Kaska Brylas manischer Realismus zieht uns in seinen Bann. "Die Eistaucher" ist ein hochaktueller und schmerzhaft intensiver Roman.Iga, die Skaterin, die schöne Jess und der pummelige Ras sind Außenseiter_innen in ihrer Schulklasse, doch gemeinsam bilden sie eine verschworene Gruppe, die unzertrennlichen "Eistaucher". Als die Jugendlichen eines Nachts Zeugen eines brutalen polizeilichen Übergriffs werden und diese Schandtat folgenlos bleibt, beschließen sie, das Recht selbst in die Hand zu nehmen. Zwanzig Jahre später taucht ein geheimnisvoller Fremder auf, der von der damaligen Rache zu wissen scheint und das prekäre Gleichgewicht gefährdet... Gekonnt verwebt Kaska Bryla eine packende Story über die Ursachen von Radikalisierung mit einem Plädoyer für Solidarität und Liebe. Dieser Roman ist nichts für schwache Nerven und alles für brennende Herzen!
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Kaśka Brylas Roman macht es seinen Lesern nicht leicht, meint Rezensent Juri Wasenmüller. Er erzählt rückblickend von einer Gruppe befreundeter Jugendlicher an einem katholischen Internat: Sie sind Außenseiter, wollen sich gegen das Unrecht der Welt auflehnen und überwiegend queere Beziehungen führen, was für den Kritiker mit einer lobenswerten Selbstverständlichkeit behandelt wird. Andererseits wiederum ist die Perspektive des Rückblicks die des erwachsenen Saša, der eine Vergewaltigung begangen hat; eine kritikwürdige narrative Entscheidung, findet Wasenmüller. Wie das Thema Missbrauch an katholischen Schulen auf neue Weise gestellt werde - wie verhält es sich, wenn eine junge, lässige Französischlehrerin mit der jungen Iga flirtet? -, findet er hingegen wieder spannend. Ein "gewaltvolles wie feinfühliges" Buch über die Überzeugungen der Jugend und was davon im Erwachsenenalter übrigbleibt, schließt Wasenmüller anerkennend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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