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Adamsberg hat ein altes, kleines Haus mitten in Paris erworben. Doch in dem Haus spukt es, sagt der Nachbar. Der Schatten einer Frauenmordenden Nonne aus dem 18. Jahrhundert schlurft des Nachts über den Dachboden. Gehört hat der Kommissar das schon, aber was macht ihm das aus, wo er es doch mit viel gegenwärtigeren, furchtbaren Schatten zu tun hat. Einem zum Beispiel, der in einer Pariser Vorstadt zwei kräftigen Männern mit einem Skalpell die Kehle durchgeschnitten hat. Was keiner außer ihm sieht: Beide haben Erde unter den Fingernägeln. Wonach haben sie gegraben, dass sie das Leben kostete?

Produktbeschreibung
Adamsberg hat ein altes, kleines Haus mitten in Paris erworben. Doch in dem Haus spukt es, sagt der Nachbar. Der Schatten einer Frauenmordenden Nonne aus dem 18. Jahrhundert schlurft des Nachts über den Dachboden. Gehört hat der Kommissar das schon, aber was macht ihm das aus, wo er es doch mit viel gegenwärtigeren, furchtbaren Schatten zu tun hat. Einem zum Beispiel, der in einer Pariser Vorstadt zwei kräftigen Männern mit einem Skalpell die Kehle durchgeschnitten hat. Was keiner außer ihm sieht: Beide haben Erde unter den Fingernägeln. Wonach haben sie gegraben, dass sie das Leben kostete?
Autorenporträt
Fred Vargas, Jg. 1958, Mutter eines Sohnes, Archäologin im Hauptberuf, lebt in Paris. Ihre erfolgreichen Krimis schreibt sie fast ausschließlich im Urlaub. 2004 erhielt die sie den Deutschen Krimipreis und 2012 wurde sie im Rahmen des internationalen Krimifestivals 'Mord am Hellweg' mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur (Ripper Award) ausgezeichnet.

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, lebt nach Aufenthalten in Bukarest und Paris als freie Autorin in Potsdam. Für ihr von der Kritik hoch gelobtes Erzähldebüt »Der Körper des Salamanders« wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderen dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises und des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises. Für ihre Übersetzung von Georges Hyvernauds "La peau et les os" erhielt sie 2010 den André-Gide-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2007

Beim Schweigen zuhören
Merkwürdige Knochenfunde: Fred Vargas erdolcht den Krimi

Sie schreibt, wie eine Verbrecherin mordet: Die derzeit wohl erfolgreichste französische Krimischriftstellerin Frédérique "Fred" Vargas signiert ihre Romane wie eine Mörderin, die am Ort des Verbrechens immer ein Markenzeichen hinterlässt. Ihr zehnter Kriminalfall, "Die dritte Jungfrau", trägt wie seine neun Vorgänger die sehr persönliche Handschrift der Autorin: eine rundweg unwahrscheinliche Handlung.

Kommissar Adamsberg steht auch in seinem neuen Fall vor einem ungeheuerlichen Verbrechen und jagt einen Schatten, der auf Friedhöfen sein Unwesen treibt. Die Motivation des Täters scheint sich aus dem mittelalterlichen Rezept für einen Unsterblichkeitstrank zu nähren. Um sich die Zutaten zu beschaffen, muss er drei Jungfrauen töten, zwei sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Wenn das so stimmen sollte, müssen die Ermittler den schwierigen altertümlichen Text enträtseln, um dem Mörder auf die Spur zu kommen und die dritte Jungfrau zu schützen. Doch das ist eine Aufgabe, die Phantasie erfordert und für die Kriminalisten in Adamsbergs Truppe so schwierig ist, dass der Kommissar einmal mehr mit der drohenden Spaltung seiner Brigade zu kämpfen hat.

Adamsberg ist kein methodischer Denker, und die Positivisten zweifeln an der Intuition ihres Chefs, der als "Wolkenschaufler" in unstrukturierten Gedankenspiralen seine Schlüsse zieht und seinen cholerischen Kollegen Noël runter an die Seine schickt, um seinen Schädel auszulüften.

Als "Archäozoologin" liefert Fred Vargas ihren Lesern ein Kompendium skurrilen Wissens. Der Reliquien-Diebstahl führt den Kommissar zu der Entdeckung, dass nicht nur im Schweinerüssel ein Knöchelchen steckt; auch das Herz des Hirschen und der Penis des Katers weisen die begehrenswerte Trophäe auf. Da kräuseln sich dem Leser vor Ekel die Lippen, wenn die Schändung der Tiere ans Licht kommt. Die bizarre Mordserie bespielt die Pariser Schriftstellerin mit den für sie typischen kauzigen Charakteren, die eine wahre Fundgrube nicht nur für Frankophile sind. Als die Ermittlungen den Kommissar in das normannische Dorf Haroncourt führen, da analysiert er, der aus den Pyrenäen stammt, bis ins Detail die Sprechgewohnheiten der provinziellen Apéritif-Runde. In einem komischen Aperçu zeichnet Fred Vargas die Eigenheiten der ländlichen Rhetorik, die sie in einem Interview als eine Art antiken Chor ihrer Krimis bezeichnet, als eine erdverbundene und schwerfällige Stimme der Wahrheit. "Obwohl er an die getragene Musik dieser Männerrituale gewöhnt war, begriff Adamsberg, dass das Gespräch der Normannen ihrem Ruf gemäß schwieriger war als anderswo. Sie waren Schweiger. Hier hatten es die Sätze schwer."

Auch die übrigen Figuren haben ihre jeweils eigenen Manien. Adamsbergs Nachbarn Lucio juckt immer noch ein alter Spinnenbiss, obwohl dieser zusammen mit seinem Arm amputiert wurde. Und sein neuer Kollege Veyrenc wechselt nicht zum ersten Mal das Revier. Denn aus dem Lieutenant sprudeln unkontrolliert klassische Alexandriner hervor, weil seine Großmutter beständig den Tragödiendichter Racine rezitierte.

Spätestens seit Fred Vargas mit "Fliehe weit und schnell" im Jahr 2004 den deutschen Krimi-Preis gewonnen hat, haben sich ihre Bücher einen festen Platz auch in den deutschen Bestsellerlisten erobert. Nach dem etwas schwächeren, da vorhersehbaren Vorgängerroman "Der vierzehnte Stein" (F.A.Z. vom 8. August 2005) legt Vargas mit "Die dritte Jungfrau" nun wieder einen wahnwitzig undurchdringlichen Plot vor. Ihre Romane tragen die Unterschrift einer mordenden Autorin, die noch die kleinsten Varianten des Genres aufspießt, um sie mit eigener Signatur neu zu erfinden.

FRANZISKA BOSSY

Fred Vargas: "Die dritte Jungfrau". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Julia Schoch. Aufbau-Verlag, Berlin 2007. 474 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Georg Renöckl stimmt lauthals in die Lobeshymnen auf die Krimiautorin Fred Vargas ein und gibt einen Überblick über die Vorzüge ihres bisherigen Werks. Wie schon in ihren vorangegangenen Krimis, versammelt die Autorin in "Die dritte Jungfrau", in der es um ein geheimnisvolles mittelalterliches Kochrezept geht, wieder schrägeste Typen. Und auch die eigentliche Profession Vargas, die sich als Archäologin als Spezialistin für mittelalterliche Tierfunde einen Namen gemacht hat, fließt wieder einmal in die Geschichte ein. Besonders einnehmend findet der Rezensent die Sympathie, mit der Vargas ihre skurrilen Protagonisten zeichnet und die auch schon mal dazu führen kann, dass die Autorin ihrem Kommissar kräftig die Leviten liest. Trotz mancher Figuren und Handlungsmotive mit Wiedererkennungswert verlässt sich die Autorin nicht auf durchschaubare Strickmuster, lobt der Rezensent, der sich fasziniert von den vielen falschen Fährten und komplexen Umständen in den Bann ziehen lässt. Hier liegt aber vielleicht ein kleiner Makel des Romans, denn durch die vielen Verstrickungen kommen plausible Erklärungen möglicherweise ein bisschen kurz, so der Rezensent vorsichtig. Mit der Übersetzung ist er auch nicht ganz zufrieden, er beklagt so manche Holprigkeit und hat auch Fehler gefunden. Insgesamt aber kann das seiner Begeisterung für die Romane von Vargas keinen Abbruch tun.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr