; den kalten Krieg und seine eiskalten Folgen; das Verhältnis der Deutschen zu Israel; Neo-Nazis und politische Gleichgültigkeit; den 17. Juni und die Krisen der DDR bis zum Mauerbau.
DazuPorträts u.a über Adenauer, Ulbricht, Ernst Reuter, Bertolt Brecht und Otto Hahn.
Autorenporträt
Sebastian Haffner, geb. 1907 in Berlin, war promovierter Jurist. Er emigrierte 1938 nach England, wo er als Journalist für den 'Observer" arbeitete'. Seine 'Geschichte eines Deutschen' verfasste er 1939 im Londoner Exil. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück, schrieb zunächst für die 'Welt', später für den 'Stern'. Haffner ist Autor einer Reihe historischer Bestseller, u. a. 'Anmerkungen zu Hitler'. Er starb 1999.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2002

Der Frühschoppen-Freund
Sebastian Haffner: "Observer"-Artikel aus den fünfziger Jahren und ein Interview von 1989

Sebastian Haffner: Die deutsche Frage 1950-1961. Von der Wiederbewaffnung bis zum Mauerbau. Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Transit Buchverlag, Berlin 2002. 205 Seiten, 19,50 Euro.

Sebastian Haffner: Als Engländer maskiert. Ein Gespräch mit Jutta Krug über das Exil. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2002. 118 Seiten, 16,90 Euro.

Das erstmals veröffentlichte Gespräch mit Sebastian Haffner führte Jutta Krug Anfang 1989. Zu Beginn schildert er das Leben im "Dritten Reich" und nennt die Gründe, die ihn 1938 zur Emigration bewegten. Er berichtet, wie er nach Kriegsbeginn zweimal als "feindlicher Ausländer" interniert wurde und wie schwierig es war, sich eine Existenz aufzubauen. 1942 gelang ihm der Einstieg beim "Observer". Nach dem Krieg beantragte er die britische Staatsbürgerschaft und wurde "ein großer englischer Patriot". Doch Differenzen mit dem Herausgeber David Astor entfremdeten ihn von der Londoner Redaktion und letztlich von England.

Sehr interessant sind Haffners eher beiläufige Kommentare zum Zeitgeschehen und zur deutschen Geschichte. Erstaunlich viel Verständnis brachte er für Werner Höfer auf, den Fernsehgastgeber des "Internationalen Frühschoppens". Ende der achtziger Jahre war Höfer in die Kritik geraten, nachdem bekanntgeworden war, daß er als junger Journalist einen nationalsozialistisch gefärbten Artikel verfaßt hatte. "Ich bin ein Anhänger der Verjährung", erläuterte Haffner, auch deshalb, "weil ein Achtzigjähriger nicht mehr für das verantwortlich gemacht werden kann, was der Dreißigjährige getan hat." Weniger nachsichtig zeigte er sich mit den Deutschen. Da Deutschland als Großmacht "unerträglich" gewesen sei und "den Ersten und den Zweiten Weltkrieg verursacht" habe, hielt er die deutsche Einheit im Februar 1989 für alles andere als wünschenswert.

Daß Haffner in der deutschen Frage auch einmal ganz andere Positionen vertreten hat, belegen seine "Observer"-Artikel. Seit 1954 war er Korrespondent in Berlin. Zwei Grundgedanken durchziehen seine Berichte bis zum August 1961, als er beim "Observer" kündigte: Er forderte einerseits, daß der Westen die Ostdeutschen nicht aufgeben dürfe. Andererseits warnte er davor, der Sowjetunion in Deutschland und speziell in Berlin weitreichende Zugeständnisse zu machen. Immer wieder berichtete er über die schlechten wirtschaftlichen Zustände und die Unterdrückung der Bevölkerung in der Sowjetischen Besatzungszone, über Engpässe in der Lebensmittelversorgung und die Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft. Teilweise entwarf er weitgehende Vorschläge, wie die deutsche Frage gelöst werden könnte. Im April 1960 stellte er etwa seinen "Plan für Preußen" vor. Gleichzeitig war er bemüht, seinen englischen Lesern den Ernst der Lage deutlich zu machen: "Ostdeutschland . . . ist das potentielle Sarajevo für einen dritten Weltkrieg, den niemand will."

Insgesamt enthält der von Rainer Nitsche herausgegebene Band über "Die deutsche Frage" dreißig Kommentare und Berichte sowie einige Kurzporträts deutscher Persönlichkeiten. Fast immer erweist sich Haffner als ein Journalist mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Seine Beiträge zeigen auch, wie drastisch er seine Ansichten wechselte. Was er in den fünfziger Jahren über Adenauer, Ulbricht oder die Vereinigten Staaten schrieb, ist beinahe das Gegenteil von dem, was er ab 1963 - in seiner sogenannten "linken Phase" - äußerte.

JÜRGEN PETER SCHMIED

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