Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.1997Deutschland
"Die Deutschen pauschal" von Stefan Zeidenitz und Ben Barkow. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997. 95 Seiten. Broschiert, 9,90 Mark.
In derselben Reihe sind Bände über die Engländer, die Spanier, die Italiener, die Amerikaner, die Österreicher, die Schweizer und die Franzosen erschienen.
Es geht genaugenommen um eine Form der eingeschränkten Wahrnehmung. Es geht also, noch genauer genommen, um eine Buchreihe, die vor zehn, fünfzehn Jahren noch unmöglich gewesen wäre, so dezidiert politisch unkorrekt kommt sie daher. Es geht um Vorurteile und Klischees. Und darum, daß sie oft wahrer sind als jede feinfühlige Differenzierung. Damit es keinen Ärger gibt, hat der Fischer Taschenbuch Verlag seiner neuen völkerkundlichen Reihe gleich den Beinamen "pauschal" verliehen. Und da man die gesamte Serie aus dem Englischen übersetzt hat, wo sie den schönen Titel "Xenophobic guide" führt, was man im Deutschen natürlich besser nicht mit "fremdenfeindlich" übersetzt, hat man die Garantie dafür, daß auch mit den Deutschen selbst pauschal abgerechnet wird. Und gerade diese fünfundneunzigseitige Zusammenfassung der Lage der deutschen Nation von Stefan Zeidenitz und Ben Barkow ist eines der Glanzstücke der kleinen Reihe. Der Deutsche an sich wird dort präzise mit seinen Wortschöpfungen "Vergangenheitsbewältigung" und "kleinkariert" charakterisiert, mit seiner Fähigkeit zum "vernichtenden Blick" und zur Mülltrennung. Wahrscheinlich ist es die Abwesenheit all dieser Tugenden, die diese Buchreihe auszeichnet: statt Vorurteile der Vergangenheit zu bewältigen, gräbt man sie penibel aus, statt vernichtend blickt man voyeuristisch auf die Völker, nicht das kleine Karo zählt, sondern das grobe Raster. Und der Müll wird nicht getrennt, sondern fein säuberlich aus dem Eimer gezogen - und sodann mit spitzen Fingern anschaulich beschrieben. (flo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Deutschen pauschal" von Stefan Zeidenitz und Ben Barkow. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997. 95 Seiten. Broschiert, 9,90 Mark.
In derselben Reihe sind Bände über die Engländer, die Spanier, die Italiener, die Amerikaner, die Österreicher, die Schweizer und die Franzosen erschienen.
Es geht genaugenommen um eine Form der eingeschränkten Wahrnehmung. Es geht also, noch genauer genommen, um eine Buchreihe, die vor zehn, fünfzehn Jahren noch unmöglich gewesen wäre, so dezidiert politisch unkorrekt kommt sie daher. Es geht um Vorurteile und Klischees. Und darum, daß sie oft wahrer sind als jede feinfühlige Differenzierung. Damit es keinen Ärger gibt, hat der Fischer Taschenbuch Verlag seiner neuen völkerkundlichen Reihe gleich den Beinamen "pauschal" verliehen. Und da man die gesamte Serie aus dem Englischen übersetzt hat, wo sie den schönen Titel "Xenophobic guide" führt, was man im Deutschen natürlich besser nicht mit "fremdenfeindlich" übersetzt, hat man die Garantie dafür, daß auch mit den Deutschen selbst pauschal abgerechnet wird. Und gerade diese fünfundneunzigseitige Zusammenfassung der Lage der deutschen Nation von Stefan Zeidenitz und Ben Barkow ist eines der Glanzstücke der kleinen Reihe. Der Deutsche an sich wird dort präzise mit seinen Wortschöpfungen "Vergangenheitsbewältigung" und "kleinkariert" charakterisiert, mit seiner Fähigkeit zum "vernichtenden Blick" und zur Mülltrennung. Wahrscheinlich ist es die Abwesenheit all dieser Tugenden, die diese Buchreihe auszeichnet: statt Vorurteile der Vergangenheit zu bewältigen, gräbt man sie penibel aus, statt vernichtend blickt man voyeuristisch auf die Völker, nicht das kleine Karo zählt, sondern das grobe Raster. Und der Müll wird nicht getrennt, sondern fein säuberlich aus dem Eimer gezogen - und sodann mit spitzen Fingern anschaulich beschrieben. (flo)
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