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Produktdetails
  • Verlag: Fest
  • Originaltitel: Mich're ha-kerach
  • Seitenzahl: 284
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 446g
  • ISBN-13: 9783828600683
  • ISBN-10: 3828600689
  • Artikelnr.: 08855366
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Aharon Appelfeld hat seine Romane aus der eigenen Erfahrung geschrieben. 1932 wurde er in der Bukowina geboren, lebte im Ghetto Czernowitz, flüchtete später aus dem Konzentrationslager, schloss sich 1944 der Roten Armee an und emigrierte nach dem Krieg nach Palästina, informiert Dorothea Trottenberg. Die jüngst erschienenen beiden Romane über das Überleben zweier Juden möchte er als "Saga jüdischer Traurigkeit" gelesen wissen, nicht als historisches Zeugnis, berichtet die Rezensentin. Als Historiker hat er sich darin auch zurückgehalten, meint Trottenberg, was den Geschichten selbst eine umso beklemmendere Atmosphäre verleihe. Für die Rezensentin ist der Autor ein hebräischer Erzähler, der seine Wurzeln in der europäischen Moderne sieht und in der Tradition von Samuel Beckett, Franz Kafka und Franz Werfel steht.
1) Aharon Appelfeld: "Die Eismine"
In "Die Eismine" stellt der Autor den Juden Erwin in den Mittelpunkt der Erzählung. Er überlebt zwar Ghetto und Lagerleben, aber nicht als der, der er einmal war. Die Erfahrung der sozialen Isolierung, Stigmatisierung, Zwangsarbeit und Deportation werden hier sehr eindringlich beschrieben, von einem, der die Perspektive seiner Figuren einnimmt, ohne als um das Ende wissender Erzähler zu fungieren und damit eine Distanz zwischen Leser und Figuren aufzubauen, meint Trottenberg. Ohne Pathos habe Appelfeld hier die Leiden des Lagerlebens beschrieben, in einem nüchternen und klaren Stil. Beinahe unterkühlt, so die Rezensentin, doch der Schrecken ist für sie zwischen den Zeilen sehr deutlich geworden.
2) Aharon Appelfeld: "Für alle Sünden"
Diesen Roman, bereits 1993 und 1996 auf Deutsch erschienen und jetzt noch einmal neu aufgelegt, hat die Rezensentin als eine Art Fortsetzungsroman zu "Die Eismine" gelesen, obgleich das Werk früher erschienen ist. Denn er spielt in der Zeit nach der Auflösung der Lager und thematisiert das, was der Jude Erwin am Ende von "Die Eismine" anspricht: Die Entwurzelung und Desorientierung der Displaced Persons, zu denen auch der Protagonist in "Für alle Sünden", Theo, gehört, der versucht, nach Kriegsende die traumatischen Erinnerungen an das Lagerleben abzuschütteln und ein "normales" Leben zu führen. Fremdheit, existentielle Einsamkeit und Unbehaustheit sind für Theo, schreibt Trottenberg, zu einer beklemmenden Realität geworden. Wie für den Autor, fügt die Rezensentin an, der nie mehr in seine Heimat zurückgekehrt ist.

© Perlentaucher Medien GmbH
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So unvergleichlich wie das, worüber er schreibt, ist Appelfelds Stimme, die aus einem verwundeten Bewusstsein irgendwo zwischen Vergessen und Erinnern erwächst und das, was sie erzählt, gleichzeitig Parabel und Geschichte sein läßt. Philip Roth