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Aktuelle Ereignisse wie der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien haben die Probleme "ethnischer Säuberungen" wieder ins allgemeine Gedächtnis gerufen. Gleichzeitig hat die demokratische Erneuerung in den Staaten Ostmitteleuropas Tabus beseitigt, die in der kommunistischen Ära die Aufarbeitung der Vertreibung und Aussiedlung deutscher Bevölkerung nach Kriegsende blockiert haben. Zudem hat die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen die Möglichkeiten wissenschaftlicher Zusammenarbeit erheblich erweitert. Eine Arbeitsgruppe deutscher und polnischer Historikerinnen und Historiker hat in…mehr

Produktbeschreibung
Aktuelle Ereignisse wie der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien haben die Probleme "ethnischer Säuberungen" wieder ins allgemeine Gedächtnis gerufen. Gleichzeitig hat die demokratische Erneuerung in den Staaten Ostmitteleuropas Tabus beseitigt, die in der kommunistischen Ära die Aufarbeitung der Vertreibung und Aussiedlung deutscher Bevölkerung nach Kriegsende blockiert haben. Zudem hat die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen die Möglichkeiten wissenschaftlicher Zusammenarbeit erheblich erweitert. Eine Arbeitsgruppe deutscher und polnischer Historikerinnen und Historiker hat in den Jahren 1997-2000, gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und von der Robert Bosch Stiftung, in polnischen Archiven Dokumente gesammelt, die das Schicksal der Deutschen im polnischen Machtbereich von 1945 bis 1950 beleuchten. Aus mehreren Zehntausenden von Dokumenten wurde eine Auswahl von etwa 2000 zusammengestellt, die nun in einer vierbändigen Edition, versehen mit ausführlichen Einleitungen der Herausgeber und der Bearbeiter, ein Bild von der Lage der Deutschen im Bereich des heutigen Polen in den Jahren unmittelbar nach Kriegsende vermitteln können. Dieses Bild ergänzt die bisherigen Informationen, wie beispielsweise die in der mehrbändigen "Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa" veröffentlichten Erlebnisberichte, nunmehr aus der Sicht der zeitgenössischen polnischen Behördenakten auf gesamtstaatlicher, aber auch auf Wojewodschafts- und Kreisebene, von Militäreinheiten, Parteiorganen oder jenen Spezialverwaltungen, die mit der Aussiedlung der Deutschen und ihrer Behandlung während ihres Verbleibens in Polen betraut waren. Die Edition erscheint parallel in einer polnischen (Verlag Neriton, Warschau) und in einer deutschen Ausgabe. Der nun vorgelegte erste Band behandelt nach einer allgemeinen Einführung und einem Quellenteil mit zentralstaatlichen Verordnungen polnischer Behörden die Wojewodschaft Allenstein (das südliche Ostpreußen); die folgenden drei Bände sind den anderen damals deutschen oder gemischtsprachigen Siedlungsgebieten im heutigen Polen gewidmet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Rezensent Karlheinz Lau begrüßt die vorliegende Studie, da mit ihr "auch von polnischer Seite die Grundlage geschaffen wird für eine Gesamtschau der Vertreibung, Zwangsumsiedlungen und Umsiedlungen." Ein abschließendes Urteil über die Größe des Forschungsbeitrags zu diesem Thema, schränkt Lau sein wohlwollendes Urteil etwas ein, könne zwar erst nach Erscheinen aller Bände gefällt werden, dennoch sei der Anfang gemacht, um die nunmehr auch geöffneten polnischen Archive unvoreingenommen zur Erforschung heranzuziehen. Besonders hebt der Rezensent die ausführliche Einleitung des ersten Bandes hervor und den vermittelnden Anspruch dieser deutsch-polnischen Edition, der "für eine Gegenüberstellung der deutschen und polnischen Perspektive" plädiert. Alles in allem also ein vielversprechender Anfang, von dem sich der Rezensent offensichtlich eine ebenso ausgewogene Fortsetzung verspricht.

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