Schwindelerregend: Liebe und Verrat auf dem magischen Dach der Welt.
Kamzin ist glücklich, als sie der charismatische Entdecker River Shara zur Führerin auf den Mount Raksha auswählt. Sie weiß um die Gefahren der Expedition, doch nichts hätte sie darauf vorbereiten können, dass sich der Berg mit allen Mächten wehrt, mit eiskalten Naturgewalten und teuflischen Feuerdämonen. Am Gipfel ihrer Träume angelangt, erkennt Kamzin, dass Verrat die tödlichste Gefahr von allen ist. Schwindelerregende Fantasy, ungewöhnlich, atmosphärisch und mit hohem Herzklopf-Faktor.
Kamzin ist glücklich, als sie der charismatische Entdecker River Shara zur Führerin auf den Mount Raksha auswählt. Sie weiß um die Gefahren der Expedition, doch nichts hätte sie darauf vorbereiten können, dass sich der Berg mit allen Mächten wehrt, mit eiskalten Naturgewalten und teuflischen Feuerdämonen. Am Gipfel ihrer Träume angelangt, erkennt Kamzin, dass Verrat die tödlichste Gefahr von allen ist. Schwindelerregende Fantasy, ungewöhnlich, atmosphärisch und mit hohem Herzklopf-Faktor.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2018Herzrasen, Sprachverlust
Heather Fawcett scheitert auf dem Ödnisparcours
Am besten sind die kleinen Drachen. Sie lümmeln in Zimmernischen herum, lassen sich das Kinn kraulen und haben leuchtende Bäuche. Als fliegende Taschenlampen machen sie sich zwar hin und wieder nützlich in Heather Fawcetts Debütroman "Fuchs und Feuer". Aber eigentlich verdankt sich ihr Charme einer Possierlichkeit, aus der nichts folgt. Es ist nicht wichtig, zu erfahren, dass sie zwitschern und gerne Apfelscheiben mampfen, aber anheimelnd ist es allemal. Drolligere Statisten sind kaum denkbar.
Ihr Flair sticht auch deshalb heraus, weil die zentralen Figuren des Buchs unter etlichen Obsessionen und Problemen nur so ächzen. Kamzin, die siebzehnjährige Protagonistin, lebt in den Bergen eines von Hexen bedrohten Kaiserreichs. Die Mutter tot, die Schwester ein charakterlicher Härtefall, der beste Freund entschieden zu tuchfühlig. Seit langem träumt Kamzin davon, die Wildnis zu erkunden, unter den Sternen zu schlafen und an Gletschern herumzukraxeln.
Dann trifft sie den vom Kaiser entsandten Entdecker River Shara, der den höchsten Berg der Gegend besteigen soll, um dort einen Talisman zu sichern. Man munkelt, vom Erfolg der Expedition hänge das Schicksal des ganzen Reichs ab. Ein Sonntagsspaziergang wird das natürlich nicht, denn den Berg "umgibt eine grauenvolle Dunkelheit". Schließlich darf Kamzin den Entdecker begleiten, und die Handlung nimmt ihren schwerfälligen, am Schema des Abenteuerromans angelehnten Lauf. Der Leser hat zu diesem Zeitpunkt bereits fast hundert Seiten Vorgeplänkel in den Knochen.
Von nun an wechseln sich ähnlich gestrickte Episoden ab, die nicht auseinander- sondern bloß aufeinanderfolgen. Wandern und klettern, streiten und kämpfen, immer wieder dieselben Verrichtungen, immer beliebiger deren Reihenfolge - das Geschehen als in Routine erstarrter Ödnisparcours. Zwischendurch baut Fawcett noch kleine Genrewechsel ein, zum Beispiel jenen vom Abenteuerschmöker zum Schmachtfetzen: "Da war etwas in seinem Blick", sagt Kamzin über River Shara, "das mein Herz rasen ließ und mir die Sprache verschlug."
Zuverlässig gehen die Figuren in ihrer Funktion auf: hier die schwer verliebte Heldin, die uns durch das Geschehen lotst; dort ihr halbseidener Abenteuerabschnittsgefährte, der für offene Fragen sorgt. Die Entourage der beiden ist stets sehr bemüht, dabei aber so farblos, dass Dramen und selbst Todesfälle in ihren Reihen vor allem eines sind: egal.
Insofern überrascht es nicht, dass Fawcett auch gute Ideen verschenkt. Einmal bekundet Kamzin, sie sei beschlagen in drei Dingen: "Klettern. Kartieren. Erforschen." Damit sagt sie zugleich, dass sie zwei verschiedene Typen repräsentiert, den Abenteurer und den Vermesser. Ersterer will in fremden, nicht kartierten Bereichen etwas erleben, Letzterer bringt die nicht kartierten Bereiche mit seiner Arbeit zum Verschwinden. Ein reizvolles Spannungsverhältnis also, dessen Potential aber ungenutzt bleibt. Und leider können selbst die Drachen, die auf der Suche nach Streicheleinheiten durch die Handlung flattern, diesen Roman nicht retten.
KAI SPANKE
Heather Fawcett: "Fuchs und Feuer".
Aus dem Englischen von Simone Wiemken. Dressler Verlag, Hamburg 2018. 512 S., geb., 20,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heather Fawcett scheitert auf dem Ödnisparcours
Am besten sind die kleinen Drachen. Sie lümmeln in Zimmernischen herum, lassen sich das Kinn kraulen und haben leuchtende Bäuche. Als fliegende Taschenlampen machen sie sich zwar hin und wieder nützlich in Heather Fawcetts Debütroman "Fuchs und Feuer". Aber eigentlich verdankt sich ihr Charme einer Possierlichkeit, aus der nichts folgt. Es ist nicht wichtig, zu erfahren, dass sie zwitschern und gerne Apfelscheiben mampfen, aber anheimelnd ist es allemal. Drolligere Statisten sind kaum denkbar.
Ihr Flair sticht auch deshalb heraus, weil die zentralen Figuren des Buchs unter etlichen Obsessionen und Problemen nur so ächzen. Kamzin, die siebzehnjährige Protagonistin, lebt in den Bergen eines von Hexen bedrohten Kaiserreichs. Die Mutter tot, die Schwester ein charakterlicher Härtefall, der beste Freund entschieden zu tuchfühlig. Seit langem träumt Kamzin davon, die Wildnis zu erkunden, unter den Sternen zu schlafen und an Gletschern herumzukraxeln.
Dann trifft sie den vom Kaiser entsandten Entdecker River Shara, der den höchsten Berg der Gegend besteigen soll, um dort einen Talisman zu sichern. Man munkelt, vom Erfolg der Expedition hänge das Schicksal des ganzen Reichs ab. Ein Sonntagsspaziergang wird das natürlich nicht, denn den Berg "umgibt eine grauenvolle Dunkelheit". Schließlich darf Kamzin den Entdecker begleiten, und die Handlung nimmt ihren schwerfälligen, am Schema des Abenteuerromans angelehnten Lauf. Der Leser hat zu diesem Zeitpunkt bereits fast hundert Seiten Vorgeplänkel in den Knochen.
Von nun an wechseln sich ähnlich gestrickte Episoden ab, die nicht auseinander- sondern bloß aufeinanderfolgen. Wandern und klettern, streiten und kämpfen, immer wieder dieselben Verrichtungen, immer beliebiger deren Reihenfolge - das Geschehen als in Routine erstarrter Ödnisparcours. Zwischendurch baut Fawcett noch kleine Genrewechsel ein, zum Beispiel jenen vom Abenteuerschmöker zum Schmachtfetzen: "Da war etwas in seinem Blick", sagt Kamzin über River Shara, "das mein Herz rasen ließ und mir die Sprache verschlug."
Zuverlässig gehen die Figuren in ihrer Funktion auf: hier die schwer verliebte Heldin, die uns durch das Geschehen lotst; dort ihr halbseidener Abenteuerabschnittsgefährte, der für offene Fragen sorgt. Die Entourage der beiden ist stets sehr bemüht, dabei aber so farblos, dass Dramen und selbst Todesfälle in ihren Reihen vor allem eines sind: egal.
Insofern überrascht es nicht, dass Fawcett auch gute Ideen verschenkt. Einmal bekundet Kamzin, sie sei beschlagen in drei Dingen: "Klettern. Kartieren. Erforschen." Damit sagt sie zugleich, dass sie zwei verschiedene Typen repräsentiert, den Abenteurer und den Vermesser. Ersterer will in fremden, nicht kartierten Bereichen etwas erleben, Letzterer bringt die nicht kartierten Bereiche mit seiner Arbeit zum Verschwinden. Ein reizvolles Spannungsverhältnis also, dessen Potential aber ungenutzt bleibt. Und leider können selbst die Drachen, die auf der Suche nach Streicheleinheiten durch die Handlung flattern, diesen Roman nicht retten.
KAI SPANKE
Heather Fawcett: "Fuchs und Feuer".
Aus dem Englischen von Simone Wiemken. Dressler Verlag, Hamburg 2018. 512 S., geb., 20,- [Euro]. Ab 12 J.
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"Liest sich einfach gut!" Börsenblatt Spezial "Kinder- und Jugendbuch", 08.02.2018