Forschungsarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,3, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Max-Weber-Institut für Soziologie), Veranstaltung: Forschungsseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Trotz der nur regionalen Betroffenheit ist das Großprojekt "Stuttgart 21" innerhalb kürzester Zeit zu einem Thema von überregionaler Brisanz geworden. Dies liegt nicht so sehr an dem Projekt selbst, sondern an der Art der Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern. Es scheint so, als wird ein städtisches Großprojekt zur Gretchenfrage der Demokratie und dadurch für die Soziologie interessant: Der Streit um das Großprojekt bietet eine seltene Chance, dass sich sonst nicht geäußerte, aber latent vorhandene und intersubjektiv geteilte Weltbilder der Demokratie in öffentlichen Verlautbarungen manifestieren. Dadurch gewährt die Stuttgarter Bürgerschaft dem Beobachter einen Blick in die demokratische Seele der gesamten Gesellschaft.Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob sich Unterschiede in den Deutungen der Demokratie, die im Konflikt um "Stuttgart 21" zum Ausdruck kommen, ausmachen lassen. Aufgrund des induktiven Charakters der Arbeit wurde auf die Formulierung von Hypothesen verzichtet. Stattdessen wurde anhand der Methode der qualitativen Deutungsmusteranalyse und nach den methodologischen Ideen der "Grounded Theory" ein erster Überblick über die in Konflikt miteinander stehenden Weltbilder geschaffen. Als Datenmaterial wurden dafür Leserbriefe aus der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten aus dem Zeitraum zwischen Februar 2010 und August 2011 herangezogen, da hier die Meinung der Stuttgarter Bevölkerung am deutlichsten zu Tage tritt.Es konnten fünf Deutungsmuster ausgemacht werden, wobei diese sich insbesondere auf die Art der politischen Aktionen und die politischen Entscheidungsprozesse beziehen: Die restriktive und die universale Deutung des Demonstrationsrechts, die Gültigkeit des repräsentativen Verfahrens, die Defizite in der Politik und die Demokratie als direkte Beteiligung. Hieraus lassen sich in der Theorieentwicklung Ähnlichkeiten zu Jürgen Habermas' normativen Modelle der Demokratie ausmachen, wobei sich die Ergebnisse zur Unterscheidung eines instrumentellen und eines diskursiven Demokratieverständnis verdichten lassen.
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