Die Dolomiten. Ein Zauberwort, das Bergsteigerherzen höher schlagen lässt. Da denkt man an die Drei Zinnen, Palafels und Marmolada-Eis, an steile Grate, senkrechte Wände, an Wanderpfade vor grandioser Kulisse, an Klettersteige.
Die Autoren erzählen in Bild und Wort von damals und heute, von Erlebtem und Erdachtem.
Die Autoren erzählen in Bild und Wort von damals und heute, von Erlebtem und Erdachtem.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2004Umwege für neue Perpektiven
Vielleicht hatte der Verlag ursprünglich ein Buch mit dem Titel "Unbekannte Dolomiten" geplant, und der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hatte eine Fülle von unbekannten Motiven und überraschenden Perspektiven beisteuern sollen - denn die sucht er mit großer Passion und erzielt dann exzellente Resultate. Doch dann mögen sich die Bedenken der Vertreter und der Marketingabteilung durchgesetzt haben: Ein Dolomitenbuch ohne die Postkartenbilder von der Seiser Alm mit Blick auf die Langkofelgruppe, ohne Heiligkreuzkofel und Vajolettürme? Also finden sich in diesem opulent ausgestatteten Bildband (allzu) bekannte Motive mit interessanten, faszinierenden Ansichten. Richtig schädlich ist das nicht, schade aber schon. Denn in vielen Aufnahmen zeigt Ritschel sein außerordentliches Talent für das Ungewöhnliche, auch wenn es ihn - manchmal deutlich erkennbar - mühsame Umwege mit einer schwergewichtigen Ausrüstung, kalte Nächte und winterliche Gipfelbiwaks im Wartestand kostet. Von solchen Bildern kann man in einer fotogenen Gegend wie den Dolomiten nie genug zu sehen bekommen. Auf dieser Höhe können die Texte nicht mithalten. Autor Eugen E. Hüsler flicht Vergangenes und Gegenwärtiges zusammen, streut Informationen und Impressionen unterhaltsam dazwischen. Aber leider nimmt er eine aus vielen Bergsteiger-Magazinen bis zum Überdruß bekannte Position ein: Dort die Massenalpinisten auf ausgetretenen Wegen und überfüllten Gipfeln, die abends - terribile dictu! - vor dem Fernseher hocken oder sich gar in Discos herumtreiben, hier der Autor und einige wenige Individualisten, die allein wissen, wie man das Bergerlebnis zu erleben hat. Ohne die buchstäblich "von oben herab" geschriebenen Passagen hätte man das Buch als rundum gelungen bezeichnen können.
H.E.R.
"Die Dolomiten. Wunder aus Stein" von Bernd Ritschel (Fotografien) und Eugen E. Hüsler (Text). Bruckmann Verlag, München 2003. 176 Seiten, 140 Abbildungen. Gebunden, 45 Euro. ISBN 3-7654-3836-7
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vielleicht hatte der Verlag ursprünglich ein Buch mit dem Titel "Unbekannte Dolomiten" geplant, und der renommierte Bergfotograf Bernd Ritschel hatte eine Fülle von unbekannten Motiven und überraschenden Perspektiven beisteuern sollen - denn die sucht er mit großer Passion und erzielt dann exzellente Resultate. Doch dann mögen sich die Bedenken der Vertreter und der Marketingabteilung durchgesetzt haben: Ein Dolomitenbuch ohne die Postkartenbilder von der Seiser Alm mit Blick auf die Langkofelgruppe, ohne Heiligkreuzkofel und Vajolettürme? Also finden sich in diesem opulent ausgestatteten Bildband (allzu) bekannte Motive mit interessanten, faszinierenden Ansichten. Richtig schädlich ist das nicht, schade aber schon. Denn in vielen Aufnahmen zeigt Ritschel sein außerordentliches Talent für das Ungewöhnliche, auch wenn es ihn - manchmal deutlich erkennbar - mühsame Umwege mit einer schwergewichtigen Ausrüstung, kalte Nächte und winterliche Gipfelbiwaks im Wartestand kostet. Von solchen Bildern kann man in einer fotogenen Gegend wie den Dolomiten nie genug zu sehen bekommen. Auf dieser Höhe können die Texte nicht mithalten. Autor Eugen E. Hüsler flicht Vergangenes und Gegenwärtiges zusammen, streut Informationen und Impressionen unterhaltsam dazwischen. Aber leider nimmt er eine aus vielen Bergsteiger-Magazinen bis zum Überdruß bekannte Position ein: Dort die Massenalpinisten auf ausgetretenen Wegen und überfüllten Gipfeln, die abends - terribile dictu! - vor dem Fernseher hocken oder sich gar in Discos herumtreiben, hier der Autor und einige wenige Individualisten, die allein wissen, wie man das Bergerlebnis zu erleben hat. Ohne die buchstäblich "von oben herab" geschriebenen Passagen hätte man das Buch als rundum gelungen bezeichnen können.
H.E.R.
"Die Dolomiten. Wunder aus Stein" von Bernd Ritschel (Fotografien) und Eugen E. Hüsler (Text). Bruckmann Verlag, München 2003. 176 Seiten, 140 Abbildungen. Gebunden, 45 Euro. ISBN 3-7654-3836-7
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "H.E.R." hat in diesem opulent ausgestatteten Bildband leider oft allzu bekannte Motive gefunden. Mildernde Umstände mag er nur deshalb gewähren, weil Bernd Ritschels Fotografien immer wieder faszinierende Ansichten dieser Motive liefern und außerdem viele unbekannte und spektakuläre Perspektiven präsentieren. Mit der hohen Qualität der Fotografien können die Texte des Bandes in seinen Augen nicht mithalten. Hier findet er viele aus vielen Bergsteigermagazinen bis zum Überdruss bekannte Positionen und fühlt sich besonders unangenehm von der Arroganz des Autors berührt, der sein Buch über die Dolomiten aus seiner Sicht buchstäblich "von oben herab" verfasst hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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