Dominique Manotti und der mysteriöse DOA legen mit »Die ehrenwerte Gesellschaft« einen vierhändig verfassten Roman vor. Fesselnd, präzise und schnörkellos beschreiben sie die Korruptheit, die Intrigen und inzestuösen Machtverflechtungen der herrschenden Klasse in Frankreich. Ein mitreißend schneller Rhythmus, sich atemlos überschlagende Ereignisse und packende Dialoge sorgen für höchste Spannung. Eine düstere Affäre, fiktiv und doch so nahe an der Realität, dass es einen frösteln lässt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
In einer großen Sammelbesprechung stellt Rezensent Georg Renöckl die frühere Wirtschaftshistorikerin Marie-Noëlle Thibault vor, die seit den Neunzigern unter dem Pseudonym Dominique Manotti mit einer ganzen Reihe von Roman Noirs dem Frankreich unter und seit Mitterand auf den Zahn fühlt und dabei auch die Enttäuschung der Linken über den sozialistischen Präsidenten und die zunehmende Verfilzung von Politik, Justiz und Exekutive widerspiegelt. An Manottis (wie Renöckl anmerkt, im übrigen exzellent recherchierten) Romanen schätzt der Rezensent vor allem die erzählerische Rasanz, Stringenz und Effizienz, aber auch ihre Sinnlichkeit sowie nicht zuletzt die - nicht defätistische - Galligkeit, die immer dann zum Ausdruck komme, wenn Übeltäter für ihre Machenschaften in letzter Sekunde doch nicht ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können. Daran, so Renöckl, lässt sich viel ablesen über den Status Quo der Macht in Frankreich. Dass Manotti kein stehendes Figurenpersonal pflegt, schadet den Romanen kein bisschen, so der Rezensent. Vielmehr bilde ihr hervorragender Stil eine willkommene Konstante, so etwa auch im gemeinsam mit DOA verfassten Roman "Die ehrenwerte Gesellschaft", der mit einem gewohnt präzise geschilderten Mord beginne, der allerdings - ärgerlich für den Mörder - über eine Webcam beobachtet wurde und schließlich, da ein Polizist der Atombehörde das Opfer ist, weite Kreise ziehe. Hier erweist sich die Autorin einmal mehr "als Expertin für Verfilztes aller Art" und bietet Einblick in einen Polizeiapparat und eine politisch-gesellschaftliche Elite, die von außen betrachtet gleichermaßen labyrinthisch undurchdringbar erscheinen, notiert der begeisterte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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