Im vorliegenden zweiten Band seiner historisch-politischen Betrachtungen zum"Gefühlsraum des deutschen Faschismus"legt der Verfasser die Basis für dieAuflösung des"historischen Rätsels Hitler". Faudes"mentalitätsgeschichtlicher Ansatz"spürt die emotionalen politischen Prägungen der Deutschen des 19. Jahrhunderts auf, die es plötzlich als folgerichtig erscheinen lassen, dass nach dem verlorenen Weltkrieg im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die"Zeitbombe der deutschen Innerlichkeit"zündete und die Prophetie Heinrich Heines bewahrheitet; der hatte in seiner"Geschichte der Religion und Philosopie in Deutschland"(1843) vorausgesagt, dass demnächst"ein Stück aufgeführt werde in Deutschland, wogegen die Französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte". Der Autor sieht die Ursprünge und die Quellen des deutschen Faschismus, den er übrigens vom Hitlerismus als seiner Perversion abhebt, in der eigentümlichen Aufnahme der Französischen Revolution durch die deutschen Eliten. Und die wesentliche Quelle des mörderischen Antisemetismus wird in der Verschwörungstheorie gesehen, wie sie insbesondere durch Augustin Barruel - in Verkennung ihres tatsächlichen Ursprungs - in die Welt gesetzt worden ist und die in der Ära nach Bismarck in Deutschland zur Blüte gebracht wurde. Auch der eigene Forschungsansatz wird kritisch reflektiert, aber es bleibe dabei, dass"letzlich konkrete Interessenpolitik eine konkrete Antwort auf eine unabweisbare Emotion"sei und dass sich"konkrete politische Praxis aus der emotionalen Spannungslage"erkläre,"die die individuellen politischen Handlungsentschlüsse kanalisiere und präge". Das vorliegende Werk umfasst den Zeitraum von 1763 bis 1890, also bis zur Entlassung Bismarcks bzw. bis zur Geburt Adolf Hitlers (1889).