Silvio Contin, Weinhändler in einer venezianischen Kleinstadt, führt ein unbeschwertes Leben mit seiner hübschen Frau und einem kleinen Sohn. Doch eines Tages nehmen zwei Männer bei einem Raubüberfall Frau und Sohn als Geiseln und töten sie kaltblütig. Der Verlust lässt Contin tief fallen, bis ihn 15 Jahre nach der Tragödie ein Gnadengesuch des inhaftierten und mittlerweile schwer kranken Mörders, Raffaello Beggiato, erreicht. Langsam begreift Contin, dass dies die Chance seines Lebens ist: Rache. »Die dunkle Unermesslichkeit des Todes« ist ein Roman von erzählerischer Radikalität und rasender Spannung.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In eine Welt aus "Gewalt und Gier, Wahn und Verdrängung" hat sich Christoph Haas begeben und es offenbar sehr genossen. Wir wir vom Rezensenten erfahren, findet wir in Massimo Carlottos neuem Krimi etwa folgende Konstellation: Ein Überfall geht schief, es gibt Geiseln und Tote und im Anschluss einen zu Lebenslang Verurteilten. Nach fünfzehn Jahren ist dieser unheilbar am Krebs erkrankt und versucht den gebrochenen - und heruntergekommen - Mann und Vater der erschossenen Geiseln dazu zu bewegen, ein Gnadengesuch zu stellen. Wie Carlotto diese beiden Schiksale miteinander verknüpft, wie er Lebenswillen und Todeserfahrung miteinander verschränkt, das hat den Rezensent nicht losgelassen. "Packend" findet er das, düster und selbst noch im Happy-End sehr "trostlos".
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2008Aussichtsloses Leben
Hoffnungslos. Nicht einmal ein matt aufscheinendes Licht am Ende des Tunnels. Weder in dieser Welt noch im Todeskampf. "Ich kann nicht mehr sehen. Ich habe Angst, ich habe Angst, hilf mir, es ist so dunkel!", stammelt die Frau Silvio Contins, kurz bevor sie stirbt. Zufällig das Opfer einer Geiselnahme geworden, muss sie hilflos mit ansehen, wie ihr Sohn erschossen wird. Dann möchte auch sie nur noch eins: ihm in den Tod folgen. Übrig bleibt ihr Mann. Das Leben des Vertreters für Markenweine bricht zusammen. Seine gutsituierte Existenz mit Sekretärin und Mercedes gibt er auf und eröffnet einen einfachen Reparaturserviceladen. Weiterleben lässt ihn einzig der Gedanke an Rache. In "Die dunkle Unermesslichkeit des Todes" spart der italienische Autor Massimo Carlotto keinen menschlichen Abgrund aus. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen, Vergebung wird von Hass aufgefressen. Was bleibt, ist Dunkelheit, unermessliche Dunkelheit ohne Hoffnung. (Massimo Carlotto: "Die dunkle Unermesslichkeit des Todes". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2008. 188 S., geb., 18,90 [Euro].) kito
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Hoffnungslos. Nicht einmal ein matt aufscheinendes Licht am Ende des Tunnels. Weder in dieser Welt noch im Todeskampf. "Ich kann nicht mehr sehen. Ich habe Angst, ich habe Angst, hilf mir, es ist so dunkel!", stammelt die Frau Silvio Contins, kurz bevor sie stirbt. Zufällig das Opfer einer Geiselnahme geworden, muss sie hilflos mit ansehen, wie ihr Sohn erschossen wird. Dann möchte auch sie nur noch eins: ihm in den Tod folgen. Übrig bleibt ihr Mann. Das Leben des Vertreters für Markenweine bricht zusammen. Seine gutsituierte Existenz mit Sekretärin und Mercedes gibt er auf und eröffnet einen einfachen Reparaturserviceladen. Weiterleben lässt ihn einzig der Gedanke an Rache. In "Die dunkle Unermesslichkeit des Todes" spart der italienische Autor Massimo Carlotto keinen menschlichen Abgrund aus. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen, Vergebung wird von Hass aufgefressen. Was bleibt, ist Dunkelheit, unermessliche Dunkelheit ohne Hoffnung. (Massimo Carlotto: "Die dunkle Unermesslichkeit des Todes". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2008. 188 S., geb., 18,90 [Euro].) kito
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