Ein spannender Bericht über die Entschlüsselung der DNA-Struktur
James D. Watson hatte bereits 1950, also mit 22 Jahren, an der Indiana University Bloomington (USA) promoviert und ging anschließend als Stipendiat nach London ans Cavendish-Laboratorium der Universität Cambridge. Dort lernte er den
12 Jahre älteren Francis Crick kennen und forschte mit ihm zusammen in den Folgejahren an der…mehrEin spannender Bericht über die Entschlüsselung der DNA-Struktur
James D. Watson hatte bereits 1950, also mit 22 Jahren, an der Indiana University Bloomington (USA) promoviert und ging anschließend als Stipendiat nach London ans Cavendish-Laboratorium der Universität Cambridge. Dort lernte er den 12 Jahre älteren Francis Crick kennen und forschte mit ihm zusammen in den Folgejahren an der Molekularstruktur der DNA. 1953 gelang ihnen der Durchbruch, die Entwicklung eines räumlichen Modells der DNA-Doppelhelix auf Basis von kristallographischen Röntgenaufnahmen von Rosalind Franklin.
Heinz Haber bringt im Vorwort das, worum es in diesem Buch geht, treffend auf den Punkt: „Es wird immer nur über die Ergebnisse berichtet. Der schöpferische Vorgang, die geistige Leistung jedoch, das emotionale Engagement des Forschers – das wird immer mit Stillschweigen übergangen. Dieses Buch jedoch gibt ihnen einen Einblick, wie eine fundamentale Erkenntnis durch einen Forscher gewonnen wurde. Jeder Forscher ist ja auch ein Mensch, und die Motive für seine Arbeit, seine Irrwege und sein möglicher Erfolg sind Ausdruck seines menschlichen Strebens.“
Es handelt sich um einen Wissenschaftsreport, vergleichbar dem von Werner Heisenberg über die Entwicklung der Atomphysik in „Der Teil und das Ganze“. Im Unterschied zu diesem fehlen in Watsons Bericht die ernsthaften Ausflüge in die Philosophie, stattdessen gibt es häufiger Ausflüge in die Partyszene des Campus. Es ist diese private Seite ihres Forscherlebens, die dem Buch Leben einhaucht und die späteren Nobelpreisträger von ihrer menschlichen Seite zeigt. Es werden Schwächen eingestanden und Fehler eingeräumt. Das ändert nichts an dem Respekt vor dieser großartigen Leistung. Der Weg zum Erfolg ist manchmal ein Zickzackkurs.
Das Buch wirkt authentisch. Die wichtigen Akteure im Umfeld der DNA-Forschung, Maurice Wilkins, Rosalind Franklin, Linus Pauling, Francis Crick, James D. Watson und Erwin Chargaff werden gewürdigt und teilweise auch charakterisiert. Watsons negativer Eindruck von Rosalind Franklin wird im Epilog relativiert, ihre hervorragenden Röntgenarbeiten anerkannt. Es handelt sich um Wissenschaftsgeschichte, an der man als an naturwissenschaftlichen Entwicklungen interessierter Leser nicht vorbeikommt.