Dopingrepublik Deutschland: Während die Spezialisten der alten Bundesrepublik schon im Dritten Reich ihr Handwerk lernten, ging es in der DDR erst um 1970 richtig los, dann aber gleich als Chefsache. Im Westen forderte Wolfgang Schäuble, im Osten Erich Honecker die medikamentöse Aufrüstung. Nach 1989 marschierten Ost und West dann vereint in die eine neue Dopingrepublik mit milliardenschweren Interessen - und massiven Vertuschungsaktionen; prominente Bauernopfer müssen seitdem die Einzelfall-Theorie untermauern. Das in Wahrheit flächendeckende und wohlorganisierte (Doping-)System des deutschen Sports beleuchtet kundig und faktenbasiert Insider Klaus Blume. Er gibt treffende Antworten auf drängende Fragen: Wer sind die Sportler, wer die staatlichen Befürworter? Wer bezahlt Doping? Welche Rolle spielen die Ärzte? Was haben Sponsoren, Sportartikel-Hersteller und das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit Doping zu tun? Und können Olympia-Normen wirklich nur unter Zuhilfenahme verbotener Mittel erreicht werden?
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2013West-östliches Doping
Der Titel meint Ost und West: Nach ausgiebiger Recherche erzählt der Journalist Klaus Blume, wie hüben und drüben gemeinsam gedopt und manipuliert wurde, bevor die Mauer fiel: Anabolika aus dem Westen wurden gern gegen Rezepte zu deren Anwendung eingetauscht. Trainer, Sportfunktionäre und Politiker des geteilten Landes wussten, was durch die Kehlen und in die Blutbahn der Topathleten der anderen Seite lief. Zum freimütigen Austausch kam professionelle Bespitzelung, Überläufer waren stets willkommen. Bei der Einheit des deutschen Sports konnte es deshalb nur auf der Vorderbühne um Aufarbeitung gehen. Hinter den Kulissen verstärkten die vereinten Experten ihre Machenschaften. In atemlosen Tiraden vergisst Blume in seiner Empörung, dass Leser gern einen Beleg für die eine oder andere Behauptung hätten. Für die rücksichtslose Kommerzialisierung des olympischen Sports durch IOC-Präsident Samaranch gibt es einen Zeugen: Berthold Beitz. Der mächtige Industrielle und IOC-Vize kommt in einem Bericht der Stasi zu Wort, der Staats- und Parteichef Honecker vorgelegt worden sein soll. Blume informierte der oberste Zyniker des DDR-Sports persönlich darüber, Manfred Ewald. Dieser vertrat 1990 bei konspirativen Treffen und in Talkshows die These, dass der humanistische DDR-Sport vom Kapitalismus daran gehindert worden sei, den Sport vor Doping und Korruption zu retten. Aber wie sollte der Arbeiter-und-Bauern-Staat auch gegen Parties ankommen, auf denen die Firma Adidas Delegierte so manipulierte: "Alkohol, Strichjungen, Prostituierte - alles wurde aufgeboten und war vom Besten." (Klaus Blume: "Die Doping-Republik". Eine (deutsch-)deutsche Sportgeschichte. Rotbuch Verlag, Berlin 2012. 228 S., br., 16,95 [Euro].) mr.
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Der Titel meint Ost und West: Nach ausgiebiger Recherche erzählt der Journalist Klaus Blume, wie hüben und drüben gemeinsam gedopt und manipuliert wurde, bevor die Mauer fiel: Anabolika aus dem Westen wurden gern gegen Rezepte zu deren Anwendung eingetauscht. Trainer, Sportfunktionäre und Politiker des geteilten Landes wussten, was durch die Kehlen und in die Blutbahn der Topathleten der anderen Seite lief. Zum freimütigen Austausch kam professionelle Bespitzelung, Überläufer waren stets willkommen. Bei der Einheit des deutschen Sports konnte es deshalb nur auf der Vorderbühne um Aufarbeitung gehen. Hinter den Kulissen verstärkten die vereinten Experten ihre Machenschaften. In atemlosen Tiraden vergisst Blume in seiner Empörung, dass Leser gern einen Beleg für die eine oder andere Behauptung hätten. Für die rücksichtslose Kommerzialisierung des olympischen Sports durch IOC-Präsident Samaranch gibt es einen Zeugen: Berthold Beitz. Der mächtige Industrielle und IOC-Vize kommt in einem Bericht der Stasi zu Wort, der Staats- und Parteichef Honecker vorgelegt worden sein soll. Blume informierte der oberste Zyniker des DDR-Sports persönlich darüber, Manfred Ewald. Dieser vertrat 1990 bei konspirativen Treffen und in Talkshows die These, dass der humanistische DDR-Sport vom Kapitalismus daran gehindert worden sei, den Sport vor Doping und Korruption zu retten. Aber wie sollte der Arbeiter-und-Bauern-Staat auch gegen Parties ankommen, auf denen die Firma Adidas Delegierte so manipulierte: "Alkohol, Strichjungen, Prostituierte - alles wurde aufgeboten und war vom Besten." (Klaus Blume: "Die Doping-Republik". Eine (deutsch-)deutsche Sportgeschichte. Rotbuch Verlag, Berlin 2012. 228 S., br., 16,95 [Euro].) mr.
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