Das Leben steckt voller Geheimnisse - insbesondere, wenn Katja Lange-Müller davon erzählt. Mit großer Liebe zum Detail blickt sie auf Artverwandtes und -fremdes, berichtet von Tieren im Zoo und in freier Wildbahn, von Stränden, Wäldern, amerikanischen Baseballstadien und Berliner Bezirken. Sie ist den Wesen, die diese Orte bevölkern, auf der Spur und zieht mit ihrem Gefühl für Stimmungen den Leser hinein in die Exotik des Alltags.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
»Katja Lange-Müller ist eine Meisterin des Understatement.« (Katharina Döbler, NZZ)
»Wie der Titel schon nahe legt, handelt es sich beim jüngsten Werk der Berliner Schriftstellerin um sehr unterschiedliche Prosastücke. Urlaubserinnerungen von Erdferkeln, Goldhamstern und eben Enten, Anekdoten, Satiren, Skizzen: Lange-Müller in bester Kurzform, eine vergnügliche und anregende Sommermischung voller Texte, die sich oft leichter lesen, als sie gemeint sind, Texte für den zweiten, manchmal auch dritten Blick.« (Hörzu)
»Wie der Titel schon nahe legt, handelt es sich beim jüngsten Werk der Berliner Schriftstellerin um sehr unterschiedliche Prosastücke. Urlaubserinnerungen von Erdferkeln, Goldhamstern und eben Enten, Anekdoten, Satiren, Skizzen: Lange-Müller in bester Kurzform, eine vergnügliche und anregende Sommermischung voller Texte, die sich oft leichter lesen, als sie gemeint sind, Texte für den zweiten, manchmal auch dritten Blick.« (Hörzu)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.2003Zwischen Scham und Stolz
Katja Lange-Müller und Jana Hensel im Architektur Museum
Ein Autor kam nicht, ein Büchertisch fehlte, und auch die Akustik ließ zu wünschen übrig. Zudem entpuppte sich das, was das Deutsche Architektur Museum in Frankfurt großspurig als "Symposion" angekündigt hatte, als landläufige Lesung mit anschließender Publikumsdiskussion. Dem Literaturhaus kann man es nicht verargen, daß die Kooperationspartner am südlichen Mainufer so unprofessionell zu Werke gingen, der Moderatorin Hanne Kulessa auch nicht. Sie erfuhr erst in der Pause, daß Wolfgang Engler mit einer Sommergrippe im Bett lag und sich nicht an der Gesprächsrunde mit seinen Kolleginnen Katja Lange-Müller und Jana Hensel beteiligen konnte. Dennoch meisterte die Journalistin vom Hessischen Rundfunk den Abend im stickigen Auditoriumsbunker mit Bravour.
Müssen sich die Kinder der ehemaligen DDR ihrer Herkunft schämen? Oder sollen sie stolz auf den politischen Bruch in ihrer Entwicklung sein? Was die Fotos der Ausstellung "City Scape East" in der dritten Etage des Museums abbilden, ist auch bei Jana Hensel nachzulesen: die Erfahrung einer deutschen Identität im Wandel. In ihrem Buch "Zonenkinder", das voriges Jahr bei Rowohlt erschienen ist, wundert sich die 27 Jahre alte Leipzigerin, die jetzt in Berlin lebt, über das enge Verhältnis westlicher Freunde zu den Eltern. Als "Söhne und Töchter der Verlierer" versuchten hingegen die "Aufstiegskinder" ihre Wurzeln zu vergessen und ihr Leben vor den Eltern geheimzuhalten. Statt zu rebellieren wie die Achtundsechziger, wollten sie ihren Eltern, die ohnehin schon am Boden seien, eher beistehen als nach deren historischer Schuld fragen. Katja Lange-Müller, die schon seit 1984 im Westen Berlins lebt und zur Elterngeneration gehört, erzählt in ihrem Buch "Die Enten, die Frauen und die Wahrheit" vom Ost-West-Verkehr im "Sklavendreieck" von Moabit. Etwa in der "Feuchten Welle", einer Kiez-Kneipe, in der obdachlose Gelegenheitsarbeiter campieren und bierselige Nachtschwärmer polnische Besucher schikanieren. Wo es Jana Hensel nur um die Sache geht, die ihr persönlich unter den Nägeln brennt, legt Katja Lange-Müller auch Wert auf eine gewisse literarische Form. Selbst in jenen komplexen Satzkonstrukten, in denen man beim Zuhören irgendwann den Anschluß an das Subjekt verliert, setzt sich der handfeste trockene Humor der Berlinerin durch. Es war ein Genuß, ihr zuzuhören, während das "zwittrige Ostwestkind" vor allem um Mitgefühl buhlte.
Dieses wurde ihm vor allem von der abgeklärten Kollegin zuteil, obwohl sich auch Katja Lange-Müller mit dem prätendierten "Wir" Jana Hensels nicht anfreunden konnte. Erst recht wußte die Moderatorin nicht, was sie von der "negativen" Perspektive der jungen Autorin halten sollte, und das Publikum fragte sich sogar, ob die "Zonenkinder" nicht Grund hätten, stolz zu sein auf ihre besonderen Erfahrungen. Doch Jana Hensel ist schon froh, daß sie sich nicht mehr schämen muß: für ihre Eltern, ihre Lehrer und ihre sächsische Mundart, die sie sich abgewöhnt hat. Die Erfahrung einer gebrochenen Sozialisierung macht ihr das Leben schwer inmitten einer Gesellschaft, die an Kontinuität gewöhnt ist. Vielleicht wird sie eines Tages wie Katja Lange-Müller eher das Differente zwischen Ost und West wahrnehmen als das Trennende.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Katja Lange-Müller und Jana Hensel im Architektur Museum
Ein Autor kam nicht, ein Büchertisch fehlte, und auch die Akustik ließ zu wünschen übrig. Zudem entpuppte sich das, was das Deutsche Architektur Museum in Frankfurt großspurig als "Symposion" angekündigt hatte, als landläufige Lesung mit anschließender Publikumsdiskussion. Dem Literaturhaus kann man es nicht verargen, daß die Kooperationspartner am südlichen Mainufer so unprofessionell zu Werke gingen, der Moderatorin Hanne Kulessa auch nicht. Sie erfuhr erst in der Pause, daß Wolfgang Engler mit einer Sommergrippe im Bett lag und sich nicht an der Gesprächsrunde mit seinen Kolleginnen Katja Lange-Müller und Jana Hensel beteiligen konnte. Dennoch meisterte die Journalistin vom Hessischen Rundfunk den Abend im stickigen Auditoriumsbunker mit Bravour.
Müssen sich die Kinder der ehemaligen DDR ihrer Herkunft schämen? Oder sollen sie stolz auf den politischen Bruch in ihrer Entwicklung sein? Was die Fotos der Ausstellung "City Scape East" in der dritten Etage des Museums abbilden, ist auch bei Jana Hensel nachzulesen: die Erfahrung einer deutschen Identität im Wandel. In ihrem Buch "Zonenkinder", das voriges Jahr bei Rowohlt erschienen ist, wundert sich die 27 Jahre alte Leipzigerin, die jetzt in Berlin lebt, über das enge Verhältnis westlicher Freunde zu den Eltern. Als "Söhne und Töchter der Verlierer" versuchten hingegen die "Aufstiegskinder" ihre Wurzeln zu vergessen und ihr Leben vor den Eltern geheimzuhalten. Statt zu rebellieren wie die Achtundsechziger, wollten sie ihren Eltern, die ohnehin schon am Boden seien, eher beistehen als nach deren historischer Schuld fragen. Katja Lange-Müller, die schon seit 1984 im Westen Berlins lebt und zur Elterngeneration gehört, erzählt in ihrem Buch "Die Enten, die Frauen und die Wahrheit" vom Ost-West-Verkehr im "Sklavendreieck" von Moabit. Etwa in der "Feuchten Welle", einer Kiez-Kneipe, in der obdachlose Gelegenheitsarbeiter campieren und bierselige Nachtschwärmer polnische Besucher schikanieren. Wo es Jana Hensel nur um die Sache geht, die ihr persönlich unter den Nägeln brennt, legt Katja Lange-Müller auch Wert auf eine gewisse literarische Form. Selbst in jenen komplexen Satzkonstrukten, in denen man beim Zuhören irgendwann den Anschluß an das Subjekt verliert, setzt sich der handfeste trockene Humor der Berlinerin durch. Es war ein Genuß, ihr zuzuhören, während das "zwittrige Ostwestkind" vor allem um Mitgefühl buhlte.
Dieses wurde ihm vor allem von der abgeklärten Kollegin zuteil, obwohl sich auch Katja Lange-Müller mit dem prätendierten "Wir" Jana Hensels nicht anfreunden konnte. Erst recht wußte die Moderatorin nicht, was sie von der "negativen" Perspektive der jungen Autorin halten sollte, und das Publikum fragte sich sogar, ob die "Zonenkinder" nicht Grund hätten, stolz zu sein auf ihre besonderen Erfahrungen. Doch Jana Hensel ist schon froh, daß sie sich nicht mehr schämen muß: für ihre Eltern, ihre Lehrer und ihre sächsische Mundart, die sie sich abgewöhnt hat. Die Erfahrung einer gebrochenen Sozialisierung macht ihr das Leben schwer inmitten einer Gesellschaft, die an Kontinuität gewöhnt ist. Vielleicht wird sie eines Tages wie Katja Lange-Müller eher das Differente zwischen Ost und West wahrnehmen als das Trennende.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In vielen der ganz verschiedenen Prosastücke, die der Band "Die Enten, die Frauen und die Wahrheit" versammelt, zeigt sich Katja Lange-Müller zur Freude von Rezensent Heinrich Detering in absoluter "Bestform". Etwa wenn sie aus einer anekdotischen Urlaubserinnerung vom Strand in Nicaragua, wo sie einem sterbenskranken streunenden Hund begegnet, eine "majestätische Erzählung von Trauer, Tod und Vergeblichkeit" entwickle. Ihre Geschichten von Enten im Stadtpark, der Einsamkeit der Goldhamster oder dem "zarte Schnaufen" des Erdferkels im Nachttiertrakt des Berliner Zoos überzeugen Detering durch ihren "Humor ohne Possierlichkeit" und ihre "Warmherzigkeit ohne Sentimentalität". Allerdings bleiben manche der Erzählungen zum Bedauern des Rezensenten zu skizzenhaft. Für die besten Geschichten des Bandes findet Detering einen kuriosen Vergleich: sie lesen sich, versichert er, wie Ernst Jüngers "Subtile Jagden" in einer Remix-Version von Max Goldt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Vergnüglich sind Lange-Müllers Geschichten, manch satirisches Kleinod ist darunter« Kölner Stadt-Anzeiger Magazin
In vielen der ganz verschiedenen Prosastücke, die der Band "Die Enten, die Frauen und die Wahrheit" versammelt, zeigt sich Katja Lange-Müller zur Freude von Rezensent Heinrich Detering in absoluter "Bestform". Etwa wenn sie aus einer anekdotischen Urlaubserinnerung vom Strand in Nicaragua, wo sie einem sterbenskranken streunenden Hund begegnet, eine "majestätische Erzählung von Trauer, Tod und Vergeblichkeit" entwickle. Ihre Geschichten von Enten im Stadtpark, der Einsamkeit der Goldhamster oder dem "zarte Schnaufen" des Erdferkels im Nachttiertrakt des Berliner Zoos überzeugen Detering durch ihren "Humor ohne Possierlichkeit" und ihre "Warmherzigkeit ohne Sentimentalität". Allerdings bleiben manche der Erzählungen zum Bedauern des Rezensenten zu skizzenhaft. Für die besten Geschichten des Bandes findet Detering einen kuriosen Vergleich: sie lesen sich, versichert er, wie Ernst Jüngers "Subtile Jagden" in einer Remix-Version von Max Goldt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH