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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2006

Der Mann, der angeblich Amerika entdeckte
Weltensammler der Neuzeit: Ein Prachtband über „Die Drachenflotte des Admirals Zheng He”
Zheng He war kein Forschungsreisender und kein Entdecker – anders als Christoph Kolumbus, Vasco da Gama, Marco Polo. Das mag einer der Gründe sein, weshalb der chinesische Admiral nicht die gleiche Bedeutung genießt wie die europäischen Weltensammler der frühen Neuzeit. Dabei gibt es Menschen, die überzeugt sind, dass Zheng siebzig Jahre vor Kolumbus in Amerika anlandete – Gavin Menzies beispielsweise vertritt diese These in seinem Bestseller „1421: Als China die Welt entdeckte”. Andere glauben, den mythischen Reisen des Seefahrers Sindbad lägen die realen Abenteuer Zheng Hes zugrunde. Wichtiger für seine Nichtbeachtung aber ist, dass sich China nach einer Phase des Hegemonialstrebens und des expansiven Handels – das waren die Hauptgründe der sieben Schiffsreisen Zheng Hes zwischen 1405 und 1433 – radikal abschottete. Die Logbücher und anderweitigen Aufzeichnungen des Admirals wurden vernichtet, und erst jetzt wieder, da China abermals an der Schwelle zur Weltmacht steht, erinnert man sich an Zheng He, ehrt und feiert ihn.
Der Fotograf Michael Yamashita, der schon einen Prachtband über die Reisen Marco Polos vorgelegt hat, führt in „Die Drachenflotte des Admirals Zheng He” die Welt vor, wie Zheng He sie sah, der Muslim mongolischer Abstammung, der als eunuchischer Gefangener zum Vertrauten des Ming-Kaisers Zhu Di wurde. Yamashita greift auf die Schriften zweier Dolmetscher zurück, die Zheng He begleitet haben, Ma Huan und Fei Hsin, und macht Lebenswirklichkeiten sichtbar, die noch genauso sind, wie die Chronisten sie beschrieben hatten. Und zugleich erzählt das Buch sehr viel über die Gegenwart.
STEFAN FISCHER
MICHAEL YAMASHITA: Die Drachenflotte des Admirals Zheng He. Frederking & Thaler, München 2006, 448 Seiten, 29,90 Euro
Um 1400 glaubte der Kaiser von China, Hainan sei das Ende der Welt. Admiral Zheng He widerlegte ihn.
Foto: Yamashita
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