Die drei Klavierpädagog(inn)en Adolph Kullak, Elisabeth Caland und Rudolf Breithaupt, deren Werke innerhalb von fünf Jahrzehnten zwischen 1860 und 1915 erschienen, gelten als Vertreter unterschiedlicher Bewegungsphilosophien, die mit gerader, spiraler und freier Bewegung in Verbindung stehen und bis in die heutige klaviermethodische Praxis fortwirken. Um 1900, einer Zeit des Aufbruchs, der Forschung und Zusammenarbeit mit Ärzten, wurden ältere Auffassungen angezweifelt. Durch interdisziplinäre Befruchtung, philosophische Ausblicke und starkes Engagement wollte man ein mechanisches Klavierspiel vermeiden und es von falschen Spannungen befreien.Auch um die Divergenz zwischen der älteren Fingerschule und der sogenannten Gewichtsschule bzw. der koordinierten Schule, wie man sie später nannte, geht es in diesem Buch. Begriffe wie Gleichgewicht, Mittelpunkt, Entlastung und Ausnutzung vorhandener Ressourcen, Hauptgedanken in der Klaviermethodik Calands, waren erstaunlich weitsichtig; sie werden heute von Forschern auf dem Gebiet der modernen Anatomie und Ergonomie bestätigt. Der Titel ist zugleich ein praktisches Lehr- und ein Geschichtsbuch für alle Musiker(innen) und Pädagog(inn)en im Fach Klavier und Orgel.
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