"Die Erfindung der Flügel" entführt uns als Leser in eine ganz besondere Zeit. In eine Zeit, in der Sklaverei an der Tagesordnung war und Frauen kaum Rechte hatten. Es war interessant, aber auch schmerzlich Rückblick zu halten. Im Wechsel berichten Handful und Sarah von ihrem Leben, welches allein
schon dadurch unterschiedlich aussieht, da es aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird. Auf…mehr"Die Erfindung der Flügel" entführt uns als Leser in eine ganz besondere Zeit. In eine Zeit, in der Sklaverei an der Tagesordnung war und Frauen kaum Rechte hatten. Es war interessant, aber auch schmerzlich Rückblick zu halten. Im Wechsel berichten Handful und Sarah von ihrem Leben, welches allein schon dadurch unterschiedlich aussieht, da es aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird. Auf der anderen Seite führt das Leben Sarah und Handful immer wieder zusammen. Sarah, die Charlotte versprochen hat Handful / Hetty die Freiheit zu schenken, stößt auf taube Ohren und vielleicht wird dieses Vorhaben auch nie gelingen. Hettys Leben ist geprägt von der Sehnsucht nach Freiheit und der Gewalt, die die Gutsbesitzer auf sie ausüben. Sklaven werden gehalten wie Vieh und auch so behandelt. Natürlich weiß ich um die Zustände der damaligen Zeit, aber es erneut zu lesen, was sehr schmerzhaft und ich bin sehr dankbar, dass sich einiges geändert hat und Menschen nicht an Hautfarbe und Herkunft bemessen werden. Für Sarah, die als Frau mit einem großen Verstand gesegnet wurde, werden viele Steine in den Weg gelegt, die nur aus der Tatsache entstehen, als Frau geboren zu sein. Frauen ist vorbestimmt zu heiraten und Kinder zu bekommen. Bildung ist Nebensache, auch wenn es für Sarah nichts größeres gibt als zu lesen. Dieses Geschenk macht sie auch Hetty und beide werden hart dafür bestraft, denn den Sklaven ist Bildung vorenthalten. Eine Logik, die sich mir erst nach und nach erschließt und mich völlig aus der Fassung bringt. Ich denke, dass sich die Autorin in diesem Punkt ganz nah an der Wahrheit bewegt hat. Haltet die Sklaven klein, dann können sie euch auch nicht gefährlich werden.
Die Autorin Sue Monk Kidd bedient sich einer wunderbaren Sprache, die mich mit Leichtigkeit durch das Buch hat fliegen lassen, fast so als hätte ich selbst die Flügel einer Schwarzdrosssel. Die Schwarzdrossel fließt immer wieder in den Roman mit ein und hat eine ganz besondere Bedeutung für Charlotte und Hetty. Charlotte ist in diesem Buch eine ganz starke und außergewöhnliche Person, denn ihr fällt es zunehmend schwer sich ihrem Schicksal zu beugen, welches sich dadurch natürlich auch auf Hetty überträgt. Durch den Text im Anhang des Buches wird schnell klar, warum Sue Monk Kidd sich gerade dieser Story gewidmet hat. Auch wenn sicherlich vieles Fiktion ist, kommt doch eine gewisse Authentizität zum Tragen, die "Die Erfindung der Flügel" ganz klar aus der breiten Masse hervorhebt. Für mich war es ein Leseerlebnis der ganz anderen Art. Ich wurde mitgetragen, zum Nachdenken angeregt, habe meine Fäuste wegen vieler Ungerechtigkeiten geballt und mich am Ende zufrieden zurückgelehnt und Rückschau gehalten, auf ein Buch, welches wirklich Flügel verleiht und dem Titel des Romans so passend erscheinen lässt.
Eine unbedingte Leseempfehlung von meiner Seite aus. Lesern, die schon "Onkel Toms Hütte" geliebt haben, werden auch an "Die Erfindung der Flügel" ihre helle Freude haben. Es ist kein Wohlfühlbuch, das sollte schon vor dem Kauf klar sein, aber dennoch ist es ein echter Buchschatz. Man lernt vieles und nicht nur die Betrachtung der Frauenrechte und die Sklavenhaltung wirkte interessant, sondern auch die Quäkerbewegung und die Presbyterianer, die dem gegenüberstanden. es ist ein Eintauchen in eine andere Welt und ein Abheben von dieser. Ein Loslösen und Freiwerden! Lasst euch auf "Die Erfindung der Flügel" ein und ich bin mir sicher, dass Hetty und Sarah euer Denken und Sinnen verändern werden.