Die Ukraine muss den Krieg unbedingt gewinnen, um den gefrässigen, despotischen Bär Russland zu zähmen. So lese ich dieses Buch.
Der Autor sieht einen immer währenden imperialen Expansionsdrang Russlands nach Europa und begründet dies u.a. mit dem mongolischen Denken/Verhalten aus der
Vergangenheit. Um das zu verhindern, „…muss Deutschland alle Waffen, die die Ukraine benötigt und die ihr…mehrDie Ukraine muss den Krieg unbedingt gewinnen, um den gefrässigen, despotischen Bär Russland zu zähmen. So lese ich dieses Buch.
Der Autor sieht einen immer währenden imperialen Expansionsdrang Russlands nach Europa und begründet dies u.a. mit dem mongolischen Denken/Verhalten aus der Vergangenheit. Um das zu verhindern, „…muss Deutschland alle Waffen, die die Ukraine benötigt und die ihr helfen, Russland zu besiegen, zur Verfügung stellen.“ Scholz verhalte sich bar jeder Verantwortung für die Ukraine, Deutschland und Europa.
Die Darstellung der mongolischen Überfälle und die danach folgenden Erpressungen/Ausbeutungen des Volkes als Charakter russischer Obrigkeitsmaßnahmen klingen nachvollziehbar. Auch die nicht vorhandene Trennung von Staat und Kirche. Russen wären mithin im asiatischen, obrigkeitshörigen Fatalismus gefangen. Anführer sollten hart bleiben, nach innen und außen. Man unterwirft sich diesen Despoten, weil man die Zwangsmaßnahmen fürchtet und agiert eher privat.
Der Autor entspricht damit einer Darstellung von Marx: „Der blutige Schlamm mongolischer Sklaverei und nicht die rüde Herrlichkeit der Normannenzeit war Moskaus Wiege, und das moderne Russland ist nur eine Metamorphose dieses mongolischen Moskaus.“ Leider hat dann die zentrale Idee von Marx, der Sozialismus, nichts zu einer Änderung beigetragen. Im Gegenteil, Stalin war noch härter und despotischer.
Die Gottgleichheit der Herrscher sei auch auf die nicht erfolgte Trennung von Staat und Kirche zurückzuführen.
Es geht für den Autor in die richtige Richtung, Deutschland „kriegstauglich“ zu machen. Man solle sich wirtschaftlich nicht von Autokraten abhängig machen! Also auch nicht von Saudi Arabien und Aserbaidschan?
Ich kann viele Argumente von JH nachvollziehen, sehe das russische Verhalten aber stärker durch ein Gefühl für die eigene Nation geprägt, die im Kampf gegen die Wurzeln (Mongolenherrschaft) und europäischer Skepsis agiert. Keine russische Hilfe für Europa (Siebenjähriger Krieg, Kampf gegen Napoleon, Rettung Preußens 1805-1815, Rettung Österreichs 1849, Rettung Frankreichs 1875, Friedfertigkeit Alexanders III., Haager Konferenzen, Kampf gegen Deutschland 1914-1917) hat die tief sitzende Angst vor den mongolischen Russen in ein Gegenteil verkehrt. Heute ist das Grenzland Ukraine der Zankapfel, in dem ein Anti-Russland geschaffen werden soll, ohne Russland jemals wirklich verstehen zu wollen.
Iwan Iljin sagte dazu (hellsichtig): „Sie werden den universellen russischen "Besen" in Zweige teilen, diese Zweige einen nach dem anderen brechen und damit das verblassende Feuer ihrer Zivilisation entfachen. Sie müssen Russland zerstückeln, um es durch die westliche Gleichung zu führen und es zu entfesseln und dadurch zu zerstören: ein Plan aus Hass und Machtgier. ... Um sich Russland in einem Zustand dieses anhaltenden Wahnsinns vorzustellen, reicht es aus, sich das Schicksal der "unabhängigen Ukraine" vorzustellen.“
Jörg Himmelreich formuliert solche Sätze: „Deutsche Russlandpolitik muss eine Strategie entwickeln. Eine Strategie entwickelt man, indem man ein Ziel definiert und dann die notwendigen Instrumente zu dessen Umsetzung bestimmt.“
Wenig mehr als das Denken von Marx kann ich darin erkennen, eine zu einseitige Skepsis in Richtung Russland. Eine Wertediskussion findet nicht statt. Wo befindet sich der Westen in Bezug auf die Kirche? Wo stehen in Europa die Familie und die Nation? Wie werden Grenzen definiert? Bietet die völlig Auflösung aller Werte in den Universalismus nicht gerade jenen Ansatzpunkt, den die russische orthodoxe Kirche noch lebt und heute durch Putin dem Westen vorhält?
Meines Erachtens geht es heute darum: Setzt sich ein westlich geprägter (woker) Universalismus durch oder eine in wenigen Regionen konzentrierte neue Großraumordnung (Russland, China) mit alternativen Gesellschafts- und Systemkonzepten? Der Westen scheint kompromisslos in seinem Anspruch und erfährt durch Putin ein klares Kontra. Die Konfliktlinie Ukraine ist dabei ein wichtiges Zeichen bzw. auch ein Zugang zum Meer, den Russland niemals aufgeben wird.
Dass Russland ein Islam-Problem hat, vor allem in seinen ehem. südlichen Vasallenstaaten, wer wollte es negieren? Putin hat dem Islam kompromisslose Härte gegenüber gezeigt und ich bin nicht sicher, ob die Anschläge 1999 auf Mietshäuser in Moskau tatsächlich, wie von Himmelreich angeführt, vom KGB inszeniert waren. Israel kämpft heute im Grunde einen seit Jahrzehnten dauernden Krieg gegen den Islam, der sich in Gestalt der Hamas kompromisslos und intoleranter denn je zeigt. Russland hat seine Erfahrungen und China ebenso, dem Westen muss aktuell durch Israel klar werden, welche Probleme dadurch entstehen werden. Tadschiken haben aktuell einen Anschlag in Moskau durchgeführt, eine Region, in dem der Islam verboten ist bzw. unter Kontrolle gehalten wird. Der islamische Staat in Syrien wurde dort von Putin besiegt, ein Hinweis auf die weitere Vorgehensweise in dieser Hinsicht.