Das Leben steckt voller Geheimnisse - insbesondere, wenn Katja Lange-Müller davon erzählt. Mit großer Liebe zum Detail blickt sie auf Artverwandtes und -fremdes, berichtet von Tieren im Zoo und in freier Wildbahn, von Stränden, Wäldern, amerikanischen Baseballstadien und Berliner Bezirken. Sie ist den Wesen, die diese Orte bevölkern, auf der Spur und zieht mit ihrem Gefühl für Stimmungen den Leser hinein in die Exotik des Alltags.
In vielen der ganz verschiedenen Prosastücke, die der Band "Die Enten, die Frauen und die Wahrheit" versammelt, zeigt sich Katja Lange-Müller zur Freude von Rezensent Heinrich Detering in absoluter "Bestform". Etwa wenn sie aus einer anekdotischen Urlaubserinnerung vom Strand in Nicaragua, wo sie einem sterbenskranken streunenden Hund begegnet, eine "majestätische Erzählung von Trauer, Tod und Vergeblichkeit" entwickle. Ihre Geschichten von Enten im Stadtpark, der Einsamkeit der Goldhamster oder dem "zarte Schnaufen" des Erdferkels im Nachttiertrakt des Berliner Zoos überzeugen Detering durch ihren "Humor ohne Possierlichkeit" und ihre "Warmherzigkeit ohne Sentimentalität". Allerdings bleiben manche der Erzählungen zum Bedauern des Rezensenten zu skizzenhaft. Für die besten Geschichten des Bandes findet Detering einen kuriosen Vergleich: sie lesen sich, versichert er, wie Ernst Jüngers "Subtile Jagden" in einer Remix-Version von Max Goldt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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