Was haben „Fußball“, „Ordnungsliebe“, „Schrebergarten“ oder „Sozialstaat“ gemeinsam? Das Autoren-Duo Thea Dorn und Richard Wagner behaupten jedenfalls, sie alle gehören zur Innenausstattung der deutschen Seele. Insgesamt 65 Begriffe haben sie auf ihren scheinbar typisch deutschen Inhalt abgeklopft -
von Abendbrot bis Zerrissenheit. So ist gewissermaßen eine Art deutsches Seelenlexikon…mehrWas haben „Fußball“, „Ordnungsliebe“, „Schrebergarten“ oder „Sozialstaat“ gemeinsam? Das Autoren-Duo Thea Dorn und Richard Wagner behaupten jedenfalls, sie alle gehören zur Innenausstattung der deutschen Seele. Insgesamt 65 Begriffe haben sie auf ihren scheinbar typisch deutschen Inhalt abgeklopft - von Abendbrot bis Zerrissenheit. So ist gewissermaßen eine Art deutsches Seelenlexikon entstanden.
Bei zwei unterschiedlichen Autoren aus zwei Generationen kommen natürlich auch unter-schiedliche Betrachtungsweisen und Schreibstile zustande. Der 60jährige rumänien-deutsche Schriftsteller Richard Wagner, der bis 1987 im Banat lebte, schreibt eher sach-lich nüchtern. Meist in knappen Texten denkt er über „Heimat“, „Fachwerkhaus“, „Buchdruck“ oder „Winnetou“ nach und wird dabei mitunter sogar philosophisch.
Die Kriminalautorin Thea Dorn (Jg. 1970) ist ihren Texten meist umfangreicher und sinniert über solche Begriffe wie „Abendstille“, „Fahrvergnügen“, „Männerchor“ oder „Wanderlust“. Natürlich bieten die Artikel und die durch die Autoren vertretenen Meinungen hinreichend Stoff zur Diskussion oder zum Widerspruch. Das Buch ist eine Reise an die Wurzeln unseres nationalen Erbes und geht durchaus ans Eingemachte, zwar kritisch, aber durchaus liebevoll und manchmal auch mit einem gewissen Humor. Das Ganze ist keine Enzyklopädie, aber immerhin eine facettenreiche Kulturgeschichte des Deutschen.
Im Freiburger AUDIOBUCH Verlag ist nun eine gekürzte Lesefassung des Bestsellers erschienen. Auf sechs CDs (Hördauer 430 Minuten) werden immerhin 39 ausgewählte (teilweise gekürzte) Kapitel zu Gehör gebracht. Dabei gelingt es den beiden Sprechern/innen Doris Wolters (Deutscher Hörbuchpreis 2012) und Hubertus Gertzen, mit ihren Stimmen den Originaltext und damit die unterschiedlichen Stimmungs- und Lebenslagen der Deutschen einzufangen.
Die einzelnen Tracks haben meist eine Länge von fünf bis fünfzehn Minuten, so dass man an jeder beliebigen Stelle einsteigen kann, sich festhört oder zu einem anderen Begriff springt. Man kann sich das Hörvergnügen auch von Anfang an gönnen und eine unterhaltsame Reise durch die deutsche Seele unternehmen, die dann geschlagene sieben Stunden dauert. Vielleicht hätte man sich noch ein Booklet mit einigen Hintergrundinformationen gewünscht.
Fazit: Ein Hörbuch, das Lust auf das Buch macht oder eine wunderbare Ergänzung dazu ist. Die sechs Audio-CDs sind jedenfalls ein akustisches Erlebnis.
Manfred Orlick