27,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
  • Gebundenes Buch

Der grüne Zwanziger, der braune Fünfziger, der blaue Hunderter Millionen Deutschen sind die Banknoten aus D-Mark-Zeiten noch gut in Erinnerung. Es war das Geld, mit dem sie groß wurden, mit dem sie einen gewissen Wohlstand erreichten. Aber die D-Mark ist nicht nur in der individuellen Rückschau positiv besetzt, sie hatte auch für die Gesellschaft eine wichtige Funktion: Endlich hatten die Deutschen wieder etwas, auf das sie stolz sein konnten. Die D-Mark war weltweit berühmt für ihre Stabilität und entwickelte sich international zur wichtigsten Währung nach dem Dollar. Sie trug wesentlich dazu…mehr

Produktbeschreibung
Der grüne Zwanziger, der braune Fünfziger, der blaue Hunderter Millionen Deutschen sind die Banknoten aus D-Mark-Zeiten noch gut in Erinnerung. Es war das Geld, mit dem sie groß wurden, mit dem sie einen gewissen Wohlstand erreichten. Aber die D-Mark ist nicht nur in der individuellen Rückschau positiv besetzt, sie hatte auch für die Gesellschaft eine wichtige Funktion: Endlich hatten die Deutschen wieder etwas, auf das sie stolz sein konnten. Die D-Mark war weltweit berühmt für ihre Stabilität und entwickelte sich international zur wichtigsten Währung nach dem Dollar. Sie trug wesentlich dazu bei, dass die Deutschen nach den Verheerungen, die zwei Weltkriege und die NS-Diktatur mit sich gebracht hatten, wieder wirtschaftlichen Aufschwung genießen konnten und im Ausland respektiert wurden.

Frank Stocker nimmt Sie mit auf eine spannende Reise in die deutsche Nachkriegsgeschichte. Dabei beschreibt er nicht nur historische Ereignisse und erklärt finanz- und währungspolitische Entscheidungen, sondern es gelingt ihm auch, das gesellschaftliche Klima zu erfassen und dem Mythos nachzuspüren, der sich um die D-Mark rankt. Denn die Deutsche Mark war schon immer mehr als ein Zahlungsmittel: Zum Zeitpunkt ihrer Einführung war sie ein Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs, heute steht sie für den märchenhaften Wiederaufstieg Deutschlands und ist zu einem Sehnsuchtsort vieler Deutscher geworden.

Autorenporträt
Frank Stocker ist Wirtschaftsexperte und Historiker. Er hat Politik und Geschichte in Freiburg und Heidelberg studiert und arbeitet seit 20 Jahren als Wirtschafts- und Finanzredakteur bei »WELT« und »WELT AM SONNTAG«. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2012 mit dem Deutschen Journalistenpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2023

Mythos Deutsche Mark
Ein nüchterner Blick auf eine verblichene Währung

Das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Nation war immer etwas schwierig. Nach der Zeit des Nationalsozialismus, im geteilten deutschen Staat, fand sich ein Band, das nicht nur die alte Bundesrepublik in sich, sondern auch mit den Bürgern der DDR verband: die D-Mark. Geboren vor 75 Jahren, verstorben vor mehr als zwanzig, sehen auch heute noch besonders über Vierzigjährige darin ein nationales Symbol.

Anlässlich des 75. Jubiläums der Währungsreform hat Frank Stocker, Wirtschafts- und Finanzredakteur der "Welt", der Geschichte der D-Mark ein gelungenes Buch gewidmet. Der Politologe und Historiker hat mit "Die Deutsche Mark" nicht nur ein äußerst gut lesbares Werk mit einer gerade richtigen Seitenzahl von netto 312 Seiten verfasst. Vielmehr setzt sich Stocker unter dem treffenden Untertitel "Wie aus einer Währung ein Mythos wurde" gezielt just mit den Mythen und Narrativen auseinander, die die D-Mark eben zu jenem nationalen Symbol haben werden lassen, dessen Verklärung bisweilen messianische Züge annimmt.

In 20 Kapiteln und zwei Exkursen dekliniert Stocker die rund 54 Jahre durch, in der diese zur europäischen De-facto-Leitwährung aufstieg. Und schon das sind zwei Punkte, in denen sich Stocker als neudeutsch "Mythbuster" betätigt. Vieles davon ist bekannt, oft aber nur Experten. So etwa, dass die Währungsreform kein deutsches Projekt war, sondern eines der Besatzungsmacht USA. Ludwig Erhard habe sich zwar immer als Vater der D-Mark geriert, war aber an der Reform gar nicht beteiligt, schreibt Stocker. Spiritus Rector war viel mehr der amerikanische Ökonom Edward Tenenbaum. Überhaupt holt Stocker die deutsche Wirtschaftsikone vom Thron. Erhard sei zunächst ein "mittelmäßig begabter Ökonom" gewesen, dessen Selbstbewusstsein groß, "wenn nicht gar übersteigert" gewesen sei. Den Professorentitel habe er quasi zu seinem Vornamen gemacht, zitiert er den früheren Mainzer Wirtschaftshistoriker Volker Hentschel, obwohl Erhard nur Honorarprofessor war und nie als solcher tätig. Darüber versäumt es Stocker aber nicht, Erhards Verdienste herauszustreichen: die Aufhebung der Preiskontrollen etwa, die er als Direktor für Wirtschaft der Bizone ohne Zustimmung und zum Missfallen der Alliierten im Radio verkünden ließ und ohne die die Währungsreform erfolglos gewesen wäre.

Auch das beliebte Narrativ "Währungsreform - Läden voll - Wirtschaftswunder - alle reich" wird demontiert. Den vollen Geschäften folgte bei weiter geltendem Lohnstopp eine rasante Inflation. Und so kam es im Oktober 1948 zu gewalttätigen Ausschreitungen, im November dann zum einzigen Generalstreik in der Geschichte der Bundesrepublik. So mancher Bundesbürger hätte den die Währungsreform verteidigenden Erhard damals wohl am liebsten hängen gesehen.

Ihr Fett weg bekommt auch die Deutsche Bundesbank. Nicht nur habe diese diverse schwere geldpolitische Fehler begangen. Stocker bescheinigt ihr auch ein bisweilen "fast schon autistisches und rücksichtsloses" Agieren. Bis zuletzt habe sie ihre Verantwortung als Hüterin der in den Achtzigern zweitwichtigsten Reservewährung der Welt ignoriert. Und Stocker macht klar: Dies war ein wesentlicher Grund, dass die europäischen Partnerländer die D-Mark gern loswurden. Dass man in der Bundesbank oft genug recht hatte, ist für Stocker dabei unbenommen. Sein Ziel ist nicht der Bildersturm, sondern die Bedeutung der oft überhöhten D-Mark realistisch einzuordnen.

Das gelingt dem Historiker und Politologen Stocker sehr gut, auch wenn Nostalgiker dies sicher nicht gern lesen. Zu kurz kommen an mancher Stelle die Ökonomen. Zwar stellt Stocker wirtschaftliche Zusammenhänge in gebotener Kürze dar. Doch manchmal möchte man ausführlicher diskutieren - etwa über die Rolle der D-Mark beim Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods, als sich Deutschland und die Bundesbank gegen eine Aufwertung sperrten. Dabei war die D-Mark 1949 abgewertet worden, um ihren vorzeitigen Kollaps abzuwenden, was auch die Geschichte vom Exportweltmeister in ein anderes Licht rückt.

Natürlich kann man noch Kleinigkeiten kritisieren. Etwa die gerade in den ersten Kapiteln oft überlangen Zitate, die sich nicht in den Lesefluss einfügen wollen. Auch kommen die Achtzigerjahre etwas dürftig weg. Stockers Buch empfiehlt sich für alle, die gern wüssten, wie es wirklich war. Stocker demontiert Mythen, nicht die D-Mark. Daher ist die Lektüre auch Nostalgikern zu empfehlen. Mit dieser Nostalgie befasst sich der Autor im Schlusskapitel. Die Ursache seien nicht Defizite des Euro, sondern die Sehnsucht nach der einfacheren Welt vor den Neunzigerjahren. Mit den Veränderungen habe der Euro überhaupt nichts zu tun und so macht Stocker auch klar: Eine Rückkehr zur D-Mark wäre keine Rückkehr in eine goldene Vergangenheit. Vielmehr wäre diese "heute eine europäische Leitwährung, die der Bundesbank eine völlig andere Rolle verleihen würde (...) Durch eine . . . Rückkehr zur D-Mark würde die Bundesrepublik nicht harmonischer oder gerechter, sie würde aber zu einem geldpolitischen Hegemonen in Europa, mit vielerlei Konsequenzen, meist nicht angenehmen." Das Trachten der Deutschen solle vielmehr dahin gehen, den Euro stark und stabil zu halten - aber ohne Besserwisserei und Oberlehrergehabe. MARTIN HOCK

Frank Stocker: Die Deutsche Mark - Wie aus einer Währung ein Mythos wurde. Finanzbuch Verlag, München 2023, 360 Seiten, 27 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Genau den richtigen Umfang hat Frank Stockers obendrein leicht lesbares Buch über die D-Mark für Rezensent Martin Hock und auch sonst mache der Autor fast alles richtig. Stocker, bei der "Welt" redaktionell für Finanzen und Wirtschaft zuständig, möchte in erster Linie mit Mythen aufräumen, die zur retrospektiven Überhöhung der Mark führen. Sein Fett weg bekommt laut Hock unter anderem Ludwig Erhard, der sich als Vater der deutschen Währung darstellte, tatsächlich aber nur Vorgaben der Alliierten exekutierte. Auch das vermeintlich von der Währungsreform ausgelöste Wirtschaftswunder sowie das Wirken der Bundesbank werden, so der Rezensent, Gegenstände differenzierter, kritischer Betrachtung. Im engeren Sinne ökonomische Fragen kommen gelegentlich zu kurz, findet Hock, der das Buch gleichwohl allen empfiehlt, die eine realistische, nicht von Nostalgie getrübte Perspektive auf die Mark gewinnen wollen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Buch 'Die Deutsche Mark' erzählt den Weg der Währung zum Mythos auf ebenso unterhaltsame wie informative Weise. Lesenswert zum Jubiläum." EURuro 06/2023 "Unterhaltsam und informativ. [...] Autor Stocker, Journalist bei der "Welt", sucht mit seinem aktuellen Buch einer Entwicklung entgegenzuwirken, die er kritisch sieht. Denn der Mythos D-Mark lebt, während "das Wissen um die Geschichte" verblasst. Fesselnd und faktenreich zugleich führt Stocker daher seinen Lesern auch Geschichten vor Augen, die allzu vergessen sind. Zum Beispiel, dass die viel gerühmte stabile Währung D-Mark beinahe schon kurz nach ihrem Start gescheitert wäre - hätten die europäischen Partner im Winter 1950/51 nicht großzügig Kredite gewährt. [...] Bei all diesem Geschehen rund um die deutsche Geldpolitik hätte ein staubtrockener Historienwälzer entstehen können. Zahlreiche Erlebnisberichte verleihen der Lektüre allerdings reichlich Leben und Farbe." Handelsblatt, 25.06.2023 "Frank Stocker, preisgekrönter Wirtschaftsjournalist, hat es verstanden, die Geschichte der DM geradezu fesselnd zu erzählen. Dies ist besonders erfreulich, als es sich an vielen Stellen um komplexe währungsgeschichtliche Zusammenhänge handelt. Zwischengeschaltet sind an vielen Stellen Erlebnisberichte einfacher Menschen einerseits und Zitate von beteiligten Polikern andererseits. Auf diese Weise illustrieren diese Passagen den jeweiligen Währungsalltag. Das Buch ist eine Bereicherung für die jüngste deutsche Geldgeschichte." Geldgeschichtliche Nachrichten, 58.Jg, Juli 2023/Heft 328 "Der Politologe und Historiker [Frank Stocker] hat mit 'Die Deutsche Mark' nicht nur ein äußerst gut lesbares Werk mit einer gerade richtigen Seitenzahl von netto 312 Seiten verfasst. Vielmehr setzt sich Stocker unter dem treffenden Untertitel 'Wie aus einer Währung ein Mythos wurde' gezielt just mit den Mythen und Narrativen auseinander, die die D-Mark eben zu jenem nationalen Sympbol haben werden lassen, dessen Verklärung bisweilen messianische Züge annimmt. [...] Stockers Buch empfiehlt sich für alle, die gerne wüssten, wie es wirklich war. Stocker demontiert Mythen, nicht die D-Mark. Daher ist die Lektüre auch Nostalgikern zu empfehlen." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2023…mehr