Die Enkopresis ist im Kindes- und Jugendalter kein haufiges Symptom. Wenn es indessen vorkommt, so ist es im Gegensatz zu anderen neurotischen St6rungen wegen seiner Penetranz nicht zu Ubersehen. Das enkopretische Kind wird von seiner Umgebung so gut wie immer gemieden, zumindest auf Distanz gehalten und sehr oft ausgelacht. Der Aspekt der Selbstbestra fung ist in diesem Kontext nicht zu verkennen. Die Aggressivitiit richtet sich aber auch nach au~en, und zwar spezifisch gegen die Mutter. Ein schmierendes Kind ist ftir sie bei Verwandten, Nachbarn und Lehrern eine stille, aber unverkennbare Anklage. Sowohl ftir das Kind wie auch fUr die Umgebung wird das Symptom, wenn es persistiert, zu einer gro~en Bela stung. So kommt es oft zu offenen oder verdeckten Konflikten und zu einer zunehmenden psychosozialen Isolation. Dieses Krankheitsbild ist in der wissenschaftlichen Literatur nur wenig bearbeitet. In der vorliegenden Monographie werden die verschiedenen Aspekte der Enkopresis durch A. Wille ausftihrlich dargestellt. Er fa~t die Literatur der letzten Jahre zum Thema Ubersichtlich zusammen. Damit hat der Leser die M6glichkeit, sich rasch und zweckmii~ig ein Bild yom heuti gen Stand des Wissens zu machen. Der Verfasser bringt aber noch eigene, bedeutsame Beitriige zur Erforschung der Enkopresis im iitiologischen, pathogenetischen und therapeutischen Bereich. Er hat zu diesem Zweck ein gro~es Krankengut systematisch bearbeitet. Neben Querschnittsunter suchungen wurden in einer katamnestischen Studie die Krankheitsverliiufe untersucht.