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Was macht Österreich aus? Was ist typisch österreichisch? Was wird als typisch österreichisch empfunden? Gregor Auenhammer machte sich auf, um Österreich anhand von 100 Objekten zu erklären. Keine leichte Aufgabe! Die Auswahl war naturgemäß subjektiv, dabei stets hintergründig und tiefgründig, teilweise auch abgründig: eine virtuelle Sammlung, die Österreich begreifbar macht.

Produktbeschreibung
Was macht Österreich aus? Was ist typisch österreichisch? Was wird als typisch österreichisch empfunden? Gregor Auenhammer machte sich auf, um Österreich anhand von 100 Objekten zu erklären. Keine leichte Aufgabe! Die Auswahl war naturgemäß subjektiv, dabei stets hintergründig und tiefgründig, teilweise auch abgründig: eine virtuelle Sammlung, die Österreich begreifbar macht.
Autorenporträt
Gregor Auenhammer, geboren 1966 in Wien; studierte Geschichte, Philosophie und Psychologie. Seit 1988 für die Tageszeitung "Der Standard" als Leiter der Produktionsplanung und als Rezensent tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2012

Kleines Land, großer Schmäh
Gregor Auenhammer hinterfragt anhand von 100 Dingen, was eigentlich typisch österreichisch ist
  Ein Phallus am Stephansdom? Die Sissi soll geraucht haben? Ah geh’, bitte! Und das Wiener Schnitzel ist eigentlich ein Mailänder? Na, hören’S doch auf damit! Unsere ganzen, lieb gewonnenen Klischees über das Lieblings-Nachbarland, Gregor Auenhammer hinterfragt sie – einerseits. Und bedient sie – andererseits. Typisch Österreicher!
  „Die Entdeckung Österreichs in 100 Objekten“ heißt das Buch des für den Standard tätigen Feuilletonisten. 100 Dinge hat er, naturgemäß ganz subjektiv, ausgewählt, um durch sie „das austriakische Selbstverständnis zwischen Überschätzung und Minderwertigkeit“ zu hinterfragen. Er lässt schon im Vorwort keinen Zweifel daran, dass „das Urwienerische oft gar nicht aus Wien stammt“ und geht von der These aus, „dass die österreichische Nationaltracht die Niedertracht ist“. Das weckt natürlich hohe Erwartungen, und tatsächlich finden sich unter den 100 Objekten relativ viele Kleidungsstücke, von Hermann Maiers gelbem Skihelm über Arthur Schnitzlers „Vatermörder“ bis hin zu den Sockenhaltern von – Gott hab ihn selig – Hans Moser. Schade nur, dass es die im Vorwort angekündigten Fellstiefel von Hansi Hinterseer dann doch nicht unter die ersten 100 geschafft haben – knapp am Stockerl vorbeigeschrammt.
  Wer jetzt denkt, hier gehe es nur um den sprichwörtlichen Wiener Schmäh, der irrt. Der Leser und auch der Tourist erfährt in den pointiert geschriebenen Miniaturen durchaus Wissenswertes über sein Lieblingsreiseland, vieles auch bei der nächsten Reise überprüfbar. Dass etwa die mittelalterlichen Steinmetze links und rechts vom Eingangsportal des Stephansdoms einen überdimensionalen Phallus und eine Vulva herausgemeißelt haben, steht ja in kaum einem Reiseführer. Ob das nun dem analphabetischen Kirchenvolk die nach Geschlechtern getrennte Sitzordnung verdeutlichen sollte, heidnische Fruchtbarkeitssymbole darstellt oder, wie die katholische Kirche meint, schlicht die Bipolarität der Welt zeigen soll – interessant ist es allemal. Genauso wie der schlichte, runde Kaffeehaustisch von Adolf Loos, den Auenhammer nur zum Anlass nimmt, um die Möbelposse im berühmten, einst von Loos eingerichteten Café Museum zu erzählen: 1930 wurden die Loos’schen Möbel durch jene eines gewissen Josef Zotti ersetzt. 2003 ließ der Wirt diese rausschmeißen und mit Repliken der Loos-Originale ersetzen. Die Stammkundschaft goutierte das nicht, weil Zottis Möbel viel bequemer waren, sodass seit 2010 wieder diese dort stehen – nur ein paar runde Marmortische von Loos sind geblieben.
  Viele der beschriebenen Gegenstände sind nicht in einem Museum zu finden, sondern im alltäglichen Leben (das Wiener Schnitzel) oder sogar nur im kollektiven Bewusstsein der Österreicher, wie etwa der Misthaufen, den selbst berufene Heimatschützer am Tag der Premiere von Thomas Bernhards Österreich-Beschimpf-Stück „Heldenplatzvor das Burgtheater kippten. Das ganze Land ist eine Bühne, so hat man es in der Alpenrepublik immer schon gehalten, und wem diese Bühne zu klein und spießig war, der suchte sein Glück in Übersee. Womit wir schon bei den ersten, selbst zusammengeschweißten Hanteln der „Styrian Oak“, Arnold Schwarzenegger, wären, die heute in seinem Geburtshaus in Thal bei Graz zu bewundern sind. Von dort ist es natürlich nur ein kleiner gedanklicher Schritt zum Haargel, das der aus armen Verhältnissen kommende Wiener Bub Hannes Hölzel zum Markenzeichen seiner Kunstfigur Falco gemacht hat. Auch wenn die Geltube nirgends zu besichtigen ist, nimmt sie Auenhammer zu seinen 100 Dingen. Schließlich sage die snobistische Frisur und das arrogant-aristokratische Gehabe des Sängers einiges über seine Ausnahmestellung im sonst von zotteligen Austro-Rockern bevölkerten Land aus. Klar, dass er, wie so viele große Österreicher, erst posthum wirklich Anerkennung fand im eigenen Land. Da verdrücken wir schnell Objekt Nummer 100: die Träne im Knopfloch.
HANS GASSER
Gregor Auenhammer: Die Entdeckung Österreichs in 100 Objekten. Metro Verlag, Wien 2012. 320 Seiten, 24,90 Euro.
Manches existiert nur noch im
Gedächtnis: Falcos Haargel und
der Mist vor dem Burgtheater
Staub, Steine und Ziegen sind ständige Begleiter im Wakhan-Korridor, wo Azra, eine junge Hirtin, den Betrachter in den Bann zieht.
FOTOS: MATTHIEU PALEY
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ach ja, Österreich und die Österreicher. Einmal anders zu entdecken, nämlich höchst subkjektiv aus Sicht eines Wiener Feuilletonisten, ist Austrialien laut Hans Gasser mit Gregor Auenhammers Vademecum, das uns Mythen und Märchen und, schlimmer noch, einige Wahrheiten über die Alpenrepublik präsentiert. Zum Beispiel: Was es mit der österreichischen Nationaltracht auf sich hat (es ist die Niedertracht, haha) oder mit Arnis Hanteln aus Jugendtagen oder mit Hans Mosers Sockenhaltern (gähn). Gasser jedenfalls amüsiert sich köstlich.

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